Daten von knapp einhundert deutschen Kinderkliniken sprechen dafür, dass es keine hohe Coronavirus-Dunkelziffer bei Kindern und Jugendlichen gibt. Michael Kabesch von der Kinderklinik St. Hedwig der Universität Regensburg und weitere Kinder- und Jugendärzte berichteten am Montag von ihrem Projekt, in dessen Rahmen sie Kinderkliniken fragten, wie viele Routinetests auf Sars-CoV-2-Infektionen sie zwischen Mai und Mitte November durchgeführt haben und welcher Anteil davon positiv war. An vielen Kinderkliniken finden, ebenso wie bei Erwachsenen, Routinetests auf das Coronavirus statt, wenn Patientinnen und Patienten aus verschiedensten Gründen dort behandelt werden müssen.
Den Angaben zufolge waren bei den jungen Getesteten von 116.000 lediglich 612 positiv, das entspricht gut einem halben Prozent (0,53). Die Positivrate sei aber seit Oktober gestiegen, wie dies auch in der Gesamtbevölkerung der Fall sei. Sie lag von Anfang Oktober bis Mitte November bei 1,3 Prozent.
Das Fazit der Kinder- und Jugendärzte: Es gibt keine ausgeprägte Untertestung von Kindern – also keine höhere Dunkelziffer als bei den Erwachsenen. Das wurde immer wieder vermutet, weil Kinder bei einer Covid-19-Erkrankung häufiger symptomfrei bleiben.
Die Mediziner sprachen sich auch vor diesem Hintergrund dafür aus, die Schulen weiter geöffnet zu lassen. Laut der Befragung hätten sich die meisten Kinder und Jugendlichen in der Familie oder im Freundeskreis mit dem Coronavirus angesteckt. Nur in acht Fällen sei die Schule als Ort der Ansteckung angegeben worden. Ähnliches zeigte auch eine Untersuchung aus Hamburg, laut der sich vier Fünftel der mit dem Coronavirus infizierten Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule angesteckt hatten.
»Es gibt einen internationalen Konsens, dass Schulen und Kinder nicht der Hauptfaktor für die Übertragung von Covid-19 sind. Und Kollateralschäden für Kinder durch Schulschließungen sind viel schwerwiegender als die Gefahr durch Covid in den Schulen«, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Johannes Hübner.
spiegel
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