Es ist – zumindest für viele Bürger – ein zunächst nicht ganz unangenehmer Nebeneffekt der Pandemie: Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im November gesunken, und zwar den vierten Monat in Folge.
Um 0,3 Prozent gingen die Lebenshaltungskosten in den Ländern der Währungsunion nach einer ersten Schätzung der Statistikbehörde Eurostat im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Wie in den Vormonaten waren erneut vor allem die niedrigen Energiepreise die Hauptursache für den Rückgang.
Die Energiekosten sanken in den 19 Staaten der Eurozone laut Eurostat um 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Leicht gaben auch die Kosten für Industriegüter nach, die 0,3 Prozent billiger wurden. Die Preise für Dienstleistungen stiegen hingegen um 0,6 Prozent. Lebensmittel, Alkohol und Tabak verteuerten sich um 1,9 Prozent.
Der Preissturz bei den Energiekosten war wegen der Corona-Pandemie im Frühjahr teilweise noch heftiger ausgefallen. Vor allem ausgeprägtere Preissteigerungen bei Lebensmitteln hatten dies aber kompensiert, sodass die Inflation damals im Plus blieb. Die Verbraucherpreise insgesamt sanken dann erstmals im August. Das letzte Mal davor war ein Rückgang im Mai 2016 verzeichnet worden.
Üblicherweise streben Zentralbanken bei der Inflation einen Wert von knapp unter zwei Prozent an, der als optimal für die Entwicklung der Wirtschaft gilt. Sinkende Preise schüren hingegen die Sorge vor einer Deflation – einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale mit anhaltend fallenden Preisen und Löhnen.
Die für die Geldpolitik im Euroraum zuständige Europäische Zentralbank (EZB) hat diese Rate seit Langem nicht mehr dauerhaft erreicht. Deshalb hatte sie ihre Geldpolitik schon vor der Coronakrise stark gelockert. In der Krise wurde die Geldpolitik zwecks konjunktureller Unterstützung noch großzügiger. Wegen der zweiten Viruswelle hat die Notenbank bereits signalisiert, ihre geldpolitische Unterstützung nochmals ausweiten zu wollen.
spiegel
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