Drosten über Mutation: "Sieht nicht gut aus"

  22 Dezember 2020    Gelesen: 466
  Drosten über Mutation: "Sieht nicht gut aus"

Zu Wochenbeginn gibt sich Christian Drosten noch nicht besonders besorgt. Er plädiert dafür, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Mit aktuellen wissenschaftlichen Daten aus Großbritannien über das mutierte Coronavirus schwindet allerdings der Optimismus des Virologen.

Christian Drosten hat mit Besorgnis auf neue Daten über die in Großbritannien und anderen Staaten nachgewiesene, mutierte Variante des Coronavirus reagiert. Auf Twitter teilte der Berliner Virologe eine Auswertung der britischen Behörden zu der "B.1.1.7-Mutante" und kommentierte: "Das sieht leider nicht gut aus."

Demnach ist erwiesen, dass die Mutation tatsächlich dafür sorgt, dass der Erreger Sars-CoV-2 noch ansteckender ist. Als positiven Aspekt kann Drosten allerdings nach eigenem Bekunden ausmachen, dass die Verbreitung des mutierten Virus bislang nur in Regionen zugenommen habe, "wo die Gesamtinzidenz hoch oder ansteigend war". Daraus schlussfolgert der Charité-Mediziner, dass eine Reduzierung der Kontakte auch gegen die Verbreitung der mutierten Variante helfen könne.

Am Montagmorgen hatte Drosten im Deutschlandfunk gesagt, dass er davon ausgehe, dass die in Großbritannien zirkulierende neue Variante Deutschland bereits erreicht hat. "Dieses Virus ist ja jetzt gar nicht so neu. Davon darf man sich jetzt wirklich nicht irgendwie aus der Ruhe bringen lassen." Das Virus komme seit Ende September in England vor und sei im Oktober noch überhaupt nicht im Fokus gewesen. "Wir wissen jetzt: Es ist schon in Italien, in Holland, in Belgien, in Dänemark - sogar in Australien. Warum sollte es nicht in Deutschland sein?"

Zur neuen Virusvariante sagte Drosten am Montag: "Ich bin darüber nicht so sehr besorgt im Moment. Ich bin allerdings auch - genau wie jeder andere - in einer etwas unklaren Informationslage." Die öffentlich bekannten Dokumente seien noch lückenhaft, das würden britische Wissenschaftler genauso sehen. Diese Einschätzung dürfte er mit den neuen Daten aus Großbritannien nun revidiert haben.

WHO: Lage ist "nicht außer Kontrolle"

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Ausbreitung der neuen Variante noch nicht außer Kontrolle. "Selbst wenn das Virus sich nun ein kleines bisschen effizienter ausbreitet, kann das Virus gestoppt werden", sagte der WHO-Direktor für medizinische Notfälle, Michael Ryan, am Montag bei einer Pressekonferenz. Die Lage sei also "nicht außer Kontrolle". Ryan rief aber dazu auf, die Maßnahmen zur Eindämmung der neuen Mutation zu verstärken.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hatte am Wochenende erklärt, die in Südostengland aufgetretene Mutation sei "bis zu 70 Prozent ansteckender" als die Ursprungsvariante des Coronavirus. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock sagte, die neue Virus-Variante sei "außer Kontrolle".

Der Chefberater des US-Impfprogramms Warp Speed, Moncef Slaoui, sagte am Montag, er erwarte, dass Labor-Experimente eine Wirksamkeit der existierenden Impfstoffe gegen die neue Virus-Variante zeigen. Klar sei bisher, dass die Mutation keine schlimmeren Krankheitsverläufe hervorrufe.

Die Angst vor der Ausbreitung der neuen Corona-Variante sorgte weltweit und besonders in Europa für Reisechaos. Zahlreiche Länder, unter ihnen Deutschland, kappten ihre Flugverbindungen mit Großbritannien.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP


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