Kiel weiß nicht, wie man CL-Triumph feiert

  30 Dezember 2020    Gelesen: 403
  Kiel weiß nicht, wie man CL-Triumph feiert

Als Außenseiter angereist, gewinnt der THW Kiel sensationell die Champions League. Doch der deutsche Handball-Rekordmeister ist nach dem vierten Triumph im höchsten europäischen Wettbewerb zunächst nicht ganz sicher, wie sich der Erfolg so richtig genießen lässt.

Als die frisch gekürten Champions-League-Sieger des THW Kiel ins Teamhotel in Köln-Deutz zurückgekehrt waren, sicherte sich Sander Sagosen den begehrten "Arm mit dem goldenen Ball", die Trophäe der Königsklasse, für einen Schnappschuss. "Hallo, du", schrieb der norwegische Ausnahmespieler auf Instagram zu einem Foto, das den begehrten Pokal auf einer weißen Matratze zeigte. Dazu postete er ein Emoji mit Kussmund.



Eines war klar: Der deutsche Rekordmeister wollte nach seinem Sturm auf Europas Handball-Thron feiern. Aber wie konnte das in Corona-Zeiten aussehen? "Ich weiß leider nicht, was erlaubt ist", sagte der überragende THW-Keeper Niklas Landin nach dem 33:28 (19:16) gegen den FC Barcelona, durch das der THW zum vierten Mal in der Königsklasse triumphiert hatte.

Steffen Weinhold klang da weitaus optimistischer. Kurz vor der Abfahrt ins Hotel versprach der Nationalspieler eine kleine Party. "Ich mache mir keine Sorgen, dass wir eine schöne Nacht haben werden", sagte der bärenstarke Routinier nach dem überraschend eindeutigen Finale in der leeren Kölner Arena. Mit großer Leidenschaft rangen die Kieler den Favoriten Barça nieder.

"Keine Ahnung, wo wir das hergezaubert haben"

Der THW feierte den wohl überraschendsten seiner nun vier Triumphe in der Champions League. Vor dem verspätet ausgetragenen "Final4" der Saison 2019/20 galt die Mannschaft von Trainer Filip Jicha eher als Außenseiter. Ersatzgeschwächt, dazu weitaus stärker belastet als die formstarken Katalanen.

Doch Köln, so sagte es Jicha, "hat eben seine eigenen Gesetze". Tatsächlich. Kiel kämpfte, es brannte - und zog dem Gegner vor allem mit einer starken Deckung und dank Torwart Landin den Zahn. "Keine Ahnung, wo wir das hergezaubert haben. Man kriegt einfach einen extra Push, wenn man ein Finale spielt", sagte Landin mit Blick auf die große Belastung seines Teams, das am Vortag nach einem Halbfinal-Thriller mit Verlängerung gegen das ungarische Topteam Veszprem HC ins Endspiel eingezogen war.

Jicha sagte: "Barça war es nicht gewohnt, zwei Tage nacheinander solche Spiele zu spielen. Wir schon." Bereits 2010 und 2012 triumphierte der heutige THW-Coach mit den Zebras als Spieler im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb, nun feierte er den größten Erfolg seiner jungen Trainerkarriere. Versüßt wird der Titel mit einer Siegprämie von 500.000 Euro, die der THW gerade in der wirtschaftlich schwierigen Corona-Zeit gut gebrauchen kann. "Der Sieg fühlt sich unglaublich an", sagte der 38-jährige Tscheche. Er ist der erste Handballer, der als Spieler und Trainer mit demselben Verein die Königsklasse gewinnen konnte.

Quelle: ntv.de, tsi/sid


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