Bisher haben fast alle Länder Afrikas das Abkommen unterschrieben, rund drei Dutzend ratifizierten es. Deutschlandfunk-Redakteurin Jule Reimer sagte in der Dlf-Sendung „Wirtschaft und Gesellschaft“, die Chancen seien nun da, dass die Länder die Infrastruktur nach eigenen Bedürfnissen auf- oder ausbauen könnten. So seien grenzübergreifende Projekte wie eine Eisenbahnlinie von Ost nach West denkbar. Bislang sei es auf dem afrikanischen Kontinent nicht möglich, per Bahn vom Indischen Ozean bis zum Atlantik zu fahren.
Willkürliche Grenzen könnten an Bedeutung verlieren
Reimer verwies auch auf die von den einstigen Kolonialmächten gezogenen willkürlichen Grenzen, die oftmals zwischen Ethnien verliefen, die sonst Handel miteinander getrieben hätten. Diese Grenzen könnten nun in ihrer Bedeutung verringert werden. Es sei durch das Freihandelsabkommen möglich, Wohlstand in abgehängte Regionen zu bringen und kriegsgeplagten Regionen zu helfen.
Sie schränkte zugleich ein, dass für die Umsetzung des Freihandelsabkommens funktionierende Verwaltungen in den Staaten nötig seien. Der Handel werde zwar vereinfacht, aber auch formalisiert. Zudem bleibe abzuwarten, wie sich der Wohlstand verteilen werde. Denn die Farmer in Südafrika seien zum Beispiel potenter als die Milchbauern in Kenia.
Enormer Zuwachs beim Handel erwartet
In der neuen Freihandelszone mit dem sperrigen Kürzel „AfCFTA“ könnte der Handel mit Exportgütern einen Zuwachs von 81 Prozent erwarten, erklärte die Weltbank. Auch das Einkommen des Kontintents könnte um 450 Milliarden Dollar steigen.
Dennoch sei der Auftakt der Öffnungen in den Ländern eher verhalten, sagte der Leiter der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das Südliche Afrika, Boddenberg, der Deutschen Presse-Agentur. Das sei nicht allein auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Eher fehle noch die Sichtbarkeit von Vorzügen wie etwa Regelungen, die zu Vereinfachungen oder Erleichterungen geführt hätten, sagte Boddenberg. Die Mitglieder der Freihandelszone sollten die Einigung zügig und konsequent umsetzen, raten Experten.
Bislang gibt es hohe Einfuhrzölle zwischen den Ländern
Der Handel innerhalb Afrikas ist derzeit noch durch hohe Einfuhrzölle und Bürokratie-Hürden erschwert. Daher sei die Freihandelszone wegen der Corona-Krise besonders wichtig, betonen Experten. Im Jahr 2020 drohe dem Kontinent dem Internationalen Währungsfonds zufolge ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Leistung um mindestens 3,2 Prozent. Die Freihandelszone könne die negativen Folgen der Krise auf das Wirtschaftswachstum abfedern, indem der regionale Handel und Wertschöpfungsketten unterstützt werden, heißt es von der Weltbank.
deutschlandfunk
Tags: