Der Bestand von Schweinswalen in der deutschen Nordsee hat sich von 2006 bis 2019 drastisch reduziert. Das geht aus einer aktuellen Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover hervor, die im Fachmagazin "Frontiers in Marine Science" veröffentlicht wurde. Die Zahl der Tiere sei nach 2002 zwar zunächst angestiegen, insgesamt gesehen sei sie im Zeitraum von 2002 bis 2019 im Durchschnitt pro Jahr jedoch um 1,8 Prozent gesunken.
Im Jahr 2019 lebten demnach in der deutschen Nordsee noch rund 23.000 Schweinswale. "Der Trend, den wir hier sehen, ist besorgniserregend", sagte Mitautorin der Studie Anita Gilles. Besonders beunruhigend sei die Tatsache, dass sich die Schweinswale aus ihrem wichtigsten Schutzgebiet vor Sylt stark zurückgezogen hätten. Am Sylter Außenriff sei die Zahl im Untersuchungszeitraum pro Jahr um durchschnittlich 3,8 Prozent zurückgegangen.
Dagegen stieg die Population weiter südlich in der Nordsee vor Borkum. Die Gründe dafür seien unklar und müssten näher untersucht werden, sagte Gilles. Allerdings legten andere Studien bereits nahe, dass der Schiffsverkehr, die Fischerei und Offshore-Windparks mitverantwortlich für veränderte Populationen sein könnten. "Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus verschiedenen Ursachen und kumulativen Effekten", sagte Gilles.
Die Zahl der Schweinswale, auch Kleine Tümmler genannt, wurde mithilfe von Schätzungen und Zählungen aus der Luft per Flugzeug ermittelt. Der Schweinswal (Phocoena phocoena) ist die kleinste und einzige heimische Walart in Nord- und Ostsee. Er sei für das Gleichgewicht des Ökosystems Nordsee enorm wichtig, betonte Gilles. Gehe die Population dieser sensiblen Tierart zurück, sei dies ein Indikator: "Die Balance stimmt nicht mehr."
Quelle: ntv.de, mdi/dpa
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