Der Philosoph Markus Gabriel sieht in sozialen Netzwerken eine große Gefahr für den Erfolg der Corona-Impfungen. "Die sozialen Netzwerke können den Impfstoff diskreditieren", sagte der Bonner Professor und Autor des Bestsellers "Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten". "Die sozialen Netzwerke halte ich neben der Pandemie für das Hauptproblem unserer Tage. Denn die nächste Wolke, die von dort kommt, ist die Impfskepsis."
In den sozialen Netzwerken werde das Gerücht verbreitet, dass der Impfstoff gesundheitliche Risiken berge. So gibt es viele Behauptungen wie etwa, dass die schnelle Entwicklung und Zulassung der Impfstoffe diese unsicher mache oder die Vakzine bei Frauen zur Unfruchtbarkeit führen könnten. Diese Mythen sind jedoch faktisch falsch. Gabriel sagt daher: "Das heißt, die sozialen Netzwerke gefährden nicht nur die Demokratie, indem sie zu Aufständen motivieren wie Querdenker-Demonstrationen oder der Stürmung des Kapitols, sondern auch, indem sie Zweifel am Impfstoff verbreiten. Das ist wahnsinnig gefährlich im Moment."
Gabriel wünscht sich deshalb eine noch bessere Kommunikation der Politik und der Wissenschaft, namentlich des Robert-Koch-Instituts (RKI), sowie eine "Informationsoffensive der seriösen Qualitätsmedien". Seine Empfehlung: "Man sollte Tag ein, Tag aus kommunizieren, dass wir jetzt mit dem Impfstoff eine Wunderwaffe in der Hand haben. Denn es ist ja geradezu ein Wunder, eine Menschheitsleistung, so schnell ein so gutes Mittel zu entwickeln. Das hier ist vielleicht der beste und sicherste Impfstoff, den es jemals gegeben hat und auf jeden Fall der beste Ausweg aus unserer derzeitigen Misere."
Die Impfstoffe können helfen, die Pandemie zu besiegen, dafür muss allerdings die sogenannte Herdenimmunität erreicht werden. Schätzungen zufolge müssten dafür mehr als 60 Prozent der Bevölkerung geimpft werden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aktuell ist etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung einmal geimpft - für die volle Wirkung des Impfstoffs sind zwei Dosen nötig. Die niedrige Quote liegt vor allem daran, dass die Impfstoffe bislang nur in sehr begrenzter Menge zur Verfügung stehen.
Quelle: ntv.de, ara/dpa
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