Ein Jahr Corona in Deutschland

  27 Januar 2021    Gelesen: 986
Ein Jahr Corona in Deutschland

Mehr als 2,1 Millionen Corona-Fälle sind bisher in Deutschland gemeldet worden. Vor einem Jahr stand dieser Wert genau bei eins: Am 27. Januar 2020 wurde der erste Fall in Deutschland bestätigt. Der erste dokumentierte Ausbruch ereignete sich beim Automobilzulieferer Webasto im Münchner Umland.

Eine chinesische Mitarbeiterin brachte unbemerkt das Virus von einer Reise nach Wuhan mit. Das Unternehmen reagierte schnell, indem es seine mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice schickte und Kontaktnachverfolgung organisierte. Am Ende erkrankten im Webasto-Umfeld 14 Menschen mit Covid-19.

„Mysteriöse“ neue Krankheit

Die unbekannte Krankheit hieß damals jedoch noch gar nicht so: Erst rund zwei Wochen später legte die Weltgesundheitsorganisation WHO den Namen fest, der sich aus der englischsprachigen Abkürzung von Coronavirus-Infektionskrankheit und dem Jahr des ersten bekannten Auftretens ableitet.

Heute ist vieles über das Virus bekannt, was damals noch verblüffend war. Im Krankenhaus Schwabing, wo mehrere Erkrankte aus dem Webasto-Umfeld versorgt wurden, beobachtete man eher zufällig, dass bei diesen der Geschmackssinn beeinträchtigt war. Beim ersten Patienten habe man das noch für einen Zufall gehalten, sagte Oberarzt Wolfgang Guggemoos dem Bayerischen Rundfunk. Zwei Zimmer weiter habe der nächste Patient erzählt, dass er nichts mehr schmeckt und nichts mehr riecht. „Das fanden wir schon komisch.“

Eindämmung bei Webasto – Ausbruch andernorts

Ebensowenig konnten sich viele damals Beteiligte vorstellen, dass der Webasto-Ausbruch aus deutscher Sicht den Auftakt zu einer beispiellosen Pandemie mit bis heute mehr als 100 Millionen bestätigten Infizierten darstellen würde. Zur gleichen Zeit grassierte das Virus bereits unbemerkt im nördlichen Italien. Ein großer Ausbruch im beliebten österreichischen Skiort Ischgl trug dann maßgeblich zur Verbreitung in ganz Europa bei.

Der Webasto-Ausbruch war dank Kontaktverfolgung rasch unter Kontrolle. Als ein Startpunkt für die rasche Ausbreitung in ganz Deutschland gilt eine Karnevalsfeier in Gangelt im niederrheinischen Kreis Heinsberg vier Wochen später. Im März folgten beispiellose Maßnahmen, um die Verbreitung einzudämmen: Schulen wurden geschlossen, Kontakte beschränkt, die Wirtschaft heruntergefahren. Die Maßnahmen trugen dazu bei, dass die erste Welle der Pandemie über den Frühling wieder abflaute.

Pandemie mit beispiellosen Folgen

Nach den Sommermonaten mit vergleichsweise niedrigen Infektionszahlen verschärfte sich die Lage ab dem Herbst zusehends. Die vergangenen Monate brachten neue Höchststände, insbesondere bei Fall- und Todeszahlen. Bis dato sind fast 54.000 Menschen in Deutschland nachweislich im Zusammenhang mit Corona gestorben.

Unterdessen nehmen auch negative soziale und wirtschaftliche Folgen zu: Die Pandemie habe die Erwartungen vieler Menschen an funktionierende Gesundheitsvorsorge enttäuscht, sagte kürzlich der Wiener Philosophieprofessor Liessmann im Deutschlandfunk. Ein Aspekt dieser Kränkung sei Misstrauen gegenüber Medizin und Sicherheit.

Zwar läuft seit gut einem Monat die Corona-Impfkampagne in Deutschland – bisher haben rund 1,9 Millionen Menschen eine oder zwei Impfdosen erhalten. Ein Jahr nach dem ersten Corona-Fall in Deutschland ist jedoch ein Ende des Ausnahmezustands noch nicht in Sicht.


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