Angesichts einer raschen Ausbreitung von der ansteckenderen südafrikanischen Coronavirus-Variante in Tirol könnten Teile oder sogar das gesamte österreichische Bundesland unter Quarantäne gestellt werden. Die Regierung in Wien prüfe derzeit mit Experten alle Optionen, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf "informierte Kreise". Eine Entscheidung dazu soll am Sonntag fallen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober bezeichnete die Situation als sehr ernst.
Laut den jüngsten Zahlen von Ende vergangener Woche dürften in Tirol derzeit etwa die Hälfte der durch eine Mutation verursachten Infektionen auf die südafrikanische Corona-Variante zurückgehen, sagte die Virologin Dorothee von Laer von der Medizinischen Universität Innsbruck der Zeitung "Der Standard". 80 Prozent der Neuinfektionen würden vom ursprünglichen Virus verursacht, jeweils zehn Prozent von der britischen oder der südafrikanischen Variante.
"Wir haben mittlerweile 80 Fälle und sicher eine große Dunkelziffer. Das ist nicht mehr ein kleines Cluster", sagte die Expertin über die Verbreitung der Südafrika-Variante. Sie habe zwar keinen Überblick über das gesamte Bundesland, allerdings sei nach ihren Untersuchungen die Region zwischen Innsbruck und der deutschen Grenze bei Kufstein betroffen. Von Laer sprach sich dafür aus, die Mobilität einzuschränken und auch die für den 8. Februar geplante Öffnung der Geschäfte in ganz Österreich nun in Tirol zumindest um eine Woche zu verschieben. Noch könne man die Ausbreitung dieser Variante vielleicht verlangsamen und zumindest Zeit gewinnen.
"Bis Sonntag zu warten, ist keine Option"
Tirol wehrt sich gegen die Überlegungen für eine Quarantäne. Einen solchen gravierenden Schritt gebe die Datenlage nicht her, sagte Tirols Landeschef Günther Platter im Landtag in Innsbruck. Zwar müsse man auf der Hut sein, aber es gelte, die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Die südafrikanische Variante sei in Tirol bisher 75 Mal identifiziert worden - nur fünf Betroffene seien aktiv positiv. Es würden nun die Kontaktnachverfolgung und das Testen intensiviert.
Die oppositionellen Sozialdemokraten (SPÖ) forderten die Regierung indessen auf, "endlich aktiv zu werden". Den Tiroler Verantwortlichen beim "Kopf in den Sand stecken zuzusehen, endet sonst neuerlich in einer Katastrophe", warnte der Gesundheitsexperte der SPÖ, Philip Kucher. "Bis Sonntag zu warten, ist keine Option", sagte er und verwies auf den Corona-Ausbruch im Skigebiet Ischgl vor rund einem Jahr.
Quelle: ntv.de, hny/dpa
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