Hertha BSC soll Fußball-Dynastie werden

  10 Februar 2021    Gelesen: 900
  Hertha BSC soll Fußball-Dynastie werden

Das Beste ist gerade gut genug: Hertha-Investor Lars Windhorst hat bereits mit so mancher Aussage überrascht. Dass der Fußball-Bundesligist sich nur an den Größten orientieren soll, verdeutlicht er nun noch einmal. An die Realität und einen drohenden Abstieg verschwendet Windhorst keinen Gedanken.

Den Gedanken an einen Abstieg von Hertha BSC und mögliche gravierende Konsequenzen für sein Millionen-Investment schiebt Lars Windhorst derzeit einfach beiseite. "Ich gehe fest davon aus, dass wir nicht absteigen werden. Deshalb denke ich gar nicht daran. Ich glaube fest an die Qualität der Mannschaft und an den Trainer, der es schafft, diese Qualität in eine geschlossene Einheit zusammenzuführen. Das werden wir in den nächsten Wochen schon sehen. Von daher stellt sich die Frage nicht", sagte Windhorst.

Auch warnende Beispiele für trotz Investoren-Zuwendungen in der Erstklassigkeit gescheiterter Traditionsklubs wie den Hamburger SV sind für Windhorst keine Vergleichsgröße. "Fragen Sie mich, wenn es eingetreten sein sollte. Wird es aber nicht, warum sollte ich mich heute damit beschäftigen", sagte der 44-Jährige auf die Frage nach einem möglichen Absturz des Berliner Fußball-Bundesligisten in die 2. Liga und der Konsequenz für sein persönliches Engagement. Nach 20 Spielen rangiert die Hertha auf Platz 15 knapp vor der Abstiegszone.

Der Agnelli-Clan als Vorbild

Windhorst denkt bei der Hertha weiter in langfristigen Kategorien und möchte trotz sportlicher Krise und manchen Dissonanzen mit der Klub-Führung eine Fußball-Dynastie gründen wie der Agnelli-Clan mit seinem Fiat-Konzern bei Juventus Turin. Weitere Geldversprechen über die bislang vereinbarten 374 Millionen Euro hinaus gibt es aber noch nicht. "Es ist nichts geplant. Wir werden Hertha BSC langfristig begleiten und werden alles, was in unserem Einflussbereich steht, dafür tun, dass dieses Projekt zum Erfolg führt. Wir haben uns definitiv nicht engagiert, um auf halber Strecke eine Niederlage einzustecken", sagte Windhorst.

Trotz einiger Kommunikationsschwierigkeiten in den ersten 20 Monaten, die Windhorst als "Ruckeleien" und "Abtasten" bezeichnete, will er eine Hertha-Ära prägen. "Wir können uns durchaus vorstellen, hier 10, 20, 30 Jahre engagiert zu bleiben. Es gibt auch Beispiele, wo andere Unternehmen sich langfristig im Fußball engagiert haben, Juventus Turin zum Beispiel mit der Familie Agnelli. Es würde mich freuen, wenn das möglich ist, das ist definitiv mein Wunsch", sagte der Investor.

"Immer Optimierungsbedarf"

Bereut habe er sein 2019 gestartetes Engagement "gar nicht, noch nie", versicherte Windhorst. Seit seinem Einstieg hat der Unternehmer 290 Millionen Euro an die Hertha überwiesen. Bis zum Sommer sind noch weitere 84 Millionen Euro vereinbart.

Mit der Übernahme der Leitung der Geschäftsführung durch Carsten Schmidt sieht Windhorst die Hertha-Chefetage nach der Trennung von Manager Michael Preetz gut aufgestellt. Weitere Veränderungen in der Klub-Leitung schließt Windhorst aber nicht aus: "Das ist natürlich Sache der Vereinsführung. Aus eigener Erfahrung aber weiß ich, dass es immer Optimierungsbedarf gibt. Man darf nicht erwarten, dass mit einigen Personalentscheidungen schon der große Durchbruch kommt."

Mit seinem Engagement will Windhorst auch Werbung für eine Abschaffung der 50+1-Regel machen, die bei deutschen Klubs den Einfluss von Investoren wie ihn beschränkt. "Das ist ein hochemotionales Thema, das in Deutschland aktuell leider festgefahren ist. Dabei ist es nicht schwarz oder weiß", sagte er. "Im Ernst, der Investor ist doch nicht der Diktator, der alles von oben vorgibt. Es geht darum, Menschen mitzunehmen, zu motivieren, für eine gemeinsame Sache zu kämpfen. Selbst wenn wir jetzt 100 Prozent hätten oder 50,1 Prozent Stimmrechte, kann ich als Finanzinvestor nicht einfach permanent reinregieren oder bestimmen", versicherte Windhorst.

Quelle: ntv.de, Arne Richter, dpa


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