Gewalt in Myanmar droht zu eskalieren

  17 Februar 2021    Gelesen: 513
Gewalt in Myanmar droht zu eskalieren

In Myanmar gehen weiterhin Tausende Menschen gegen den Sturz der Regierung auf die Straße. Gleichzeitig ziehen die Militärs ihre Truppen zusammen. Der UN-Sondergesandte Andrews sieht in den Entwicklungen große Gefahr und warnt vor schweren Verbrechen gegen die Bevölkerung.

Der UN-Sondergesandte für Myanmar, Tom Andrews, hat vor einer Zuspitzung der Lage in dem südostasiatischen Land gewarnt. "Ich befürchte eine weitere Zunahme der Gewalt in Myanmar, in einem größeren Ausmaß als wir es seit der illegalen Machtübernahme am 1. Februar gesehen haben", erklärte Andrews. In der Wirtschaftsmetropole Rangun gingen am Mittwoch erneut Tausende Menschen auf die Straße.

Er habe "Informationen erhalten, wonach Soldaten aus den umliegenden Regionen nach Rangun geschickt wurden", sagte Andrews. "In der Vergangenheit gingen derartige Truppenbewegungen Morden, dem Verschwinden von Menschen und Festnahmen in großem Ausmaß voraus", warnte der UN-Sondergesandte. Er habe "Angst" angesichts der zeitgleichen Entwicklungen - den geplanten Massenprotesten und dem Zusammenziehen von Truppen. "Die Militärs könnten noch schwerere Verbrechen gegen die Bevölkerung von Myanmar begehen", erklärte Andrews.

Seit Tagen trotzen Demonstranten in zahlreichen Städten Myanmars dem massiven Militäraufgebot. In Rangun gab es am Mittwoch die größten Proteste, seitdem die Armee dort Soldaten stationierte und in einer international scharf kritisierten Drohgebärde Panzer aufrollen ließ. Auf den Straßen der Wirtschaftsmetropole errichteten die Demonstranten Blockaden. "Wir müssen bis zum Ende kämpfen", sagte die 21-jährige Studentin Nilar. "Wir müssen unsere Einigkeit und Stärke demonstrieren, um die Militärherrschaft zu beenden. Die Menschen müssen nach draußen auf die Straßen kommen."

Appell an internationale Gemeinschaft

Das Militär in Myanmar hatte am 1. Februar die Macht an sich gerissen, De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi festgenommen und später unter Hausarrest gestellt. Der Putsch beendete eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem südostasiatischen Land. Seit dem Putsch gibt es landesweit massive Proteste gegen die Junta. Nach Aktivistenangaben wurden bereits mehr als 420 Menschen festgenommen.

Suu Kyi wird nun auch ein Verstoß gegen das "Gesetz zum Management von Naturkatastrophen" vorgeworfen, wie ihr Anwalt Khin Maung Zaw mitteilte. Die 75-Jährige war nach ihrer Festnahme bereits wegen Verstößen gegen Import-Export-Regeln angeklagt worden, weil bei einer Razzia in ihrem Haus Funkgeräte gefunden wurden.

Der UN-Sondergesandte Andrews sagte, er habe "von einem Geheimprozess gehört", der in dieser Woche gegen die Friedensnobelpreisträgerin sowie Ex-Präsident Win Myint begonnen habe. Andrews appellierte an die internationale Gemeinschaft, Druck auf die Generäle auszuüben. "Die anhaltende Unterdrückung der Grundrechte und der Menschenrechte der myanmarischen Bevölkerung muss umgehend aufhören", forderte er. Zugleich rief er ausländische Unternehmen auf, die Verbindungen zu Myanmar zu kappen, wenn die Militärs "diesen Weg der Gewalt weitergehen".

Quelle: ntv.de, chf/AFP


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