Kurz will mit Netanjahu Impfstoff produzieren

  04 März 2021    Gelesen: 813
  Kurz will mit Netanjahu Impfstoff produzieren

Vielen Ländern in der EU läuft die Impfkampagne nicht schnell genug - einige schauen sich nach Alternativen um. Während Tschechien und Ungarn den russischen Impfstoff spritzen wollen, wenden sich Österreich und Dänemark nun an Israel. Die beiden deutschen Nachbarländer wollen vom Impf-Vorreiter lernen.

Die deutschen Nachbarländer Österreich und Dänemark wollen beim langfristigen Ringen um mehr Corona-Impfstoffe enger mit Israel zusammenarbeiten. Um über Möglichkeiten einer engeren Kooperation bei Impfstoffforschung und -produktion zu sprechen, reisen der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz und die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen zu Regierungschef Benjamin Netanjahu nach Israel.

Bei der Reise geht es den beiden EU-Ländern auch darum, Lehren aus der zügigeren israelischen Impfkampagne zu ziehen: Während die EU-Kommission auch in Deutschland wegen ihres Vorgehens bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe in der Kritik steht, hat Israel bisher einen deutlich höheren Bevölkerungsanteil gegen Covid-19 geimpft als die Europäische Union.

Kurz setzt sich für einen Impfpass ein

Mit einem grünen Pass für Geimpfte und Genesene hat das Land zudem inzwischen erste Schritte auf dem Weg hin zu einer Rückkehr zur Normalität unternommen. Kurz ist ein vehementer Fürsprecher eines solchen Passes auch in der EU. Dänemark entwickelt derzeit einen digitalen Corona-Pass, mit dem man künftig per App seine Impfungen und negativen Corona-Tests vorweisen können soll. Geimpften soll das unter anderem gewisse Erleichterungen etwa auf Reisen ermöglichen. Kritiker befürchten allerdings, dass dies die Gesellschaft in Geimpfte mit Freiheiten und Nicht-Geimpfte mit weiterhin geltenden Beschränkungen teilen wird.

Was genau Kurz, Frederiksen und Netanjahu vereinbaren wollen, ist bislang nicht bekannt. Oberste Priorität hat nach Angaben von Kurz, die Produktion und Beschaffung von Impfstoffen für die Zukunft zu beschleunigen. Man müsse sich schon jetzt auf weitere, auch künftig auftretende Virusvarianten vorbereiten. Frederiksen sprach davon, die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch weiter voranzubringen, um gemeinsam Lösungen etwa bei der Erforschung und Entwicklung neuer Impfstoffe, öffentlich-privaten Partnerschaften und der Impfstoffproduktion zu finden. Dies könne ganz konkret auch den gemeinsamen Bau von Fabriken bedeuten, hatte sie am Dienstag gesagt.

Die EMA ist zu langsam

Dass die engere Kooperation mit Israel einen Bruch mit der Zusammenarbeit in der EU darstelle, wies Frederiksen zurück. Die Israelis seien beim Impfen letztlich einfach am weitesten gekommen, und davon solle Europa lernen. Kurz hatte zuletzt kritisiert, dass die EU-Arzneimittelbehörde EMA zu langsam bei der Zulassung sei und es zu Lieferengpässen der Pharmahersteller komme. Die Impfkampagne läuft in der EU viel langsamer als etwa in Israel oder Großbritannien. Die Bedeutung der österreichisch-dänischen Initiative wurde bei der EU-Kommission heruntergespielt. Man sei aber definitiv daran interessiert, von Österreich, Dänemark und Israel zu lernen, wenn dies die Impfstrategie voranbringe, sagte ein Sprecher.

Schon seit Beginn der Corona-Pandemie hatten sich Österreich, Dänemark und Israel eng mit Australien, Norwegen, Griechenland und Tschechien beraten. Die Regierungschefs schalteten sich mehrmals per Videokonferenz zusammen. Kurz nannte sie die "First Mover Gruppe". Israel bezog für seine schnelle Corona-Impfkampagne vor allem den in Deutschland entwickelten und in Europa hergestellten Impfstoff von Biontech und Pfizer. Nach EU-Angaben versorgen Impfstofffabriken in der Europäischen Union derzeit viele andere Länder mit Vakzinen, während aus den USA und Großbritannien wenig oder gar nicht exportiert werde.

Quelle: ntv.de, cls/dpa


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