Zurück nach Italien: Erdoğans Sohn kehrt der Türkei den Rücken

  07 Oktober 2015    Gelesen: 937
Zurück nach Italien: Erdoğans Sohn kehrt der Türkei den Rücken
Der Sohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, Bilal Erdoğan, ist mit seiner Familie offenbar nach Italien umgezogen. In Bologna will er türkischen Medien zufolge seine Promotion beenden. Der junge Mann geriet Ende 2013 in die Schlagzeilen, als ihm Untreue, Ausschreibungsmanipulation und Machtmissbrauch des Vaters vorgeworfen wurde.



Bilal Erdoğan will an der John Hopkins University School of Advanced International Studies (SAIS) Europe in Bologna nun offenbar seinen Doctor of Philosophy (PhD) abschließen.

Wie die türkische Zeitung Hürriyet berichtet, war Erdoğan Junior dort schon einmal eingeschrieben, verließ dann aber das Programm. Nun sei er erneut mit seiner Familie nach Italien gegangen, um die Promotion zu beenden. Sein Doktorvater soll demnach European and Eurasian Studies Department Director Eric Jones sein.

Der heute 36-Jährige Leiter der Jugend- und Bildungsstiftung (TÜRGEV) geriet im Zuge des seit Mitte Dezember 2013 andauernden Korruptionsskandals bereits mehrmals in die Schlagzeilen (mehr hier). Zuvor war Bilal Erdoğan ins öffentliche Interesse gerückt, nachdem vermeintlich düstere Geschäfte mit bekannten Geschäftsleuten wie dem Bau-Tycoon Ali Ağaoğlu bekannt wurden. Dieser gehört zu den Hauptverdächtigen im Korruptionsskandal (mehr hier).

Nur knapp war Bilal Erdoğan im Dezember 2013 einer Verhaftung entgangen. Verhindert werden konnte das nur durch das Eingreifen seines Vaters. Recep Tayyip Erdoğan erklärte damals vor Vertretern seiner Partei: „Sie wollen meinen Sohn, aber sie meinen mich!“ (mehr hier). Angeordnet wurden die Razzien und Festnahmen damals von Staatsanwalt Muammer Akkaş. Dieser musste kurz darauf seinen Posten räumen. Zuvor erhob er schwere Anschuldigungen gegen die Regierung Erdoğan. Er sei in seinen Ermittlungen behindert worden. So hätten die Verdächtigen genügend Zeit gehabt, Beweismaterial verschwinden zu lassen (mehr hier).

Mit dem Abzug Akkaş‘ entging auch Bilal Erdoğan möglichen Befragungen durch die Staatsanwaltschaft, die er im Februar 2014 offenbar doch nachholte (mehr hier). Vorgeworfen wurden ihm Untreue, Ausschreibungsmanipulation und Machtmissbrauch des Vaters, um lukrative Geschäfte zu vermitteln. Mitte Januar 2014 teilte dann der dem Justizministerium unterstellte Hohe Richterrat (HSYK) mit, dass weitere 20 Staatsanwälte ihrer Posten enthoben und versetzt wurden. Unter ihnen befand sich auch der oberste Staatsanwalt in Istanbul, Turhan Colakkadi.

Im September 2014 konnte Bilal Erdoğan aufatmen. Die Korruptionsvorwürfe gegen ihnen und 95 weitere Verdächtige wurden fallen gelassen. Der Staatsanwaltschaft in Istanbul zufolge, habe es für eine Anklage keine Grundlage gegeben.

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