Weniger Kuscheln - WHO sieht Frühchen in Gefahr

  16 März 2021    Gelesen: 476
Weniger Kuscheln - WHO sieht Frühchen in Gefahr

Körperkontakt mit den Eltern ist gerade für zu früh geborene Kinder überlebenswichtig – doch die Corona-Regeln schränken diesen ein. Nun schlägt die Weltgesundheitsorganisation Alarm.

Für ältere Menschen gilt ein höheres Corona-Risiko, das spiegelt sich nicht zuletzt in der Staffelung bei der Verteilung der Impfstoffe wider. Doch auch für jene Menschen, die erst ganz kurz auf der Welt weilen, können die Folgen der Pandemie erheblich sein.

So warnt nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf: Strenge Corona-Regeln in Geburtenstationen können fatale Auswirkungen auf Frühgeborene haben. Wegen der Pandemie werde in vielen Ländern der lebenswichtige Körperkontakt zwischen Eltern und ihren Babys eingeschränkt. Der medizinische Nutzen des Kuschelns sei aber weit höher als die Ansteckungsgefahr, argumentiert die Uno-Behörde in einem am Dienstag veröffentlichten Forschungsbericht.

Für Frühchen und Neugeborenen mit geringem Gewicht wird normalerweise die Känguru-Methode empfohlen, bei der das Kind möglichst viele Stunden am Tag auf den nackten Oberkörper der Mutter oder des Vaters gelegt wird. Zusätzlich sollen die Kinder Muttermilch bekommen.

Nach Angaben der WHO kann das Sterberisiko dieser Babys so um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Eine Modellrechnung unter der Führung der WHO kam zum Schluss, dass das Sterberisiko durch das Aussetzen dieser Maßnahmen mindestens 65-mal höher ist als das Risiko, dass sich Kinder durch den Kontakt eine tödliche Corona-Infektion zuziehen.

Dass die Pandemie zu Restriktionen geführt hat, zeigt eine internationale Umfrage unter Krankenschwestern und Medizinern, bei der zwei Drittel von 1120 Befragten angab, dass sie bei positivem Corona-Test oder ungeklärtem Status Mütter nach der Geburt von ihren Babys trennen würden.

Deutsche Fachgesellschaften für Geburtsmedizin sprechen sich wie die WHO gegen eine räumliche Trennung von infizierten Müttern und Neugeborenen aus. WHO-Expertin Ornella Lincetto sagte allerdings bei einer Pressekonferenz, dass Vätern in Deutschland in der Pandemie nun nicht mehr so viel Zeit für Känguru-Kontakt erlaubt werde. Das Kuscheln erhöhe nicht nur die Überlebenschancen der Frühchen, »es reduziert auch den Corona-Stress der Eltern«, betonte sie.

spiegel


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