RKI-Experte: Lockerungen sind "irrational"

  16 März 2021    Gelesen: 609
RKI-Experte: Lockerungen sind "irrational"

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter. RKI-Epidemiologe Dirk Brockmann ist deshalb alarmiert und kritisiert die Lockerungen von Bund und Ländern scharf. Angesichts exponentiell steigender Infektionszahlen seien diese "total irrational".

Der Epidemiologe Dirk Brockmann sieht das Infektionsgeschehen in Deutschland wieder in einem exponentiellem Wachstum und hat die Lockdown-Lockerungen scharf kritisiert. Bei der Entwicklung der Fallzahlen und Inzidenzen gebe es derzeit im Wesentlichen einen Zuwachs von 20 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, sagt der Experte vom Robert-Koch-Institut (RKI) in der ARD. "Wir sind genau in der Flanke der dritten Welle. Da gibt es gar nichts mehr zu diskutieren."

In diese Flanke herein sei gelockert worden und das habe dieses exponentielle Wachstum beschleunigt, das es bereits durch die neue britische Virusvariante B.1.1.7 gegeben habe. Deutschland gehe nun "voll in das exponentielle Wachstum" rein. "Das ist total irrational gewesen, hier zu lockern. Das befeuert nur dieses exponentielle Wachstum." Laut Brockmann müsse regional differenziert werden. "Es gibt Gemeinden, die haben eine Inzidenz von unter 10 und andere liegen über einem Wert von 300 bis 400 und haben ein ganz starkes exponentielles Wachstum", sagte er.

Die Zahl der neuen Corona-Fälle lag laut RKI am Morgen bei 5480. Am Dienstag vor genau einer Woche wurden 4252 Neuinfektionen gemeldet und somit 1228 weniger. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag dem RKI zufolge bundesweit bei 83,7 (Vortag 82,9).

Bereits am Montag hatten Intensivmediziner die Rückkehr in den Lockdown gefordert. Der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Christian Karagiannidis, forderte im Sender RBB, sofort wieder in den Lockdown zu gehen, um eine starke dritte Welle der Pandemie noch zu verhindern.

Zumindest müsse die von Bund und Ländern für den Fall steigender Infektionszahlen vereinbarte "Notbremse" mit einer Rücknahme von erfolgten Lockerungen der Schutzmaßnahmen nun konsequent umgesetzt werden. "Ansonsten würden wir jetzt noch einmal 5000, 6000 Patienten auf der Intensivstation sehen", warnte der DIVI-Experte.

Am Wochenende hatte das RKI in seinem Lagebericht davor gewarnt, dass um Ostern herum die Zahl der Neuinfektionen sogar noch höher liegen könnte als Ende Dezember. Der Inzidenzwert der Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner könne dann womöglich bis auf 350 ansteigen, bei einer ungünstigen Entwicklung sogar auf mehr als 500.

Quelle: ntv.de, hek/rts/AFP


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