VW-Gewinn bricht ein, aber immer noch hoch

  17 März 2021    Gelesen: 688
VW-Gewinn bricht ein, aber immer noch hoch

Das Krisenjahr 2020 lässt den Umsatz von Volkswagen einbrechen. Trotzdem steht am Ende noch immer ein ordentlicher Gewinn. Mithilfe einer neuen Strategie will man nun zu alter Stärke zurückzufinden. So setzen die Wolfsburger verstärkt auf E-Mobilität, bleiben aber zugleich dem Verbrenner treu.

Der Volkswagen-Konzern hat - trotz deutlicher Einbußen vor allem im zweiten Quartal - unterm Strich erneut einen hohen Gewinn einfahren. Nach Steuern blieben rund 8,8 Milliarden Euro in der Kasse. Nimmt man das Jahr vor der Pandemie als Maßstab, wird der Dämpfer allerdings deutlich: 2019 hatte der Konzern noch ein Nachsteuer-Ergebnis von gut 14 Milliarden Euro geschafft.

In den kommenden Jahren will der Konzern unter anderem mit dem Ausbau der Plattformstrategie möglichst früh wieder zu alter Gewinnstärke zurückfinden. Der Konzern strebe eine weitere Verbesserung der Profitabilität an und verfolge das Ziel, schnellstmöglich in den Zielkorridor von 7 bis 8 Prozent für die operative Umsatzrendite zurückzukehren, hieß es aus Wolfsburg.

Vergangenes Jahr war die Rendite vor Zinsen und Steuern auf den Umsatz bezogen wegen der Corona-Krise auf 4,8 Prozent eingebrochen. Dieses Jahr peilt das Management 5,0 bis 6,5 Prozent an. Zum Fortschritt in den kommenden Jahren sollen auch weitere Kostensenkungen beitragen. Hardware, Software, Batterietechnik und Laden sowie Mobilitätsdienste aller Konzernmarken sollen künftig auf weitgehend einheitlichen technischen Grundlagen basieren. So sollen Größenvorteile von Europas größtem Autobauer besser genutzt werden und weitere Kosteneinsparungen zwischen den Marken möglich werden.

"Das gute Abschneiden im Krisenjahr 2020 gibt uns Rückenwind für die Beschleunigung unserer Transformation", sagte Vorstandschef Herbert Diess laut Mitteilung. In diesem Jahr will der Konzern zudem eine Million elektrifizierte Fahrzeuge ausliefern. Vergangenes Jahr hatte der Konzern bei reinen Elektrofahrzeugen mehr als eine Verdreifachung auf knapp 232.000 Stück gemeldet, bei Plug-in-Hybriden einen Anstieg um 175 Prozent auf über 190.000 Exemplare.

Einen festen Zeitpunkt für das Ende des Verbrennungsmotors lehnt VW aber weiter ab und begründete das mit regional unterschiedlichen Arten der Stromerzeugung und regulatorischen Rahmenbedingungen. "Der Wechsel zur E-Mobilität erfolgt weltweit unterschiedlich schnell, abhängig von der lokalen Gesetzgebung und Verfügbarkeit von CO2-freier Primärenergie", sagte Diess. VW setze eher auf die Marktdurchdringung mit E-Autos: "2030 gehen wir davon aus, dass die Hälfte der Fahrzeuge, die wir weltweit verkaufen, batterieelektrisch angetrieben sein wird."

Erfolg für Kernmarke

Derweil hat es die Volkswagen-Kernmarke VW Pkw im vergangenen Jahr mit einem starken zweiten Halbjahr doch noch in die Gewinnzone geschafft. Vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen durch die Dieselaffäre wies der Konzern für die Marke einen Gewinn von 454 Millionen Euro aus. Lange war unklar geblieben, ob die Wolfsburger hier noch den Schwung zurück in die schwarzen Zahlen schaffen.

Nach dem ersten Halbjahr und den Einbrüchen in der Corona-Krise hatte die Marke mit dem VW-Logo einen operativen Verlust von 1,5 Milliarden Euro angehäuft. Das Management um Markenchef Ralf Brandstätter hatte sich aber kämpferisch gegeben, die Wende noch zu schaffen. Details stellt die Kernmarke am Mittwoch vor.

Bei Audi machte sich die Krise mit einem Umsatzminus von 10 Prozent auf 50 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnisrückgang um 40 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro bemerkbar. Gut weg kam Porsche, wo der Umsatz mit 26,1 Milliarden Euro stabil blieb und das operative Ergebnis nur um 5 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro sank. Die leichten VW-Nutzfahrzeuge, Seat und der Lkw-Bauer MAN meldeten dagegen klare Verluste im laufenden Geschäft. Die VW-Gemeinschaftsunternehmen im Kernmarkt China, deren operative Ergebnisse nicht in die Konzernbilanz einfließen, verdienten mit 3,6 Milliarden Euro etwa 800 Millionen Euro weniger.

Dieselkrise kostet weiterhin
Zur Bewältigung der Dieselkrise flossen 2020 weitere 2,5 Milliarden Euro aus dem Konzern ab. "Wir werden, was die Auszahlungen betrifft, das 2021 in etwa wieder sehen", sagte Witter. Es geht hierbei um Verpflichtungen etwa aus Prozessen und Vergleichen. 931 Millionen Euro kamen im vorigen Jahr als zusätzliche Ergebnisbelastung hinzu.

Die CO2-Ziele der EU verfehlte der Konzern im vorigen Jahr knapp - VW gab die Abweichung mit aktualisiert 0,8 Gramm an. Insgesamt konnten allerdings deutliche Einsparungen des Treibhausgases erzielt werden, der Ausstoß sank um gut ein Fünftel. Umweltschützer kritisieren die Berechnung und sehen Schlupflöcher - die reale Klimabilanz vieler Autobauer sei weiter deutlich schlechter als offiziell angegeben.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa


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