Trotz der Aussicht auf einen von billionenschweren Coronahilfen befeuerten Aufschwung bleibt die US-Notenbank Fed wohl ihrem ultralockeren Kurs treu. Sie stützt die Wirtschaft derzeit unter anderem mit dem Niedrigzins von null bis 0,25 Prozent und monatlichen Wertpapierkäufen im Volumen von 120 Milliarden Dollar. Experten gehen davon aus, dass es vorerst dabei bleibt und verweisen vor dem heute anstehenden Zinsentscheid zugleich auf die zunehmende Nervosität an den Rentenmärkten.
"Entscheidend wird sein, dass die Fed ohne Wenn und Aber ein längeres Festhalten an ihrer geldpolitischen Ausrichtung bestätigt", sagte Ökonom Robert Greil von der Privatbank Merck Finck. Er rechnet damit, dass die Fed auch ein klares Bekenntnis für anhaltend attraktive Finanzierungsbedingungen geben wird, womit sie einem weiteren Anstieg der Staatsanleihe-Renditen entgegenwirken könne.
Die Rendite zehnjähriger Anleihen hat sich dieses Jahr kräftig erhöht und erreichte zwischenzeitlich die Marke von 1,6 Prozent. Auslöser war die Erwartung einer höheren Inflation im Zuge eines Aufschwungs. Fed-Chef Jerome Powell zeigte sich jüngst mit Blick auf den Renditeanstieg aber betont gelassen: Der sei zwar "bemerkenswert" ausgefallen, doch sehe er darin keine "ungeordnete" Bewegung. Daher gebe es keine Notwendigkeit für die Fed, stärker am Markt zu intervenieren - etwa indem die Wertpapierkäufe forciert würden.
An dieser Marschrichtung werden die Währungshüter festhalten, so die Prognose von Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner: "Die Fed zuckt nicht: Sie wird auf der nächsten Sitzung ihre Geldpolitik wohl nicht ändern." Denn die Währungshüter sähen den Renditeanstieg erst einmal als Normalisierung an. Maßnahmen wie eine Wiederauflage der sogenannten 'Operation Twist' - also eine Verschiebung der Käufe hin zu längeren Laufzeiten - seien daher vorerst nicht zu erwarten, sagte Weidensteiner. Eine solche geldpolitische Feinsteuerung hatte die Fed 2011 in den Nachwehen der Finanzkrise unternommen. Sie ersetzte damals in großem Stil kurzlaufende Anleihen durch längerlaufende Papiere in ihrem Bestand, um für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen.
Keine Inflationssorgen
Axel Botte vom französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management sieht die demonstrative Gelassenheit der Fed-Führung derweil kritisch: "Jerome Powell riskiert, die Fed den spekulativen Marktbewegungen auszusetzen." Das Tauziehen zwischen der Notenbank und den Finanzmärkten werde sich auf die Entwicklung der Inflationserwartungen konzentrieren, und der Druck werde zunehmen, prognostiziert der Ökonom.
Mit Blick auf die Teuerungsrate von zuletzt 1,7 Prozent müssen die Fed laut KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib aber vorerst keine Inflationssorgen plagen. Dies gelte auch, wenn kurzfristig mit einer merklichen Zunahme zu rechnen sei, da die Corona-Krise im vergangenen Jahr zu deutlichen Preisrückgängen führte. "Die US-Notenbank zeigt sich jedoch gelassen und betonte schon mehrfach, dass sie durch diese temporären Effekte hindurchschauen wird." In den nächsten Monaten werde die zuletzt deutlich angezogene Wirtschaftserholung der Inflation weiteren Auftrieb verleihen. Für konjunkturellen Rückenwind sorgten dann zudem die erfolgreich verlaufende Impfkampagne, sinkende Infektionszahlen und das 1,9 Billionen Dollar schwere Konjunkturpaket von US-Präsident Joe Biden.
Auf der Sitzung wird die US-Notenbank auch Konjunkturprognosen und einen Zinsausblick ihrer Führungsmitglieder vorlegen. Im Dezember gingen die Fed-Oberen im Mittel davon aus, dass der Schlüsselzins noch bis Ende 2023 nahe Null gehalten wird. Die Volkswirte der BayernLB verweisen darauf, dass am Markt mittlerweile zumindest ein Schritt nach oben um einen Viertel Prozentpunkt bis Ende 2023 eingepreist ist. Laut den Ökonomen der Postbank wird an den Terminmärkten sogar mit drei Schritten um jeweils 0,25 Prozent im Verlauf des Jahres 2023 gerechnet: "Damit steht die Markterwartung allerdings in starkem Kontrast zu der Kommunikation der Fed."
Quelle: ntv.de, jga/rts
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