Anti-Terror-Razzia in Belgien: Verdächtige nach missglücktem Polizeieinsatz gefasst

  16 März 2016    Gelesen: 650
Anti-Terror-Razzia in Belgien: Verdächtige nach missglücktem Polizeieinsatz gefasst
Ein toter Algerier, vier verletzte Polizisten, vielleicht zwei Flüchtige: Nach der misslungenen Anti-Terror-Razzia in einem Vorort von Brüssel wurden nun zwei Verdächtige verhaftet.
Es sollte eine ungefährliche Hausdurchsuchung werden. Die sechs Polizisten glaubten, die Wohnung im beschaulichen Brüsseler Vorort Forest stünde leer.


Doch als sie am Dienstagmittag gegen 14:15 Uhr die Haustür öffneten, hätten mindestens zwei Personen sofort auf sie geschossen, sagte ein Sprecher des belgischen Generalstaatsanwalts bei einer Pressekonferenz.
Alles sei so schnell gegangen, dass die vier belgischen und zwei französischen Beamten sich nicht einmal sicher seien, wie viele Verdächtige entwischen konnten, sagte eine ungenannte Polizei-Quelle der belgischen Zeitung "Le Soir". "Zwei Personen, die wahrscheinlich in der Wohnung waren und bisher nicht identifiziert werden konnten, gelang die Flucht", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Was folgte, war ein fast vierstündige Belagerung. Einer der Verdächtigen sei von Spezialkräften erschossen worden, als er sich dem Fenster näherte, so der Sprecher.

Gegen 18:15 Uhr stürmte die Polizei die Wohnung. Der Getötete habe eine automatische Waffe neben sich gehabt. In der Wohnung sei auch eine Flagge der Terrormiliz "Islamischer Staat" gefunden worden sowie Munition, aber keine Sprengsätze. Drei Polizisten seien leicht verletzt worden, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit.

Auf wen waren die Polizisten da gestoßen?

Die Hausdurchsuchung stand in Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris, bei denen 130 Menschen getötet wurden. Die Wohnung sei von einem 27-jährigen Belgier mit marokkanischen Wurzeln gemietet worden, der bereits kriminell aufgefallen sei und zudem unter einem falschen Namen eines der Verstecke der Attentäter von Paris angemietet hatte, berichtete der französische Fernsehsender "BFMTV".

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Anschläge in Paris größtenteils von Brüssel aus geplant wurden. Nach Angaben französischer Medien soll es bis zu 25 Hintermänner geben, die den Attentätern bei der Organisation geholfen haben.

Der Getötete konnte inzwischen identifiziert werden

Elf Verdächtige sind bereits seit Wochen in Belgien in Haft. Von den vermutlich neun Attentätern wurden acht getötet. Einem, Salah Abdelslam, gelang die Flucht. Wo er sich derzeit aufhält, ist unbekannt.

Bei der Leiche in der untersuchten Wohnung handelt es sich nach Angaben der belgischen Staatsanwaltschaft um den 35-jährigen Mohamed Belkaid. Der Algerier habe sich ohne gültige Papiere in Belgien aufgehalten. Er sei der Polizei bereits einmal durch einen Diebstahl 2014 aufgefallen. Die Identität der mutmaßlich zwei Geflüchteten sei weiterhin unklar.
Gegen 20:15 Uhr sei in einem belgischen Krankenhaus ein Mann mit einem gebrochenen Bein eingeliefert worden. Es sei unklar, ob er mit den Ereignissen in Verbindung stehe. Er werde so bald wie möglich von Polizisten befragt werden, sagte Belgiens Staatsanwaltschaft.

Darüber hinaus sei am Dienstagabend ein weiterer Mann bei einer Hausdurchsuchung verhaftet worden. Doch auch bei ihm ist unklar, ob er mit den Attentaten von Paris zu tun hat.

Quelle : spiegel.de

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