Forscher haben das Blut von Sars-CoV-2-Infizierten untersucht und festgestellt, dass sich bei jedem fünften knapp ein halbes Jahr nach der Infektion keine Antikörper mehr finden lassen. Die Befunde, die aus der sogenannten Rheinland-Studie hervorgehen, weisen darauf hin, dass es nur eine begrenzte Dauer von Immunität nach leichten oder asymptomatischen Infektionen mit Sars-CoV-2 gibt.
Für ihre Untersuchungen hat das Team um Professorin Monique Breteler vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Blutproben von 4771 Erwachsenen aus Bonn nach Antikörpern gegen Sars-CoV-2 gesucht. Mit dem Standard-Test wurden im Zeitraum vom 24. April bis zum 30. Juni 2020 bei 46 Teilnehmern IgG-Antikörper nachgewiesen.
Mit diesen 46 Proben wurde ein weiterer, wesentlich aufwendigerer Test, der Plaque Reduction Neutralization Test (PRNT) durchgeführt. Mit diesem kann geprüft werden, ob die Antikörper im Blutplasma der Infizierten in der Lage sind, Viren vor einer Infektion von Zellkulturen zu schützen. Der Funktionstest soll also Auskunft über die Immunität geben. Die Forschenden fanden 22 Proben, bei denen das der Fall war.
Zweite Testung nach 120 Tagen
Das Blutplasma der zuvor identifizierten Studienteilnehmer wurde 120 Tage später wieder auf Antikörper untersucht. Bei den meisten war der Antikörper-Spiegel deutlich gesunken. In vier Proben konnten die Forschenden gar keine Antikörper mehr nachweisen. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Immunität nach einer Sars-CoV-2Infektion mit leichtem Verlauf oder ohne Symptome nur von begrenzter Dauer sein könnte. Der Befund deckt sich mit anderen Untersuchungen, bei denen ein milder Covid-19-Verlauf mit einer schwächeren Immunantwort in Verbindung gebracht wurde. Denkbar wäre aber, dass einige vorher Infizierte durch andere Mechanismen des Immunsystems, wie zum Beispiel sogenannte T-Zellen, vor einer Reinfektion geschützt sind.
"Unsere Ergebnisse lassen dennoch den Schluss zu, dass das weit verbreitete, nur einstufige Verfahren zum Nachweis von Sars-CoV-2-Antikörpern mittels Immunoassay unzureichend ist, um eine überstandene Infektion zuverlässig nachzuweisen. In unserer Stichprobe hatte jedenfalls nur etwa ein Drittel der Personen, die beim Immunoassay positiv waren, tatsächlich spezifische Antikörper gegen Sars-CoV-2. Das sollte bei Studien zur Immunität berücksichtigt werden. Aus meiner Sicht ist ein mehrstufiges Testverfahren, wie wir es angewandt haben, dringend zu empfehlen", fasst Breteler die Ergebnisse in einer Mitteilung zusammen. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal "Nature" veröffentlicht.
Die Rheinland-Studie war ursprünglich konzipiert worden, um den Einfluss von Erbfaktoren, Lebenswandel und Umwelteinflüssen auf die Gesundheit der Bonner Bevölkerung bis ins hohe Alter zu untersuchen. Mit Beginn der Covid-19-Pandemie hat sie einen zusätzlichen Schwerpunkt bekommen.
Quelle: ntv.de, jaz
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