Der bayerische Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt bekommt einen Ankeraktionär aus Italien. Der Raumfahrt- und Rüstungskonzern Leonardo übernimmt für 606 Millionen Euro 25,1 Prozent der Anteile vom US-Finanzinvestor KKR, wie er am Samstag mitteilte.
Die Italiener ziehen damit mit der Bundesregierung gleich, die sich aus strategischen Erwägungen Ende des vergangenen Jahres mit 25,1 Prozent ebenfalls eine Sperrminorität und damit ein Mitspracherecht bei Hensoldt gesichert hatte, um »ungewollte strukturelle Entscheidungen abzuwehren«.
Hensoldt-Chef Thomas Müller begrüßte den Einstieg der Italiener und verwies auf die bestehende Zusammenarbeit etwa beim europäischen Kampfflugzeug Eurofighter.
Leonardo-Chef Alessandro Profumo verspricht sich von der Beteiligung eine noch engere Kooperation. Das Unternehmen aus Rom, das zu 30,2 Prozent dem italienischen Staat gehört, wolle eine aktive Rolle beim Zusammenwachsen der europäischen Rüstungsindustrie spielen.
Der Preis, den Leonardo für das Paket bezahlt, liegt mit 23 Euro je Aktie um fast 50 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs von 15,58 Euro vom Freitag. Der Bund hatte bei seinem Einstieg bei dem Hersteller von Hightechkameras für »Tornado«-Flugzeuge sowie von Panzerperiskopen und Radarsystemen für den Eurofighter für ein gleich großes Aktienpaket noch 450 Millionen Euro gezahlt: 156 Millionen weniger als jetzt Leonardo.
KKR hatte Hensoldt 2016 für 1,1 Milliarden Euro aus dem Airbus-Konzern herausgelöst und im vergangenen Herbst an die Börse gebracht – damals zu einem Ausgabepreis von zwölf Euro pro Aktie.
Mit dem Verkauf von Anteilen hat der Finanzinvestor inzwischen mehr als 1,2 Milliarden Euro eingenommen, ihm bleiben nach dem Verkauf an Hensoldt noch 18 Prozent der Anteile. Zum Einstiegspreis von Leonardo wird das Unternehmen aus Taufkirchen bei München mit rund 2,4 Milliarden Euro bewertet.
Durch den Einstieg bekommt Leonardo nach eigenen Angaben zwei Mandate im Hensoldt-Aufsichtsrat. KKR stellt bisher den Aufsichtsratschef und zwei weitere Mitglieder, muss aber nach der Vereinbarung mit dem Bund einen Aufsichtsratsposten abgeben, sobald die Beteiligung des Finanzinvestors unter 25 Prozent fällt.
spiegel
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