Brixton Felsberg 125 - niemals langweilig

  14 Mai 2021    Gelesen: 2029
  Brixton Felsberg 125 - niemals langweilig

Wer etwas nostalgisch angehaucht ist und mit wenig Technik und überschaubarer Leistung auskommt, ist vielleicht bei der Brixton Felsberg 125 richtig. Ein kleines ehrliches Motorrad, das Fahrer oder Fahrerin nicht viel abverlangt, ihnen dabei aber zuverlässig Kurzweil verschafft.

Hinter dem neuen Markennamen Brixton verbirgt sich die österreichische KSR Group, die unter anderem als Importeurin von Royal Enfield über eine gute Expertise hinsichtlich klassisch gestylter Motorräder verfügt. Darauf aufbauend steht Brixton für traditionell erscheinende Motorräder mit der Technik von heute. Ein gutes Beispiel dafür ist die Felsberg, bei der es sich "nur" um eine 125er handelt: Schon der Anblick weckt die Lust aufs Abenteuer auf zwei Rädern, das ja gar nicht einmal so groß sein muss, um Endorphine in Massen zu produzieren. Es braucht nicht den Himalaya, für den Anfang tut's mit der 125er auch das Weserbergland oder der Taunus.

Alles ist recht, Hauptsache, es geht nicht zu lange geradeaus. Die durchgehende Zweiersitzbank in erschwinglichen 78 Zentimetern Höhe stellt niemanden vor ernsthafte Probleme, die Einbuchtungen am kompakten Tank sorgen für einen guten Knieschluss und schon geht's los. Auf den ersten Knopfdruck springt der luftgekühlte Single an und pröttelt etwas flach aus dem schwarzen Endtopf. Ohne Mühe lässt sich die Kupplung ziehen und mit etwas Nachdruck rastet der erste Gang in der knorrigen Fünfgangbox ein. Die fünf Stufen reichen allemal, um die zur Verfügung stehende Leistung vernünftig zu verteilen, denn Technik und Performance des luftgekühlten Zweiventilers sind alles andere als abenteuerlich und bleiben deutlich hinter dem maximal Erlaubten zurück: 11,3 PS reißen niemanden vom Hocker.

Keinesfalls langweilig

Das bedeutet jedoch nicht, dass das Fahren eine langweilige Sache wäre. Gibt man dem Viertakter die Sporen in Form höherer Drehzahlen, erfreut er mit anständigem Durchzug. Oben herum begleitet jedoch erhöhtes Vibrationsaufkommen das Zweirad-Glück. Doch mit der Felsberg lässt sich auch untertourig beschaulich Blümchen pflücken, ohne dass die Kette schlägt oder der Motor zum Verschlucken neigt. Dazu versprechen die Macher einen verantwortungsbewussten Umgang mit Sprit in Form eines Verbrauchs von 2,7 Litern, was angesichts üppiger 14 Liter im Spritfass tankstopplose Touren von mehr als 500 Kilometern verspricht.

Soll es flott vorwärtsgehen, lässt man die Brixton einfach laufen, hält den Motor im mittleren Drehzahlbereich und flutscht mit Schwung durch die Ecken. Für einen solchen engagierten Kurventanz bietet die Felsberg die passende, unheimlich lässige Unterbringung. Wie auf einem britischen Scrambler aus den Sechzigern ruhen die Arme auf dem erhöhten Lenker und machen den Oberkörper aufrecht. Das fördert das Wohlgefühl, tief angebrachte Fußrasten entspannen die Kniewinkel. Zusammen sorgt das Ambiente dafür, dass man die versprochene Reichweite sehr gerne voll auskosten würde, vorausgesetzt, die Witterungsbedingungen lassen das zu. Wird es ungemütlich, ist man in Ermangelung einer Scheibe oder Verkleidung dem Geschehen nämlich schutzlos ausgeliefert - doch das gehört eben zum Scrambler-Konzept.

Wenn der Pilot zum Dirigenten wird

Die hohe Lenkstange macht den Piloten zum Dirigenten über den Felsberg, über das breite Teil eingeleitete Lenkbefehle setzt das 134 Kilo leichte Zweirad angenehm präzise und folgsam um. Stabil und kurssicher nimmt das 18-Zoll-Vorderrad die Radien ins Visier, auch bei schnell aufeinanderfolgenden Wechselkurven ist von Nervosität keine Spur. Zumindest, solange der Untergrund ein Mindestmaß an mitteleuropäischer Güte aufweist. Wird es unter den Reifen abenteuerlich oder gar unbefestigt, geraten die beiden in der Vorspannung einstellbaren Federbeine am Heck, aber auch die nicht einstellbare 35er-Telegabel schnell an ihre Grenzen und schütteln die Besatzung ordentlich durch.

Dann bekommt der Naturbursche deutlich seine Grenzen aufgezeigt, das macht aber nichts, schließlich wird niemand mit dieser 125er ernsthaft in schweres Gelände gehen. So hangelt sich der Brixton-Treiber wieder zurück auf die Straße, wo er der Kurvenlust frönt. Auch hier erteilt die technische Ausstattung übertriebenen Ambitionen eine Absage, das verdeutlicht der Griff an den Bremshebel: Für halbwegs effektive Verzögerungen verlangt der Doppelkolben-Schwimmsattel muckibudengestählte Unterarmmuskeln, bevor am Ende auch das ABS eingreift und das Sturzrisiko minimiert.

Mit braver Technik, authentischer Aufmachung und der einen oder anderen modernen Beigabe wie LED-Technologie und USB-Buchse ist die Felsberg eine für alle Tage taugliche 125er, die für den kleinen Geldbeutel eine Menge Motorrad bietet.

Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x


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