Extremismus: Mutmaßlicher IS-Kämpfer am Frankfurter Flughafen gefasst

  19 März 2016    Gelesen: 890
Extremismus: Mutmaßlicher IS-Kämpfer am Frankfurter Flughafen gefasst
Zugriff am Flughafen Frankfurt: Polizisten haben dort den mutmaßlichen Dschihadisten Tarik S. aus Bielefeld festgenommen. Der 22-Jährige soll sich zuvor in Syrien der Terrormiliz "Islamischer Staat" angeschlossen haben.
Ende einer Reise in den Terror: Staatsschützer der Bielefelder Polizei haben am Frankfurter Flughafen den Islamisten Tarik S. festgenommen. Der 22-Jährige war nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft im Winter 2013 nach Syrien gezogen. Dort soll er sich einige Wochen später der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) angeschlossen haben.

Den Ermittlungen zufolge beteiligte sich S. auf Seiten des IS an Kampfhandlungen und trat in Propagandavideos auf. Inzwischen sitzt er in Untersuchungshaft.
In einem der IS-Filme hockt S. in einer Hütte und plaudert über den Krieg. "Auf uns wurde gerade eine Rakete abgefeuert", sagt der Islamist mit sanfter Stimme. "Wir wissen nicht, wo sie einschlagen wird. Wenn die Decke über uns einbricht, ist Schicht im Schacht." In einem anderen Video appelliert S. bei einem Lazarettbesuch an seine Glaubensbrüder in Deutschland: "Kommt auf den Boden der Ehre!" Inzwischen deutet vieles darauf hin, als habe S. den vermeintlichen Boden der Ehre freiwillig verlassen, um lebend nach Deutschland zurückzukehren.

Keine Perspektive

Den Weg des Tarik S. in den Dschihad hatten SPIEGEL ONLINE und SPIEGEL TV bereits im Sommer 2014 nachzuzeichnen versucht. Wie so viele Extremisten war es auch S. nicht gelungen, einen Platz für sich zu finden, eine Perspektive für sein Leben zu entwickeln.

Nach dem Hauptschulabschluss an einer Förderschule erhielt Tarik S. keine Arbeit. Die Orientierungshilfe eines Bielefelder Vereins zur Unterstützung bei der beruflichen Ausbildung nahm er nur selten an. Immer wieder brach er Praktika nach wenigen Wochen ab, etwa im Jahr 2012 in einem Kinderheim. Sogar eine Stelle als Servicekraft in einer Moschee schmiss er ein Jahr später vorzeitig hin.
Statt auf eine Ausbildung konzentrierte Tarik S. sich zunehmend auf seinen Glauben. Im Frühjahr 2013 reiste er zu religiösen Studien nach Ägypten. Dort angekommen erlitt er bei Unruhen in Kairo eine Schussverletzung am Oberschenkel, wie sich frühere Weggefährten erinnerten. Nach seiner Rückkehr im Sommer 2013 sei er dann vollkommen verändert gewesen, sagten sie, verbohrt, fanatisch, ein Hardliner. S. besuchte Veranstaltungen salafistischer Prediger wie Pierre Vogel, bei denen er aus seiner Weltanschauung keinen Hehl mehr machte.

Seine Mutter glaubte jedoch auch nach Tariks Ausreise noch, ihr Sohn sei vor allem aus Idealismus nach Syrien gereist: "In den Moscheen wurde immer geredet `Wir sind zu schwach, wir können nichts machen außer beten.` Da hat er sich gedacht: Ich bin aber nicht schwach, also muss ich da hin, um den Geschwistern zu helfen", sagte Daniela K. im Interview mit SPIEGEL TV.

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