Der deutsche Chemiekonzern Bayer steigt im Streit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup aus einem US-Vergleichsverfahren für mögliche künftige Kläger aus - und stellt den Verkauf von Roundup an US-Privatkunden auf den Prüfstand. Das gab der Konzern bekannt, nachdem ein Bundesrichter in San Francisco den Vorschlag für eine Vereinbarung zwischen Bayer und Klägeranwälten zurückgewiesen hatte.
"Die Entscheidung macht es unmöglich, den vorgeschlagenen nationalen Lösungsmechanismus unter der Aufsicht dieses Gerichts weiterzuentwickeln, der die fairste und effizienteste Lösung für alle Parteien gewesen wäre", erklärte Bayer.
Der Konzern stellte stattdessen einen "Fünf-Punkte-Plan zum effektiven Umgang mit potenziellen künftigen Glyphosat-Klagen" vor. Dieser umfasse "rechtliche als auch kommerzielle Schritte, die dazu dienen, mit den Risiken aus dem Rechtskomplex in einer Weise umzugehen, die mit dem bislang vorgeschlagenen Lösungsmechanismus vergleichbar ist".
Bayer kündigte auch an, das Angebot von Glyphosat-haltigen Herbiziden wie Roundup für US-Privatkunden auf den Prüfstand zu stellen. "Das Unternehmen wird weiterhin auf dem US-amerikanischen Privatkundenmarkt aktiv sein, aber umgehend mit Partnern über die Zukunft von Glyphosat-basierten Produkten auf diesem Markt diskutieren", erklärte der Leverkusener Konzern. "Diese Diskussionen betreffen nicht die Verfügbarkeit von Glyphosat-basierten Produkten für professionelle Nutzer und die Landwirtschaft."
Bayer will die Rechtsstreitigkeiten über eine mögliche krebserregende Wirkung von Roundup mit Entschädigungszahlungen in Höhe von insgesamt rund elf Milliarden Dollar beilegen. Davon sind etwa neun Milliarden Dollar für rund 125.000 Kläger vorgesehen, deren Klagen bereits eingereicht wurden oder in Vorbereitung sind. Zwei Milliarden Dollar sind für mögliche künftige Klagen vorgesehen.
Monsanto-Erbe bleibt große Belastung
Den Lösungsvorschlag für diese künftigen Klagen lehnte am Mittwoch aber Bundesrichter Vince Chhabria in San Francisco ab. Die Einigung sei für mögliche künftige Krebspatienten schlichtweg "unvernünftig". Die Vereinbarung würde für die Bayer-Tochter Monsanto, die Roundup herstellt, "viel erreichen", schrieb der Richter in seiner Entscheidung. "Sie würde viel weniger für Roundup-Nutzer erreichen, die noch nicht mit (der Krebserkrankung Non-Hodgkin-Lymphom) NHL diagnostiziert wurden."
Bayer hatte Monsanto 2018 für rund 54 Milliarden Euro gekauft. Der Streit um den Unkrautvernichter Roundup ist für den Leverkusener Konzern bis heute eine juristische und finanzielle Belastung. Bayer ist in den USA in drei Prozessen wegen Krebserkrankungen nach einer Nutzung von Roundup zu hohen Entschädigungszahlungen verurteilt worden. Erst Mitte Mai bestätigte ein Bundesberufungsgericht in San Francisco eine Verurteilung des Konzerns zu rund 25 Millionen Dollar Schadenersatz an einen an Krebs erkrankten Kläger.
Der Konzern bestreitet, dass der Unkrautvernichter krebserregend ist. Die Frage ist in der Forschung umstritten. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland sind zu dem Schluss gelangt, dass von Glyphosat keine Krebsgefahr ausgehe. Dagegen konstatierte die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung 2015, dass Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" sei.
Q uelle: ntv.de, chf/AFP
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