Tausende Menschen in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert

  02 Auqust 2021    Gelesen: 1483
  Tausende Menschen in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert

Trotz gerichtlich bestätigter Verbote haben am Wochenende tausende Menschen in Berlin gegen die von Bund und Ländern erlassenen Corona-Maßnahmen demonstriert. Gegen diese Demonstrationen richteten sich andere Proteste, die ebenfalls an vielen Orten der deutschen Hauptstadt stattfanden. Wir fassen die Geschehnisse zusammen.

Die Strategie von Politik und Polizei ist nur teilweise aufgegangen. Zwar haben die auch vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigten Demonstrationsverbote dafür gesorgt, dass die von den einen erhofften und von den anderen befürchteten Massenproteste in Berlin ausblieben. Aber eine Art Guerilla-Taktik ermöglichte es, dass trotzdem mehrere tausend Menschen den ganzen Sonntag an mehreren Schauplätzen in Berlin gegen die von Bund und Ländern erlassenen Maßnahmen protestierten, mit denen die Ausbreitung des Sars-Cov-2-Virus unter Kontrolle gebracht werden sollen.

Teilweise Rangeleien zwischen Polizei und Demonstranten
Juristisch gesehen handelte sich bei den Demonstrationen um illegale Proteste, abgesehen von den Aufzügen, die tatsächlich genehmigt waren, wie etwa Autokorsos oder Gegendemonstrationen. Die Polizei hatte nach Beobachtungen unter anderen von Korrespondenten der Deutschen Presse Agentur DPA am Sonntagvormittag teilweise tätliche Auseinandersetzungen mit Demonstranten in Charlottenburg, die sich – nach Angaben der Polizei – Festnahmen bzw. der Feststellung von Personalien verweigern bzw. entziehen wollten. Im Internet sind Videoclips solcher Auseinandersetzungen zu sehen, die erwartungsgemäß unterschiedlich bewertet werden.

Dies und die Tatsache mit eingerechnet, dass die SNA-Reporter nur einen Teil der Aktivitäten als Augen- und Ohrenzeugen verfolgen konnten, erschien ihnen die Atmosphäre insgesamt aber doch eher entspannt. Als eher entspannt würde wahrscheinlich auch die Polizei ihren Einsatz bezeichnen, jedenfalls verglichen mit anderen Demonstrationsereignissen in Berlin. Sie hatte zwar schweres Gerät wie Räumfahrzeuge und Wasserwerfer aufgefahren, aber setzte sie nicht ein. Pfefferspray soll vereinzelt zum Einsatz gekommen sein.

"Guerilla-Taktik" machte es der Polizei schwer
SNA-Reporter berichteten im Verlauf des Sonntags von verschiedenen Orten in Berlin, wie zum Beispiel vom Berliner Stadtschloss, vom Brandenburger Tor, von der Straße des 17. Juni, dem Großen Stern, vom Theodor-Heuss-Platz, dem Kurfürstendamm, Mehringdamm usw. und sie beobachteten und begleiteten auch verschiedene Demonstrationszüge im Stadtgebiet, etwa in Charlottenburg, Mitte oder Kreuzberg. Dabei wurde offensichtlich, dass die Demonstranten mit der Polizei ein fröhliches Katz-und-Maus-Spiel veranstalteten. Das führte dazu, dass tausende Demonstranten teilweise ungehindert durch Berlin marschieren konnten.

Die besondere Taktik der Demonstranten machte es sowohl für die SNA-Reporter als für auch die Polizei schwierig, die Teilnehmerzahlen einzuschätzen, zumal am Sonntag noch andere Aufzüge in Berlin veranstaltet wurden, die mit den hier zur Rede stehenden Demonstrationen nichts zu tun hatten und auch eine nicht unerhebliche Zahl von Touristen in Berlins Straßen es schwierig machten, den Überblick zu behalten. Die offiziellen Angaben der Polizei sprachen von bis zu 5000 Teilnehmern. Die SNA-Reporter hielten auch größere Teilnehmerzahlen für nicht ausgeschlossen. In jedem Fall aber waren es deutlich weniger als vor einem Jahr und auch als von den Anmeldern diverser Demonstrationen und Kundgebungen erhofft.

Keiner erkennbaren Rechtsextremen - Dennoch Framing auf Gegenprotesten
Auffallend war, dass die Teilnehmer eine heterogene Ansammlung von Menschen aller Altersgruppen und möglicherweise auch unterschiedlicher politischer und religiöser Ansichten darstellten. Jedenfalls aber hatten Kritiker dieser Demonstranten diesmal keine Möglichkeit, pauschal alle Demonstranten in eine rechtsradikale oder verschwörungstheoretische oder gewaltbereite Ecke zu stellen, weil entsprechend leicht zu identifizierende Teilnehmer nicht gesichtet wurden, sondern das ganze Gegenteil. So waren auch Auftritte einer Organisation namens „Freie Linke Berlin“ Teil der Protestaktivitäten.

Das hinderte Sprecherinnen und Sprecher von kleineren Gegenveranstaltungen nicht daran, in Ermangelung von Rechtsradikalen andere Pauschalisierungen vorzunehmen. In Sichtweite des weiträumig abgesperrten Großen Sterns im Berliner Tiergarten war der Autor dieses Berichtes beispielsweise Augen- und Ohrenzeuge einer Kundgebung „Geradedenken//Rave – Demo-Rave gegen Querdenken und andere Verschwörungsideologien“. Eine Rednerin hielt dort einen Vortrag darüber, wie leicht Menschen zum Opfer von Verschwörungstheorien werden können und wie leichtfertig sie die Aussagen solcher Theorien für sich annehmen. Es war offenkundig, wen und was sie damit meinte. Ebenso offenkundig war, dass sie und die meisten ihrer rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer sich in der moralischen und intellektuellen Position wähnten, andere Menschen, die und deren Motive sie nicht kennengelernt haben, in dieser Form zu stigmatisieren.

snanews


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