Kranke Selbstinszenierung oder schlicht Übermut in einer Schocksituation? Auf dem Bild ist ein krampfhaft lächelnder junger Mann mit robustem Körperbau zu sehen, der rechts neben dem ausgemergelten Entführer Saif a-Din Mustafa samt seiner Bombenattrappe um den Bauch posiert. Sie stehen vor einem Ausgang des Airbus 320 mit der Flugnummer MS181.
Innes, der einer von 81 Passagieren des ägyptischen Inlandsfluges von Alexandria nach Kairo war, hatte das Foto seinem Mitbewohner per Handy geschickt und dachte sich wohl dabei, besonders heldenhaft zu sein. Seine Worte sollen laut der britischen Zeitung "Daily Mail" gewesen sein: "Du weißt, dein Junge macht sich nicht ins Hemd. Schalt die Nachrichten ein!" Seiner Mutter, die ihm später mitteilte, er solle bloß keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, hatte er laut Eigenaussagen nichts davon mitgeteilt, dass er bereits nach einem Selfie mit seinem Entführer gefragt hatte. Es sollte das "beste Selfie überhaupt" sein. Innes hatte eine Stewardess gefragt, ob sie auf den Auslöser drücken könne. Laut Medienberichten wisse er nicht, warum er auf die Idee mit dem Foto kam. Er wollte sich auf jeden Fall dem Entführer nähern, um ihn und den Sprengstoffgürtel besser betrachten zu können. "Ich hatte nichts zu verlieren", so Innes.
Während der sechsstündigen Geiselnahme durch Saif a-Din Mustafa, der das Flugzeug mithilfe seines nachgebildeten Sprengstoffgürtels nach Zypern umlenken ließ, mussten die restlichen Passagiere um ihr Leben bangen.
Der Grund der Entführung: Mustafa, angeblich ein ägyptischer Professor für Geschichte, wollte Asyl auf Zypern, wo seine Frau lebt. Er wollte sie mit der Aktion sehen und warf während der Geiselnahme einen Brief an sie aus dem Flugzeug, der ihr übermittelt werden sollte. Später wurde sie samt Kind ins Flughafengebäude gebracht. Mustafa konnte seine Frau sehen und sprechen. Doch muss für dieses persönliche Bedürfnis gleich eine Bombendrohung und Flugzeugentführung stattfinden?
Laut Behörden handelte es sich "nicht um einen Terroristen, sondern einen Idioten", der geistig verwirrt statt politisch motiviert war.
Ben Innes kann jedenfalls seine makabre Selfie-Geschichte bis an sein Lebensende in den Pubs von Großbritannien erzählen. Er wird wohl immer ein Publikum finden.
Quelle : welt.de
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