Ehring: Zunächst einmal freut es uns, dass wir offenbar sogar vom türkischen Präsidenten geguckt werden. Auch wenn wir keine Sendung machen, die ihm durchgängig gefällt. Für unsere Show ist das eine ungewohnte Aufmerksamkeit. Insofern ist es ein Erfolg. Aber man darf nicht vergessen, dass man in der Türkei für einen solchen Beitrag wahrscheinlich im Gefängnis landen würde. Für deutsche Verhältnisse ist er harmlos.
SPIEGEL ONLINE: Sie waren Politikern gegenüber also schon respektloser?
Ehring: Der Beitrag, den wir über Sigmar Gabriel gemacht haben, war genauso scharf. Nur sind deutsche Politiker noch nie auf die Idee gekommen, sich zu beschweren.
SPIEGEL ONLINE: Wann haben Sie erfahren, dass Ihre Sendung für diplomatische Verwicklungen sorgt?
Ehring: Ich habe es gestern Abend auf SPIEGEL ONLINE gelesen. Da ist mir die Kinnlade runtergefallen. Ich werde nie wieder behaupten, Satire könne nichts bewegen.
SPIEGEL ONLINE: Hat sich die türkische Regierung inzwischen beim NDR gemeldet?
Ehring: Nein. Übrigens auch niemand von der deutschen Regierung. Das ist ja auch gut und richtig, dass hierzulande Diplomatie und Satire in unterschiedlichen Sphären stattfinden.
SPIEGEL ONLINE: Ist etwas Ähnliches in der Geschichte von "Extra 3" schon mal vorgekommen?
Ehring: Nein. Das einzig Vergleichbare, was mir einfällt, ist die Empörung von Iran über eine Sendung von Rudi Carrell, in der er den Ayatollah Khomeini mit BHs bewerfen ließ.
SPIEGEL ONLINE: Die Reaktionen damals waren heftig: Iran stellte die Flugverbindungen nach Deutschland ein und schloss seine Konsulate.
Ehring: Und Carrell musste sich entschuldigen.
SPIEGEL ONLINE: Würden Sie sich bei Erdogan entschuldigen?
Ehring: Ich wüsste nicht, warum. Der Song ist ja sehr faktenbasiert. Wir werfen Erdogan nur vor, was viele Journalisten und Politiker schon seit Langem kritisieren. Es ist absurd, dass Erdogan auf den Vorwurf der mangelnden Pressefreiheit mit der Forderung nach Zensur reagiert.
SPIEGEL ONLINE: Morgen läuft die nächste "Extra 3"-Sendung. Werden Sie nachlegen?
Ehring: Wir werden mit Sicherheit darauf eingehen, aber wir werden keine Sondersendung machen. Das wäre zu eitel. Und es würde zu sehr davon ablenken, was Journalisten und Satirikern in der Türkei widerfährt.
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