Die ukrainische Staatsführung hat alle Bürgerinnen und Bürger in einem dramatischen Appell zur Landesverteidigung aufgerufen. "Wir werden von Norden, Osten und Süden angegriffen", erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer landesweiten Ansprache. "Wir werden jedem eine Waffe in die Hand drücken, der bereit ist, unsere Ukraine zu verteidigen." Die ukrainische Polizei teilte mit, dass sie Waffen an Veteranen herausgeben werde.
Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten sind bereits alle Streitkräfte im Einsatz, um den russischen Einmarsch zu stoppen. "Jeder, der militärisch ausgebildet ist und Erfahrung hat, ist aufgerufen, sich beim Verteidigungsministerium zu melden und an der Großmobilmachung teilzunehmen", sagte Selenskyj. Russland habe die Ukraine am Morgen "heimtückisch und gemein" angegriffen, genauso wie das faschistische Deutschland im Zweiten Weltkrieg. "Russland steht auf der Seite des Bösen", so der Präsident.
Angaben aus dem Präsidialamt zufolge sind bereits mehr als 40 ukrainische Soldaten bei der russischen Invasion getötet worden. Mehrere Dutzend wurden demnach verletzt. Es gebe auch Opfer unter den Zivilisten. "Wir haben bereits Verwundete, wir brauchen Blutspenden", sagte Selenskyj in seiner Ansprache. "Auch Unternehmer und alle anderen, die in der Lage sind, etwas beizutragen, bitte ich, ihren Beitrag zu leisten. Selenskyj rief zugleich die russische Bevölkerung auf, gegen den Krieg zu protestieren.
Abbruch diplomatischer Beziehungen
Am frühen Morgen hatte Selenskyj bereits das Kriegsrecht verhängt. Gleichzeitig forderte er eine weltweite "Anti-Putin-Koalition". Die Welt müsse "Russland zum Frieden zwingen", erklärte er nach Krisentelefonaten mit westlichen Partnern in den USA, der EU, Großbritannien, Deutschland und Polen. Sein Außenminister Dmytro Kuleba sprach von einer "groß angelegten Invasion". "Dies ist ein Angriffskrieg", schrieb Kuleba auf Twitter. Die Welt "kann und muss Putin stoppen. Es ist Zeit, jetzt zu handeln", forderte er.
Als Reaktion auf den russischen Einmarsch hat die Ukraine inzwischen auch die diplomatischen Beziehungen mit Russland abgebrochen. Sie betreibt bislang neben der Botschaft in Moskau vier Konsulate in St. Petersburg, Rostow am Don, Jekaterinburg und Nowosibirsk. Der ständige Vertreter der Ukraine wurde bereits zu Konsultationen nach Kiew zurückgerufen, nachdem Russland Anfang der Woche die ostukrainischen Separatistengebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten anerkannt hatte.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte in der Nacht einen Einmarsch des russischen Militärs in die Ukraine angeordnet. "Ich habe beschlossen, eine Sonder-Militäroperation durchzuführen", sagte Putin in einer Fernsehansprache.
Quelle: ntv.de, chr/rts
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