Stromausfall in Tschernobyl behoben

  14 März 2022    Gelesen: 529
  Stromausfall in Tschernobyl behoben

Tagelang ist die Atomruine von Tschernobyl von der regulären Stromversorgung abgeschnitten, nachdem das Gelände von der russischen Armee erobert wurde. Der Ausfall ist inzwischen vorbei. Trotzdem sind Experten sehr besorgt über die Sicherheit in sämtlichen ukrainischen Nuklearanlagen.

Das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl ist ukrainischen Angaben zufolge wieder vollständig an die Stromversorgung angeschlossen. "Heute ist es unseren Atomwissenschaftlern und Elektrikern (...) gelungen, die Stromversorgung des von den russischen Besatzern beschlagnahmten Kernkraftwerks Tschernobyl wiederherzustellen", teilte der ukrainische Betreiber Enerhoatom am Sonntagabend auf Telegram mit. Damit liefen die Kühlsysteme des Lagers für abgebrannten Kernbrennstoff nun wieder normal und nicht länger nur über eine Notstromversorgung.

Das von russischen Einheiten besetzte frühere Atomkraftwerk Tschernobyl war am vergangenen Mittwoch von der Stromversorgung abgeschnitten worden. Stromleitungen seien durch Beschuss beschädigt worden, teilte die ukrainische Seite damals mit. Russland gab seinerseits ukrainischen "Nationalisten" die Schuld. Im Akw Tschernobyl war es 1986 zu einem verheerenden Unfall gekommen, bei dem hunderte Menschen starben und radioaktives Material sich über Europa ausbreitete. Das Kraftwerk ist seitdem stillgelegt, ein riesiger Schutzmantel soll den Austritt von Radioaktivität verhindern. Die russische Armee hatte das Gelände im Norden der Ukraine am ersten Tag ihres Einmarschs erobert.

Die Ukraine hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) noch am Mittwoch über einen Stromausfall in Tschernobyl informiert. Die Behörde stufte das jedoch nicht als bedeutendes Risiko ein. Russische Streitkräfte hatten vergangene Woche auch das größte Atomkraftwerk Europas, Saporischschja, angegriffen und eingenommen. Dabei war ein Brand auf dem Gelände ausgebrochen.

Atombehörde ist weiterhin besorgt

"Ich bin nach wie vor sehr besorgt über die Sicherheit in Tschernobyl und an den anderen Nuklearanlagen der Ukraine", teilte der Generaldirektor der IAEA, Rafael Grossi unterdessen in Wien mit. Die ukrainischen Angestellten führten in Tschernobyl keine Reparatur- und Wartungsarbeiten an den Sicherheitseinrichtungen mehr aus, berichtete Grossi unter Berufung auf den Betreiber. Das liege unter anderem daran, dass die 211 Techniker und Wachen dort seit drei Wochen ununterbrochen gearbeitet hätten und physisch und psychisch erschöpft seien. Die übliche Rotation des Personals sei durch die russische Einnahme des Geländes nicht mehr möglich gewesen.

Grossi rief Russland und die Ukraine erneut auf, eine Rahmenvereinbarung zu unterzeichnen, die die Sicherheit der ukrainischen Atomanlagen garantieren soll. Erst mit der Unterschrift sei die IAEA in der Lage, Hilfe zu leisten. Darüber hatte Grossi am Donnerstag im türkischen Antalya persönlich mit den Außenministern Russlands und der Ukraine, Sergej Lawrow und Dmytro, gesprochen.

Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP


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