Mariupols Polizei: Auch Zivilisten verstecken sich in Stahlwerk

  18 April 2022    Gelesen: 735
    Mariupols Polizei:   Auch Zivilisten verstecken sich in Stahlwerk

Vor Beginn des russischen Angriffs lebten in Mariupol 400.000 Menschen. Nach Angaben des Polizeichefs der Hafenstadt ist die Bevölkerung inzwischen auf 100.000 geschrumpft. Einige Zivilisten harrten im Stahlwerk Asowstal, eine der letzten Bastionen ukrainischer Truppen, aus, sagt er.

Auf dem umkämpften Gelände des Stahlwerks Asowstal in Mariupol befinden sich nach Angaben örtlicher Behörden neben ukrainischen Truppen auch zahlreiche Zivilisten. Die Menschen hätten sich dort vor Beschuss während der wochenlangen Belagerung der Stadt durch das russische Militär versteckt, sagte der Chef der Streifenpolizei von Mariupol, Michajlo Werschinin, dem Lokalfernsehen.

"Sie trauen den Russen nicht. Sie sehen, was in der Stadt vor sich geht, und bleiben deswegen auf dem Werksgelände", sagte er. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. In dem riesigen Stahlwerk, zu dem auch unterirdische Anlagen gehören, sollen sich mehrere tausend ukrainische Verteidiger der Stadt verschanzt haben. Große Teile von Mariupol befinden sich inzwischen unter Kontrolle des russischen Militärs.

In Mariupol hielten sich noch rund 100.000 Einwohner auf, sagte Werschinin. Die russischen Truppen ließen sie für Essen Trümmer räumen sowie Leichen bergen und in Massengräbern beerdigen, behauptete er. Mariupol hatte vor dem Krieg rund 400.000 Einwohner. Nach der langen Belagerung und dem Dauerbeschuss werden Tausende Tote unter den Zivilisten befürchtet.

Kiew: Russland will Mariupol und Donbass "auslöschen"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland vor, die östlichen Teile des Landes "auslöschen" zu wollen. Er sagte in einer Videobotschaft, dass die russischen Soldaten "den Donbass buchstäblich erledigen und zerstören" wollten. Sein Außenminister Dmytro Kuleba sagte dem US-Sender CBS unterdessen, dass die verbliebenen ukrainischen Soldaten in der belagerten Hafenstadt Mariupol nicht aufgeben. Diese hatten zuvor ein russisches Ultimatum verstreichen lassen.

Kuleba sagte: "Die Reste der ukrainischen Armee und eine große Gruppe von Zivilisten sind von den russischen Streitkräften umzingelt. Sie setzen ihren Kampf fort." Er warnte jedoch, "dass die russische Armee, so wie sie sich in Mariupol verhält, beschlossen hat, die Stadt um jeden Preis auszulöschen." Zuvor hatte Regierungschef Denys Schmyhal bereits versichert, die strategisch wichtige Hafenstadt sei noch immer "nicht gefallen".

Die Hafenstadt am Asowschen Meer im Südosten der Ukraine hat eine strategische Bedeutung. Sie liegt auf dem Weg zwischen der von Russland annektierten Krim und den von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebieten im Osten der Ukraine.

Die verheerende Lage in Mariupol lässt die Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung in dem Krieg weiter schwinden. Selenskyj hatte am Samstag gewarnt, die Tötung der letzten Verteidiger Mariupols würde das Ende der russisch-ukrainischen Verhandlungen über einen Waffenstillstand bedeuten. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte zuvor erklärt, die Gespräche seien in einer "Sackgasse".

Quelle: ntv.de, lve/dpa/AFP


Tags:


Newsticker