Die Ukraine kündigt einen Truppenrückzug aus der seit Wochen umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes an. Die ukrainischen Truppen müssen abgezogen werden, sagt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Fernsehen. Die Stadt sei zum größten Teil von den russischen Streitkräften besetzt. Die Stadt liege praktisch "in Trümmern" wegen der Dauerbombardierungen durch die russischen Truppen, erklärte der Gouverneur weiter. "Es ist einfach sinnlos, auf Positionen zu bleiben, die seit Monaten unablässig beschossen werden." Die gesamte strategische Infrastruktur der Industriestadt sei zerstört. "90 Prozent der Stadt sind beschädigt, 80 Prozent der Häuser werden abgerissen werden müssen."Die russischen Einheiten hatten die Stadt zuletzt schon fast vollständig eingenommen.
Nach schweren Straßenkämpfen hatten sich ukrainische Einheiten und Hunderte Zivilisten zuletzt im Asot-Chemiewerk versteckt. Die ukrainische Armee feuerte auch aus dem benachbarten Lyssytschansk auf die russischen Angreifer. Sjewjerodonezk und Lyssytschansk sind die letzten noch unter ukrainischer Kontrolle stehenden größeren Städte im Luhansker Gebiet. Sjewjerodonezk hatte vor Beginn der russischen Offensive rund 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Die Eroberung von Luhansk - ebenso wie die des Gebiets Donezk - zählt zu Russlands Hauptzielen im vor vier Monaten begonnenen Krieg gegen das Nachbarland. Die russischen Fortschritte seien wahrscheinlich ein Ergebnis jüngster Verstärkungen und einer starken Konzentration von Beschüssen, hatte das Verteidigungsministerium in London getwittert. Trotz starken Drucks, den die russischen Truppen auf den Kessel von Lyssytschansk und Sjewjerodonezk ausübten, seien die Bemühungen, eine tiefere Einkreisung der westlichen Donezk-Region zu erreichen, aber weiterhin festgefahren, hieß es weiter.
Die Nachbarorte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk sind durch einen Fluss getrennt. In den vergangenen Tagen wurden die meisten Brücken zerstört. Zudem liegt Lyssytschansk deutlich höher als Sjewjerodonezk.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP
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