Enthüllungen bringen Islands Regierungschef in Bedrängnis

  04 April 2016    Gelesen: 587
Enthüllungen bringen Islands Regierungschef in Bedrängnis
Die Opposition fordert nach dem Bekanntwerden einer Offshore-Firma des Premiers Neuwahlen. Ein Interview zu den Vorwürfen bricht der Politiker vor laufenden Kameras ab.
Die politische Opposition in Island fordert nach den Berichten über eine Briefkastenfirma von Regierungschef Sigmundur Davíð Gunnlaugsson vorgezogene Neuwahlen. Ein entsprechender Antrag soll einem Bericht des isländischen Nachrichtenportals mbl am Montag im Parlament eingebracht werden. Die frühere Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurðardóttir sagte, Gunnlaugsson müsse zurücktreten, wenn es ihm nicht schnell gelinge, das Vertrauen wieder herzustellen.

Unterlagen der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, die der Süddeutschen Zeitung zugespielt wurden, hatten ergeben, dass Gunnlaugsson im Besitz einer Briefkastenfirma war, die auf den Britischen Jungferninseln gegründet wurde. Die Firma, die unter dem Namen Wintris geführt wurde, war laut Berichten mehrerer Medien Gläubiger der Geldinstitute Landsbanki und Kaupthing, die im Zuge der Finanzkrise zahlungsunfähig wurden. Islands früherer Finanzminister Steingrímur Sigfússon kritisierte im Guardian die Verflechtungen: "Niemand behauptet, dass er seine Position als Ministerpräsident missbraucht hat, um seiner Offshore-Firma zu helfen, aber man sollte einen solchen Interessenskonflikt nicht zulassen." Er fügte hinzu: "Und man sollte ihn auch nicht geheim halten."

Isländische Abgeordnete sind verpflichtet, Firmenbeteiligungen ab einem Anteil von 25 Prozent anzugeben. Gunnlaugsson verschwieg laut Berichten mehrerer Medien seinen 50-prozentigen Anteil an Wintris jedoch bei seinem Einzug ins Parlament. Er bestritt auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung, gegen die Regeln verstoßen zu haben. Nach seiner Auslegung der Vorschriften seien Firmen, die nicht wirklich Geschäfte machen, nicht meldepflichtig. Ende 2009 verkaufte Gunnlaugsson seinen Anteil an der Firma für den symbolischen Betrag von einem US-Dollar an seine Frau.

Erstmals konfrontiert wurde Gunnlaugsson mit den Vorwürfen im März durch ein Team des schwedischen Fernsehens, das mit der Süddeutschen Zeitung zusammenarbeitete. Angesprochen auf Wintris gerät der Regierungschef erst ins Stocken. Dann bricht er das Interview vorzeitig ab. Später ließ ein Sprecher laut tagesschau.de ausrichten, dass der Regierungschef nicht gegen isländisches Gesetz verstoßen habe. Alle Geldanlagen und Einkommen seien in den isländischen Steuererklärungen ordnungsgemäß deklariert worden.

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