Abe-Attentäter plante Bombenanschlag

  10 Juli 2022    Gelesen: 589
  Abe-Attentäter plante Bombenanschlag

Der Attentäter, der den ehemaligen Regierungschef Abe erschossen hat, ist geständig. Der Mann erklärt, er habe ursprünglich einen anderen Mann im Visier gehabt und wollte zudem anders vorgehen. In seiner Wohnung wird Beweismaterial gefunden.

Der Attentäter des japanischen Ex-Regierungschefs Shinzo Abe hatte laut einem Medienbericht zunächst einen Bombenanschlag geplant. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete, habe der 41-jährige frühere Marinesoldat versucht, eine Bombe zu bauen. Tetsuya Yamagami hatte Abe am Freitag bei einer Wahlkampfrede in der Stadt Nara auf offener Straße mit einer selbstgebauten Waffe erschossen. Er sagte nach seiner Verhaftung laut Medienberichten, er habe aus Hass auf eine religiöse Gruppierung gehandelt, die Abe unterstützt habe. Seine Mutter habe der religiösen Organisation hohe Summen gespendet, was die Familie ruiniert habe. Den Namen der Gruppe wollen weder Polizei noch Japans staatstragende Medien bisher nennen.

Das Online-Magazin "Gendai Business" will jedoch nun aus Ermittlungskreisen erfahren haben, dass es sich um die umstrittene Vereinigungskirche des verstorbenen koreanischen Sektengründers San Myung Mun handele. Die auch als Mun-Sekte bekannte Vereinigungskirche hat Mitglieder in vielen Ländern, darunter auch in Japan, und unterstützt konservative politische Anliegen.

Politiker wie der frühere US-Präsident Donald Trump gelten als ihr freundlich gegenüber eingestellt. Auch Abe wurde eine Mun-freundliche Einstellung nachgesagt. Mun, der stark anti-kommunistisch gesinnt war, gründete die Kirche 1954. Dank einer ergebenen Gefolgschaft baute er ein Firmenimperium auf, das ihn zum Milliardär machte. Er war bekannt für große Auftritte, wozu auch Massenhochzeiten gehörten.

Anschlag nicht wegen Abes politischer Gesinnung

Der geständige Attentäter verneinte laut Medien im Verhör, aus Groll über Abes politische Überzeugungen gehandelt zu haben. Ursprünglich habe er es auch gar nicht auf den rechtskonservativen Politiker abgesehen, sondern auf einen Anführer der religiösen Gruppe. In der Wohnung des Mannes fand die Polizei Sprengstoff und selbstgebastelte Schusswaffen. Mit der Tatwaffe habe er sechs Kugeln auf einmal abfeuern können, habe der Mann ausgesagt, wie die Zeitung "Yomiuri Shimbun" am Sonntag unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete.

Trotz des Anschlags hat die Wahl zum Oberhaus des nationalen Parlaments in Japan am Sonntag begonnen. Bereits vor dem brutalen Mordanschlag hatten Umfragen einen klaren Sieg für Abes regierende Partei angedeutet. US-Außenminister Antony Blinken reist am Montag nach Japan. Er wolle den Japanern bei einem Treffen mit Regierungsvertretern in Tokio persönlich "sein Beileid aussprechen", teilte das US-Außenministerium mit. Laut japanischen Medien soll am Montagabend eine Totenwache für den früheren Ministerpräsidenten abgehalten werden. Sein Begräbnis soll dann am Dienstag im engsten Kreis stattfinden.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa


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