Streik in größtem britischen Frachthafen beginnt

  21 Auqust 2022    Gelesen: 692
  Streik in größtem britischen Frachthafen beginnt

Die Streikwelle in Großbritannien erreicht den größten britischen Containerhafen: Im englischen Felixstowe legen Hunderte Angestellte die Arbeit nieder. Während die Gewerkschaft wegen der Inflation mehr Lohn fordert, könnte der Aufstand auch fernab der Insel für wirtschaftliche Probleme sorgen.

Nach den Streiks der vergangenen Tage bei der britischen Bahn haben nun fast 2000 Arbeiter in Großbritanniens größtem Frachthafen Felixstowe für acht Tage die Arbeit niedergelegt. Der Hafen im Osten Englands sei "extrem profitabel", sagte die Generalsekretärin der Transportgewerkschaft Unite, Sharon Graham. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und zugleich erheblicher Gewinnausschüttungen des Unternehmens an seine Aktionäre im Jahr 2020 in Höhe von knapp 100 Millionen Pfund (118 Millionen Euro) forderte Unite "eine angemessene Lohnerhöhung".

Die jüngsten Streiks in Großbritannien hatten am Donnerstag begonnen. Drei aufeinanderfolgende Streiktage hatten seitdem insbesondere den Schienenverkehr lahmgelegt. Der Arbeitsausstand in Felixstowe ist der nächste in einer Reihe von Arbeitskämpfen, die sich auf zahlreiche Branchen erstrecken, um angesichts der Rekordinflation in Höhe von rund zehn Prozent deutliche Lohnerhöhungen zu erreichen.

Die Verantwortlichen des Hafens von Felixstowe zeigten sich "enttäuscht", dass Unite ihr Angebot nicht angenommen habe, den Streik abzusagen. Man habe eine "faire" Lohnerhöhungen von durchschnittlich acht und fast zehn Prozent für die am schlechtesten bezahlten Beschäftigten angeboten, erklärte der Hafenbetreiber.

Der Hafen bedauerte die Auswirkungen, die der Streik auf die "britischen Lieferketten" haben werde. Streiks seien eine "Unannehmlichkeit und keine Katastrophe", sagte ein Hafenmitarbeiter der britischen Nachrichtenagentur PA. Die Lieferkette sei seit der Corona-Pandemie ohnehin "an Unterbrechungen gewöhnt". Es ist der erste Streik seit 1989 für den im Osten Englands gelegenen Hafen, in dem jährlich rund vier Millionen Container umgeschlagen werden.

Jede Störung lähmt globalen Containerverkehr

Tatsächlich könnte der Streik nicht nur die britischen Lieferketten weiter belasten. "Fast die Hälfte des britischen Containerverkehrs geht durch den Hafen in Felixstowe hindurch und 65 Prozent der ankommenden Container", sagte die britische Handelsexpertin Rebecca Harding. Ein achttägiger Streik, wie er von nun an geplant ist, bedeute ein Risiko für Im- und Exporte im Wert von rund 800 Millionen Pfund (rund 950 Millionen Euro) - besonders betroffen sei die Kleidungs- und Elektronikbranche.

Der globale Containerverkehr auf See, die Lebensader des Welthandels, ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor zweieinhalb Jahren zunehmend aus dem Tritt geraten. Jede Störung, etwa Lockdowns in einzelnen Häfen, eine Havarie wie die der "Ever Given" im Suezkanal oder eben Arbeitskämpfe, bringt zusätzlich Sand ins Getriebe - selbst wenn ein Hafen wie Felixstowe im internationalen Maßstab kein ganz großer Player im aufeinander abgestimmten Räderwerk der Seelogistik ist.

"Ein Grund für die strapazierte Logistik auf See und in den Häfen ist auch die niedrige Pünktlichkeitsrate von Schiffen", sagte etwa der Ökonom Vincent Stamer, der am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) den weltweiten Containerverkehr analysiert. "Zusätzliche Streiks verschlechtern diese Situation - auch der drohende Streik am größten britischen Hafen Felixstowe."

Zudem fürchten Logistiker auch in Deutschland neue Warnstreiks. Die wären möglich, wenn am Montag die nächste Tarifrunde im Streit um Löhne der Hafenarbeiter keinen Erfolg bringt. Zuletzt hatte die Gewerkschaft Verdi Mitte Juli für 48 Stunden den Umschlag an allen deutschen Nordseehäfen lahmgelegt.

Quelle: ntv.de, mbe/AFP/dpa


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