Kasachstan soll bei deutscher Energiewende helfen

  31 Oktober 2022    Gelesen: 468
  Kasachstan soll bei deutscher Energiewende helfen

Mit einem milliardenschweren EU-Programm im Rücken kündigt Außenministerin Baerbock in Kasachstan gemeinsame Infrastruktur-Projekte an. Das Ziel: Das riesige Land soll ab 2030 grünen Wasserstoff liefern.

Deutschland will künftig große Mengen grünen Wasserstoffs aus Kasachstan beziehen. Außenministerin Annalena Baerbock sagte bei einem Besuch in der Hauptstadt Astana, man wolle gemeinsam mit der EU Projekte in den Bereichen Digitales, Energie und Transport auf den Weg bringen. Damit soll auch die ehemalige Sowjetrepublik enger an Europa gebunden werden.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die EU-Initiative "Global Gateway" - ein 300 Milliarden Euro schweres Programm, das ärmeren Ländern helfen soll, ihre Infrastruktur auszubauen. Das Projekt macht der "Neuen Seidenstraße" Konkurrenz, an der China schon seit Jahren in vielen Ländern arbeitet. Kasachstan und auch Usbekistan - die nächste Station von Baerbocks Reise - haben traditionell enge Beziehungen zu ihren großen Nachbarn China und Russland.

Ein Wasserstoffprojekt in der Region am Kaspischen Meer stehe exemplarisch für eine gemeinsame und nachhaltige Zukunft, sagte Baerbock nach einem Treffen mit dem kasachischen Außenminister Muchtar Tleuberdi. Dort könnten von 2030 an durch Windenergie drei Millionen Tonnen grüner Wasserstoff durch Elektrolyse mit Wasser aus dem Kaspischen Meer produziert werden.

Ohne China zu nennen, sagte Baerbock, andere Länder versuchten in vielen Teilen der Welt, ihren Einfluss auszuweiten, "nicht nur mit militärischer Gewalt, sondern auch durch wirtschaftliche Deals, hinter denen sich ein Netz von Abhängigkeiten verbirgt". Deutschland wolle andere Wirtschaftsbeziehungen - "fair, auf Augenhöhe, ohne Knebelkredite und ohne versteckte Agenda".

Auf Distanz zu Russland

Kasachstan hat nur 19 Millionen Einwohner, ist aber flächenmäßig das neuntgrößte Land der Welt. Es ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in Zentralasien und verfügt über große Rohstoffreserven. Insgesamt sind mehr als 200 deutsche Unternehmen in dem Land aktiv. Das Land ist außerdem auch im Ukraine-Krieg auf Distanz zu Russland gegangen. In den Vereinten Nationen hatte sich Kasachstan bei Abstimmungen zur Verurteilung des russischen Kriegs gegen die Ukraine und der Annexion von ukrainischem Gebiet enthalten.

Im Januar gab es dort schwere Unruhen mit mehr als 200 Toten. Anfänglicher Unmut über gestiegene Treibstoffpreise schlug in gewalttätige regierungskritische Ausschreitungen um. Präsident Kassym-Schomart Tokajew holte zwischenzeitlich auch russische Soldaten ins Land. Im Sommer sagte Tokajew dann jedoch bei einer Podiumsdiskussion zu Kremlchef Wladimir Putin, er werde "quasistaatliche Gebiete" wie die mittlerweile von Moskau annektierten ostukrainischen Regionen Luhansk und Donezk nicht als unabhängige Staaten anerkennen. Später nahm Kasachstan 200.000 Russen auf, die vor Putins Teilmobilmachung flohen.

Nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Alichan Smajylow traf sich Baerbock mit Vertreterinnen der Zivilgesellschaft. Am Nachmittag stand ein Besuch der Gedenkstätte für Häftlinge des sowjetischen Frauengefängnisses Alzhir auf dem Programm. Dort waren bis 1953 mehr als 18.000 Frauen interniert, davon 8000 bis zu zehn Jahre lang.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa


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