Möglicher Bio-Marker für schweres Covid-19 entdeckt

  18 November 2022    Gelesen: 689
  Möglicher Bio-Marker für schweres Covid-19 entdeckt

Noch immer fehlt es bei Covid-19 an umfassenden Behandlungsmethoden. Einem Ansatz folgt ein Forschungsteam in Schweden, das einen möglichen Biomarker für einen schweren Verlauf identifiziert. Hier könnten Diagnostik und Behandlung ansetzen.

Ein Forschungsteam des Karolinska Instituts in Schweden hat bei Patienten und Patientinnen mit akuter Covid-19-Erkrankung erhöhte Spiegel des Zytokins Interleukin-26 (IL-26) im Blut nachgewiesen. Aus früheren Forschungen ist bekannt, dass hohe IL-26-Spiegel mit einer überschießenden Entzündungsreaktion zusammenhängen, die häufig schwere Krankheitsverläufe zur Folge haben. Bekannt wurde das Phänomen unter dem Namen Zytokinsturm. Daraus schließen sie, dass IL-26 ein potenzieller Biomarker für schweres Covid-19 ist. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden im Magazin Frontiers in Immunology.

Um zu untersuchen, wie das IL-26 an Covid-19 beteiligt ist, wurden von Juni 2020 bis Januar 2021 in einem Krankenhaus in Stockholm 49 Patientinnen und Patienten rekrutiert, die mit einer Sars-CoV-2-Infektion eingeliefert worden waren. 44 von ihnen hatten schwere Symptome und benötigten eine Sauerstofftherapie. Die Kontrollgruppe bestand aus 27 gesunden Personen im gleichen Zeitraum. In beiden Gruppen wurden die Konzentrationen des IL-26-Proteins und anderer entzündlicher Verbindungen im Blut gemessen.

"Wir können zum ersten Mal zeigen, dass die Blutspiegel des Zytokins IL-26 bei Patienten mit COVID-19 viel höher sind als bei gesunden Kontrollpersonen", sagt Dr. Eduardo Cardenas. Der Hauptautor der Studie arbeitet am Institut für Umweltmedizin des Karolinska Institutet.

Suche nach Behandlungsmöglichkeiten

Aus früheren Forschungen sei bereits bekannt, dass IL-26 "an der Mobilisierung von Immunzellen beteiligt ist, die bakterielle Infektionen in der Lunge und auch bei chronischen Atemwegserkrankungen beim Menschen bekämpfen", erläutert Anders Lindén, der an der Studien beteiligt war. "Außerdem wirkt IL-26 antiviral und antibakteriell."

In der jetzigen Studie konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachweisen, dass der Anstieg von IL-26 mit dem sogenannten Zytokinsturm verbunden war. Die übermäßige und gefährliche Entzündungsreaktion deutet auf schwere Fälle von Covid-19 hin. "Unsere Entdeckung gibt uns einen potenziellen Biomarker für schweres Covid-19, aber angesichts der antiviralen Wirkung von IL-26 haben wir möglicherweise auch ein neues therapeutisches Ziel identifiziert", sagt Professor Lindén.

Denn obwohl sich die Impfstoffe als wirksam erwiesen haben, um die Zahl schwerer Covid-Fälle zu reduzieren, gibt es immer noch wenig Behandlungsmöglichkeiten für die Krankheit. "Wir müssen die zugrunde liegenden immunologischen Mechanismen besser verstehen, um bessere Behandlungen zu finden. Es besteht auch Bedarf an einer verbesserten Diagnostik bei Covid-19-Patienten", sagt Cardenas. Er bereitet nun eine Studie mit einer größeren Patientengruppe vor, um weitere Informationen zum klinischen Wert der Messung von IL-26 bei Covid-Patienten und -Patientinnen zu erheben. Dann lässt sich möglicherweise beantworten, ob die Werte die Schwere der Krankheit widerspiegeln.

Quelle: ntv.de


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