Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Hannover zur Rolle von Continental in der VW-Dieselaffäre könnten nach langer Ermittlungsdauer jetzt durch Äußerungen eines Insiders entscheidend vorankommen. "Ein Beschuldigter hat ausführlich ausgesagt", hieß es am Nachmittag bei den Strafverfolgern. "Er kann nun von einer Kronzeugen-Regelung Gebrauch machen." Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt - der Schritt des Mannes könnte aber dazu führen, dass sich Vorwürfe gegen weitere mutmaßliche Beteiligte erhärten.
In dem Verfahren geht um die Frage, ob leitende Beschäftigte von Conti davon wussten, dass Volkswagen mit Software für die Abgasreinigung von Dieselautos Messwerte manipulieren wollte. Der Skandal flog im Herbst 2015 zuerst in den USA auf. Ein Continental-Sprecher erklärte, dass von den inzwischen 61 Beschuldigten niemand mehr bei dem Dax-Konzern arbeite. Ermittlungen zur Verletzung von Aufsichtspflichten richteten sich zudem nicht gegen amtierende Mitglieder des Kontrollgremiums.
Finanzvorstand zurückgetreten
Staatsanwälte prüfen im Fall Conti/VW unter anderem den Verdacht, dass Beihilfe zum Betrug geleistet worden sein könnte. Etliche der Beschuldigten sollen Konzernkreisen zufolge bei der einstigen Siemens-Autosparte VDO gearbeitet haben, die Continental 2007 übernommen hatte. Das Unternehmen betreibt außerdem interne Nachforschungen - der langjährige Finanzvorstand Wolfgang Schäfer war 2021 zurückgetreten, weil bei den eigenen Prüfungen der Hannoveraner zur "VW-Dieselthematik" Unregelmäßigkeiten aufgetaucht waren.
Die Rückstellungen für Haftungsrisiken und etwaige Bußgelder lagen nach Angaben der aktuellen Finanzchefin Katja Dürrfeld im März bei einem "höheren zweistelligen Millionenbetrag". Darüber hinaus äußerte sich das Management wegen des laufenden Verfahrens auch bei der Conti-Hauptversammlung am Donnerstag nicht weiter zu möglichen Diesel-Verstrickungen. Vorstandschef Nikolai Setzer sagte allgemein: "Wir ziehen Konsequenzen." Der bisherige Mercedes-Manager Olaf Schick leitet ab Mai ein neues Ressort für Integrität und Recht im Vorstand.
Quelle: ntv.de, mau/dpa
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