Ein Angestellter mit Durchschnittsgehalt, unverheiratet und ohne Kind musste im vergangenen Jahr im Schnitt 49,4 Prozent abliefern. Im Kreis der 34 OECD-Länder rangiert Deutschland damit nach wie vor auf dem dritthöchsten Platz. Nur in Belgien und Österreich ist bei einem alleinstehenden Durchschnittsverdiener die Last höher.
2014 lag der Wert in Deutschland noch bei 49,3 Prozent der Arbeitskosten (Bruttoverdienst plus Sozialbeiträge der Arbeitgeber). Im Jahr 2000 waren es 52,9 Prozent. Nach den zuletzt kräftigen Lohnerhöhungen sind allerdings auch wieder mehr Einkommensteuern an den Fiskus geflossen. In der gesamten OECD sank die Durchschnittslast in diesem Zeitraum von 36,6 auf 35,9 Prozent.
Steuersystem verstärkt Ungleichheiten
Auch bei fast allen anderen untersuchten Haushaltstypen liege die Steuer- und Abgabenlast in Deutschland im OECD-Vergleich an der Spitze, heißt es. Die Experten kritisierten, dass Steuerregeln wie Ehegattensplitting oder die beitragsfreie Versicherung von nichterwerbstätigen Partnern für Zweitverdiener die Anreize zur Jobaufnahme verringerten. Abgesehen von Belgien sei die Steuer- und Abgabenlast für einen Zweitverdiener (bei zwei Drittel des Durchschnittsverdiensts, der andere Partner verdient durchschnittlich) so hoch wie in keinem anderen OECD-Land.
"Hohe Steuern und Abgaben für Zweitverdiener entmutigen vor allem Frauen, erwerbstätig zu werden", sagte Pascal Saint-Amans, OECD-Direktor für Steuerpolitik. "Bei der Gestaltung des Steuersystems sollte die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen stärker berücksichtigt werden." In jedem Fall sollte das Steuersystem bestehende Ungleichheiten nicht noch verstärken. Schon in ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht hatte die OECD Deutschland empfohlen, die Steuer- und Abgabenlast für Zweitverdiener zu senken. Sie könnte durch einen gesonderten Freibetrag verringert werden. Gleichzeitig könnten die Krankenversicherungsbeiträge auf der Grundlage der Zahl der versicherten Erwachsenen bemessen werden.
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