Blickfang in poppigen Farben
Dass der 4,81 Meter lange Fünfsitzer optisch so hervorsticht, liegt vor allem an seinem schrägen Design. Die Chinesen haben ihrem zweiten Modell nämlich eine betont coupéhafte Dachlinie verpasst. Außerdem gibt es eine besonders poppige Farbpalette. Und damit den U6 jeder auch gleich als Elektromodell erkennt, weisen Zierstreifen unter den Wagentüren auf den Akku im Wagenboden hin.
Aber der U6 ist noch aus einem weiteren Grund eine seltene Erscheinung: Die Marke Aiways ist hierzulande noch wenig verbreitet und taucht auch im Handel kaum auf. Denn vertrieben wird der Stromer lediglich über die Elektronik-Kette Euronics, die im letzten Jahr gerade mal einige hundert Autos verkauft hat. Der Service wird ausschließlich über die Werkstattkette ATU abgewickelt.
Exotische Verpackung für etablierte Technik
Während sich das Design deutlich von der Masse abhebt, ist die Technik des U6 eher konventionell. Das Elektro-SUV steht auf einer mittlerweile gewöhnlichen Skateboard-Plattform, die für die Mitte des Marktes konfiguriert wurde.
Die Batterie hat eine Kapazität von 63 kWh, die bei einem Normverbrauch von 15,9 bis 16,6 kWh einen Aktionsradius von 405 Kilometern erlaubt. Den Strom an der Ladesäule zieht sie mit maximal 90 kW - Konkurrenten wie der VW ID5 und Tesla Model Y bieten da deutlich mehr. Der an der Vorderachse montierte Motor kommt auf 118 kW/160 PS und 315 Nm. Damit beschleunigt der U6 in 6,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht maximal 160 km/h.
Digital-Cockpit mit Piloten-Feeling
Auch innen ist es mit der Experimentierfreude der Chinesen nicht mehr ganz so weit her. Sieht man einmal von dem Wählhebel des Getriebes ab, der an die Schubregler eines Düsenfliegers erinnert, folgt der U6 dem allgemeinen Trend zum puristischen Digital-Cockpit. So werden die meisten Schalter und Regler durch Icons auf dem Touchscreen ersetzt.
Dazu gibt es hinten wie vorne reichlich Platz. Zu verdanken ist das der flachen Bodengruppe und dem Radstand von 2,80 Metern. Und trotz des schrägen Panoramadachs genießen die Passagiere erfreulich viel Kopffreiheit.
Außerdem hat der U6 einen reisetauglichen Kofferraum, der 472 bis 1260 Liter fasst und dessen Klappe nun weit genug aufragt, um beim Ein- und Ausladen den Kopf nicht einziehen zu müssen. Selbst ein Handschuhfach gibt es diesmal. Das hatten die Chinesen auf Wunsch ihrer europäischen Kunden bereits dem weitgehend baugleichen U5 nachträglich eingebaut.
Seriöses Infotainment, nervöse Assistenten
Ganz im Gegensatz zu vielen chinesischen Konkurrenten sparen sich die Asiaten bei ihrem neuen Modell allzu viele elektronische Spielereien. Zwar haben sie eine ziemlich ausgeklügelte Ambientebeleuchtung programmiert. Aber es gibt keinen Avatar wie beim Smart#1, der nun unter chinesischer Beteiligung produziert wird, und keinen digitalen Beifahrer wie bei Nio.
Nicht einmal eine Navigation ist auf dem großen Display verfügbar, weil schließlich ohnehin jeder sein Handy dabei hat. Nur bei den Assistenzsystemen haben sie nicht gespart. Spurführung und Aufmerksamkeitsüberwachung sind jedoch so penibel ausgelegt, dass sie den Fahrer nervig oft zur Ordnung rufen.
Einer von der entspannten Sorte
Ansonsten ist der U6 ein Auto von der entspannten Sorte: Er ist souverän abgestimmt und bietet eine angenehme Mischung aus Komfort und Sportlichkeit. Dabei ist er wie alle E-Autos auffällig leise und flott im Antritt. Auch lässt er sich dank starker Rekuperation mit einem Pedal fahren.
Fazit: Gute Aussichten auf dem europäischen Markt
Mit seinem elektrischen Erstling U5 ist Aiways noch unter dem Radar geblieben. Doch mit dem U6 könnten die Chinesen auch in Europa von sich Reden machen. Das scharfe Design, die solide Technik und der attraktive Preis sind zumindest kein Grund, sich im Elektronikhandel zu verstecken.
Quelle: ntv.de, abe/dpa
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