Es gibt Fahrzeugpräsentationen, die bleiben definitiv hängen im Kopf. Die der V-Klasse gehört zu dieser Art Events. Nicht, dass dort so ein bahnbrechend neues Auto stehen würde, im ehrlich gesagt etwas nach Massenabfertigung klingenden RheinMain Kongresscenter Wiesbaden. Aber das Gebäude ist architektonisch interessant und spätestens wenn man durch die Tür des Baus schreitet, dessen Wände so herrlich dekadent erscheinen in ihrem Look mit den bis zur Decke holzgetäfelten Wänden, mag man verstehen, dass die neue, ähm, modifizierte V-Klasse mit der Location harmoniert.
Mercedes sagt natürlich "neue V-Klasse", aber, nein, nein, darauf fällt ntv.de natürlich mitnichten herein. Jetzt bin ich doch vom Thema abgekommen, während Sie neugierig sind, was denn jetzt so spektakulär sein soll. Also, Zeit, tatsächlich auf V-Klasse respektive EQV und Marco Polo (Camper) zu blicken: Und was fällt auf? Die V-Klasse bekommt auf Wunsch eine klassische Kühlerfigur. Sie wissen schon, die Rede ist vom Mercedes-Stern auf der Haube. Diesem ikonische Mercedes-Merkmal, das die Schwaben sogar der C-Klasse seit jüngster Zeit vorenthalten - jedenfalls in Europa. Dazu passen passen edel aussehende Leichtmetallräder im Fünf-Speichen-Design, wie sie in ähnlicher Form seit Jahrzehnten auch bei den Spitzenvarianten der S-Klasse zum Einsatz kommen.
Und dann gibt es noch eine Sache, die irgendwie skurril wirkt: Mercedes präsentiert also die runderneuerten Varianten der Baureihen EQV, Marco Polo und V-Klasse plus Vito für den gewerblichen Einsatz mit großem Pomp - aber verrät nichts über die vorgesehenen Antriebe. Womöglich, weil es da mutmaßlich gar nicht viel zu erzählen gibt. Mal ein bisschen gespoilert - es bleibt wohl bei Dieseln (aktuell 163 bis 237 PS, vielleicht künftig mit E-Boost). Und der 204 PS starke elektrische Strang wird sich weder in Antriebs- noch Ladeperformance großartig verändert haben.
Ist ja auch irgendwie klar, denn schon 2026 wird Mercedes die neuen Fahrzeuge auf der Plattform "Van.EA" vorstellen. Dort wird es dann keine Verbrenner mehr geben, aber dafür Reichweiten von rund 500 Kilometern. Und hoffentlich auch die Möglichkeit, schnell laden zu können mithilfe eines 800-Volt-Bordnetzes. Doch zurück zur mutmaßlich letzten Ausbaustufe der konventionellen V-Klasse.
V-Klasse wird bald mehr Infotainment und Sicherheit bieten
Mercedes selbst spricht von "Attraktivierung" - könnte sogar hinkommen. Immerhin darf man in der V-Klasse jetzt ein Ambientelicht genießen, das in 64 verschiedenen Farbtönen erstrahlt. Sie schmunzeln an dieser Stelle? Für asiatische Märkte ist das aber wichtig. Okay, jetzt mal im Ernst: Mit dem Widescreen (insgesamt knapp 25 Zoll Displayfläche) gewinnt die V-Klasse durchaus. Dazu kommt die leistungsstarke, jetzt optimierte Sprachbedienung, die auf das Kommando "hey Mercedes!" hört und viele Befehle ohne Widerworte ausführt. Die Transporter-Varianten bekommen weniger Anzeige ab und müssen mit einem Single-Monitor von 10,25 Größe Vorlieb nehmen. Und die mechanischen Anzeigenadeln wurden hier noch nicht aus dem Tachoelement verbannt. Warum eigentlich nicht, fragt man sich. Müsste reine Bildschirmfläche heutzutage nicht günstiger sein als die traditionelle Mechanik? Wer weiß.
Immerhin ist die V-Klasse sicherer geworden: Es gibt jetzt eine erweiterte Bandbreite an Notbrems-Szenarien. Übersieht der Fahrer beispielsweise querenden Kreuzungsverkehr, greift der Computer ein und verzögert, was schwere Unfälle verhindern soll. Und mit der Einführung der modernen Lenkradgeneration samt kapazitiver Sensortechnik wird erkannt, wenn der Fahrer die Hände vom Kranz nimmt - in diesem Fall warnt der Assistent.
Bei den Lieferwagen-Ausführungen wird es künftig auch eine elektrisch angetriebene Heckklappe geben. Außerdem wird der eVito über eine intelligente Streckenplanung verfügen, was das Lademanagement vereinfachen soll.
Kosmetik hält die V-Klasse frisch
Die Varianten der V-Klasse werden durch umfangreiche Kosmetik jedenfalls sichtlich attraktiver. Mehr Wertigkeit innen, neue Felgendesigns und Lackfarben geben dem immerhin seit 2014 am Markt weilenden W447 wieder frischen Pep. Außerdem präsentiert sich sein Kühlergrill-Rahmen künftig beleuchtet, wie fancy. Und die soliden Werte bleiben ja ohnehin. So lassen sich in der V-Klasse acht Personen transportieren und Ladegut im Äquivalent von 6600 Litern.
Sowohl die menschliche Fracht als auch Güter gelangen demnächst außerdem über eine serienmäßige zweite Schiebetür in das Vehikel. Natürlich profitiert auch der vier Personen Platz bietende Marco Polo von den Neuerungen. Eine zusätzliche spezifische Funktionsaufwertung besteht darin, dass seine Airmatic (Luftfederung) stets für einen ebenen Fahrzeugstand sorgt, auch wenn man das Wohnmobil auf schrägem Untergrund positioniert.
Zum Schluss meiner Erkundungen fläze ich mich noch einmal in die optionalen Luxussitze - natürlich beheiz- und kühlbar. Und: per Elektromotor in Liegeposition zu fahren. So lassen sich auch luxusverwöhnte Kunden nach wie vor angemessen in der V-Klasse chauffieren. Künftig dann eben mit Ambientelicht in 64 wählbaren Farben. Das sind doch schöne Aussichten, vor allem für Interessenten auf dem asiatischen Kontinent.
Zu den Händlern rollt der überarbeitete Multifunktionsprofi wohl erst kommendes Jahr. Günstig dürfte das Vergnügen nicht werden. Schon jetzt kostet die V-Klasse mindestens knapp 59.000 Euro. Das Wohnmobil Marco Polo startet ab gut 75.000 Euro. Bloß der magerer ausgestattete Vito-Kastenwagen für den gewerblichen Einsatz liegt bei etwas über 39.000 Euro. Mit den neuen Features ist aber auch hier eine Preissteigerung zu erwarten.
Quelle: ntv.de
Tags: