1873 gegründete NSU schrieb Technikgeschichte

  13 Auqust 2023    Gelesen: 866
  1873 gegründete NSU schrieb Technikgeschichte

Weltgrößter Zweiradhersteller, Erfinder des modernen Vierrad-Automobils und Entwickler des futuristischen "Wankel-Wunderautos" Ro 80: Das 1873 gegründete Neckarsulmer Unternehmen NSU schrieb Technikgeschichte, bis es mit Audi fusionierte. Heute kommen aus Neckarsulm sportliche und elektrische Audi.

Ein kleines Winzer- und Industriestädtchen als weltweit wichtigster Innovation-Hub für Mobilität? Anfang der 1960er schien es so, als sei in Neckarsulm, genauer gesagt beim Kleinwagen- und Zweiradspezialisten NSU, der Antrieb für Land-, Luft- und Wasserfahrzeuge neu erfunden worden. "Wankel-Wunder" und "Jahrhundert-Motor" jubelten die Medien, und Fahrzeughersteller aus fast allen Kontinenten kamen, um eine Lizenz des revolutionären Kreiskolbenmotors zu erwerben. Jener Erfindung des Ingenieurs Felix Wankel, die NSU im flotten Sportwagen Wankel Spider und im futuristisch designten Ro 80 in Serie gehen ließ.

Für das vor 150 Jahren als Strickmaschinenhersteller gegründete Unternehmen NSU war dies nicht die erste Pionierleistung. Technikgeschichte schrieb die Firma, die ihre Heimatstadt als Kürzel im Markennamen trägt, schon 1889 durch die Entwicklung des allerersten modernen Vierrad-Automobils, des Daimler Stahlradwagens.

Auch ein Vorläufer des VW Käfers entstand bei NSU und Opel verkaufte dem weltgrößten Zweiradhersteller 1936 seine Fahrradsparte. Und dann gab es da noch die "Prinzen-Garde", jene scharf gezeichneten NSU-Nachkriegs-Kleinwagen, die sogar in Italien als "belle macchine" gefeiert wurden. Die erste Alu-Limousine? Kam in kleiner Auflage 1913 von NSU - und 1994 als Großserienmodell A8 von Audi, gebaut gleichfalls in Neckarsulm: Die Wankelauto-Entwicklung war so kostspielig, dass NSU schon 1969 mit Audi fusionierte und unter das Dach des VW-Konzerns schlüpfte.

NSU-Gene leben weiter

Heute ist NSU Geschichte, aber die Gene dieses von Ingenieursgeist getriebenen Unternehmens leben fort. "Aus Ideen entsteht Zukunft", wirbt Audi für seinen ersten in Deutschland und im Werk Neckarsulm gebauten Stromer e-tron GT. Ein Slogan, der nicht zufällig an den legendären Werbespruch "Vorsprung durch Technik" erinnert, mit dem zuerst die im Windkanal geformte und wegweisend sichere Wankel-Limousine NSU Ro 80 Anfang der 1970er für Furore sorgte. Und auch die Sportwagen Audi TT und TTS zitieren in ihrer Namensgebung unvergessene Racer von NSU: Die kleinen Kraftzwerge Prinz TT und TTS, die auf Rennkursen als Porsche- und BMW-Jäger Kultstatus erlangten und natürlich die erfolgreichen NSU-Rennmax-Motorräder, die in den 1950ern bei der Tourist Trophy (TT) auf der Isle of Man unter Piloten wie Werner Hass auf Kurs für gleich mehrere Weltmeistertitel gingen.

Tatsächlich war es der Sport, der bei NSU technische Entwicklungen vorantrieb und das Unternehmen auf ein neues Level beschleunigte. So qualifizierte sich das 1904 gebaute erste NSU-Motordreirad auf Anhieb für den berühmten "London-Brighton-Veteran-Run" und 1911 - NSU war inzwischen größter deutscher Motorradhersteller und renommierter Autobauer - errangen die Neckarsulmer mit einem 10/20 PS den Silberpokal bei der berüchtigten Prinz-Heinrich-Langstreckenfahrt. Kaum zu glauben: Schon 1914 begann mit einem NSU Sport-Roadster der Export ins ferne Australien, und nur drei Jahre nach dem ersten luxuriösen Mercedes mit Roots-Kompressor, sorgte 1924 der erschwinglichere NSU "5/25/40 PS Kompressorwagen" bei Hobbyrennfahrern für beschleunigten Puls.

Fiat verhinderte 1928 NSU-Insolvenz

Mutiges Vorausdenken war bei den Neckarsulmer Entwicklern Pflicht, und so überraschten sie schon 1922 mit damals futuristischen Finessen wie einem Kurvenlicht. Andererseits: Finanzkrisen lassen sich für derart kreative Hersteller kaum vermeiden, da erging es NSU nicht anders als Citroën oder Lancia. Eine Insolvenz von NSU im Jahr 1928 verhinderte Fiat, denn die Italiener übernahmen eines von inzwischen zwei NSU-Werken und montierten in Heilbronn bis 1969 Autos unter den Marken NSU/Fiat und Neckar.

Währenddessen stieg NSU zum weltgrößten Fahrrad- und Motorradhersteller auf und Modelle wie die NSU Quickly - als Sportmoped beworben - avancierten zum bezahlbaren Wohlstandssymbol der Wirtschaftswunderjahre in der jungen Bundesrepublik. Dann aber wollten die Menschen ein "Dach über dem Kopf", ein richtiges Auto fahren. NSU erkannte diese Zeichen der Zeit rechtzeitig und präsentierte 1957 den vollwertigen Kleinwagen Prinz. Ein pfiffiger Flitzer, der die Herzen der Deutschen im Sturm eroberte.

Imageträger Sport-Prinz

Erster Imageträger wurde 1959 der Sport-Prinz, ein elegantes Coupé im Design des italienischen Edelcouturiers Bertone. NSU und Italien, das war damals Amore auf den ersten Blick. NSU-Händler durften fortan auch schnelle Alfa Romeo Giulietta verkaufen, denn Alfa hatte einen deutschen Vertriebspartner gesucht - und NSU fand so Zugang in das kleinwagenverliebte Italien, das auch den 1961 lancierten Prinz IV im Look eines Chevy Corvair in Massen abnahm und die starken NSU TT/TTS sowie die Mittelklassetypen NSU 110/1200 goutierte. Aus dem NSU Sport Prinz entstand der Spider mit dem weltweit ersten Serien-Kreiskolbenmotor. Dieses immerhin 37 kW/50 PS freisetzende Einscheiben-Wankelaggregat sicherte dem Rotarier bei Rennen reichlich sportlichen Lorbeer, allerdings verhinderten ambitionierte Preise und mangelnde Zuverlässigkeit hohe Zulassungszahlen.

Andererseits bot der von NSU 1958 erstmals ins Laufen gebrachte Kreiskolbenmotor gegenüber dem konventionellen Hubkolbenmotor beträchtliche Vorteile. Bei gleicher Leistungsstärke lässt sich der Rotarier wirtschaftlicher produzieren, ist kompakter und wiegt etwa ein Drittel weniger, ersetzen doch rotierende Scheiben das Auf und Ab der Kolben. Kein Wunder, dass fast alle namhaften Fahrzeughersteller wie Alfa Romeo, Daimler-Benz, GM, Mazda, Nissan, Porsche oder Rolls-Royce zu den NSU-Lizenznehmern zählten. Aus den Einnahmen wollte NSU die Wankel-Entwicklungskosten bezahlen, was jedoch nicht gelang. Treuester Lizenz-Geldgeber war übrigens Mazda, und die Japaner halten als einzige Marke bis heute am Wankel fest.

Der Wankel Spider war der Entwicklungsschritt auf dem Weg zum Zweischeiben-Großserienmodell, der 1967 eingeführten, avantgardistischen Flaggschiff-Limousine NSU Ro 80. Abrunden sollte die NSU-Modellpalette 1969 das Mittelklassemodell K 70, das aber als traditioneller Vierzylinder zur Serienreife entwickelt wurde. Hatte die NSU-Marktforschung doch 1967 ergeben, dass die Deutschen in der Mittelklasse konservativ dachten und dem Rotarier noch nicht trauten. Gleiches galt bald auch gegenüber dem Ro 80. So plagten den NSU-Kreisläufer anfangs anfällige Dichtleisten und weitere Kleinigkeiten, die den Ruf nachhaltig ruinierten - und den Hersteller viel Geld kosteten.

Unternehmensverschmelzung löste existenzielle Krise

Schon seit 1967 suchten die Neckarsulmer Kontakte zu VW, die 1969 zur Gründung der Audi NSU Auto Union AG unter dem Dach des Volkswagenkonzerns führten. Es war eine Unternehmensverschmelzung, die für NSU eine existenzielle Krise löste. In die Ehe mit Audi brachte NSU die Mitgift des künftigen VW-Flaggschiffs K 70 und den Rotarier Ro 80.

Der Preis, den NSU für die Fusion zahlte war allerdings hoch: Vier Jahre später kam das Aus für den Prinz und mit dem Ende des Ro 80 verschwand 1977 das Neckarsulmer Logo von Motorhauben. Stattdessen fand nun Audi Einlass im Premiumclub, für "Vorsprung durch Technik" bürgten Quattro-Antrieb und Turbo-Power.

Chronik NSU

1873: In Riedlingen an der Donau gründen die Mechaniker Christian Schmidt und Heinrich Stoll eine Werkstatt zur Herstellung von Strickmaschinen, die 1880 nach Neckarsulm umzieht und 1884 als Neckarsulmer Strickmaschinenfabrik AG firmiert

1886: Das Neckarsulmer Hochrad Germania etabliert NSU als Fahrradhersteller

1888: NSU (der Name ist ein Kürzel für Neckarsulm und wird ab 1892 als Markenzeichen verwendet) wird Fahrgestell-Lieferant für Daimler

1889: Der Daimler Stahlradwagen, der als erstes modernes Vierrad-Automobil der Welt gilt, wird von NSU in Neckarsulm entwickelt mit Rohrrahmen und Achsschenkellenkung

1892: Neufirmierung als Neckarsulmer Fahrradwerke, ab 1900 auch Bau von Motorrädern

1904: NSU präsentiert ein Motordreirad mit wassergekühltem Einzylinder, das beim "London-Brighton-Veteran-Run" teilnimmt und in kleine Serie geht

1905: Die eigentliche Automobilproduktion startet, zuerst als dreirädriges "Sulmobil" mit 3,5-PS-Frontmotor: NSU baut außerdem Automobile mit in Lizenz gefertigten Motoren des belgischen Herstellers Pipe

1906: Der "Original Neckarsulmer Motorwagen, Typ 6/10 PS" wird aufgelegt und fortan firmieren alle Kraftfahrzeuge unter den Namen Neckarsulm oder kurz NSU

1911: NSU belegt mit einem 10/20-PS-Modell beim legendären Langstreckenrennen "Prinz Heinrich Fahrt" den zweiten Platz

1912: NSU ist größter deutscher Motorradhersteller (3000 Einheiten jährlich) und ein führender Fahrradproduzent (20.000 Einheiten), auch im Autobau (450 Wagen jährlich) zählt NSU zu den renommierten Marken

1913: Namensänderung in Neckarsulmer Fahrzeugwerke. Der bereits seit zwei Jahren gebaute NSU 8/24 HP debütiert in einer Variante als erste Reiselimousine mit richtungsweisend leichtgewichtiger Aluminiumkarosserie

1914: NSU exportiert weltweit, so den neuen Sport-Roadster 5/15 PS nach Australien

1922: Der NSU 8/24 PS beeindruckt durch technische Innovationen wie Lichtmaschine, Kurvenlampen, Richtungsanzeiger. Schon seit Vorkriegszeiten liefert NSU Fahrgestelle an Karossiers, die darauf neben Limousinen auch Nutzfahrzeugaufbauten setzen

1923: Bei NSU fertigen 4.070 Mitarbeitende alle zwei Stunden ein Auto, alle 20 Minuten ein Motorrad und alle fünf Minuten ein Fahrrad

1924: Innovativ und gut fürs sportliche Image ist der NSU 5/25/40 PS Kompressorwagen, der auch bei Rennen eingesetzt wird

1928: NSU steckt in einer Finanzkrise, die Dresdner Bank entwickelt einen erfolgreichen Sanierungsplan mit Aufgabe des eigenständigen Automobilbaus. Fiat übernimmt NSU, das Werk wird geteilt in die NSU Automobil AG (Heilbronn) und die NSU Vereinigte Fahrzeugwerke (Neckarsulm), die Fahrräder, Motorräder und Freilaufbremsen bauen. NSU überlässt das Nutzungsrecht am Markenzeichen NSU für Automobile dem Fiat-Konzern. Die NSU Automobil AG fertigt Autos unter der Marke "NSU/Fiat" und ab 1959 unter dem Namen "Neckar"

1932: Bis zu diesem Jahr werden von Fiat noch NSU-Automobile im Werk Heilbronn gefertigt, danach bis 1969 nur noch Fiat-Modelle montiert

1933: NSU vergibt an Ferdinand Porsche den Konstruktionsauftrag für den NSU-Porsche Typ 32, den frühen Vorläufer des späteren VW Käfer

1936: NSU übernimmt die Opel-Fahrradproduktion

1938: NSU ist weltgrößter Zweiradhersteller mit 36.987 Motorrädern, 25.632 Quick-Motorfahrrädern und 135.955 Fahrrädern

1945: In den teilweise kriegszerstörten Produktionsanlagen wird die Fertigung wieder aufgenommen

1946: Mit dem zehn Jahre zuvor eingeführten Motorfahrrad Quick und den Motorrädern 125 ZDB und 251 OSL beginnt die eigentliche Nachkriegsproduktion, erste Neuentwicklung ist 1949 die NSU Fox

1951: NSU nimmt mit dem Erfinder Felix Wankel Kontakt auf. Am 12. April erzielt Wilhelm Herz auf NSU Delphin mit 289,8 km/h auf der Autobahn München-Ingolstadt den Geschwindigkeitsweltrekord für Motorräder. Im Oktober erzielt der Seitenwagenchampion Hermann Böhm auf NSU Delphin II den Weltrekord (248 km/h) für Seitenwagengespanne

1953: Der bisherige NSU Vertriebsvorstand Dr. Gerd Stieler von Heydekampf wird Vorstandsvorsitzender und leitet die Geschicke des Unternehmens bis zur Integration in den VW-Konzern. Die NSU Quickly debütiert, ein preiswertes Moped, das Kultstatus erlangt und bis 1966 in 1,2 Millionen Einheiten gebaut wird. Werner Haas wird zum Starfahrer von NSU, der sich als Doppelweltmeister in der 125er- und 250er-Klasse in den Geschichtsbüchern verewigt

1954: Elf Weltrekorde für einspurige Fahrzeuge in den Klassen von 50 bis 175 ccm erzielt G.A. Baumm mit zwei stromlinienförmig verkleideten NSU, den Prototypen Baumm und Baumm II. 1955 folgen 22 weitere Weltrekorde

1955: NSU ist erneut weltweit größter Motorradhersteller, aber die Hochkonjunktur der Zweiräder geht zu Ende. Von Heydekampf lässt einen NSU Kleinwagen entwickeln

1956: Auf den Bonneville Salt Flats erzielen verkleidete NSU-Motorräder (die Prototypen Baumm II, Baumm IV und Delphin III) 54 Weltrekorde in den Klassen 50 bis 500 ccm. Wilhelm Herz knackt als erster Mensch die Motorrad-Schallmauer von 300 km/h (Vmax 339 km/h)

1957: Der Motorenkonstrukteur Felix Wankel kooperiert mit dem Fahrzeughersteller NSU, der Wankels Drehkolbenmotor DKM 54 zum Kreiskolbenmotor weiterentwickelt. Auf der Frankfurter IAA feiert der NSU Prinz I Weltpremiere

1958: Im März erfolgt die Markteinführung von Prinz I und auch Prinz II. Am 19. September feiert der Sport Prinz mit Bertone-Karosserie Weltpremiere. Der erste Kreiskolbenmotor KKM 125 erlebt am 7. Juli seine erfolgreiche Prüfstandspremiere

1959: Im April beginnt bei Bertone die Produktion des Coupés Sport-Prinz

1960: Auf dem Genfer Salon entdecken der Designer Claus Luthe und der NSU-Vorstandsvorsitzender von Heydekampf den Chevrolet Corvair. Unmittelbar danach erfolgt die Finalisierung des Prinz IV im Corvair-Stil

1961: Im Februar fällt die Entscheidung zur Entwicklung eines NSU-Vierzylindertyps, des späteren Prinz 1000. Am 27. Juni erfolgt die Händlervorstellung des Prinz 4. Im Juli kommt es zur Unterzeichnung eines Kreiskolben-Lizenzvertrages zwischen Mazda und NSU. Schon im November gibt es erste Tests mit Mazda Kreiskolbenmotoren, das Startsignal für Mazda als später weltweit erfolgreichsten Wankel-Hersteller

1962: Nach über drei Millionen gebauten Fahrrädern (seit 1886) trennt sich NSU von diesem Geschäftszweig. Ende des Jahres legt NSU die Marschrichtung fest für die erste Serienlimousine mit Kreiskolben-Motor, sie soll schnell, leicht und aerodynamisch ausfallen und sich in dieser Hinsicht grob am Citroen DS orientieren. Insgesamt produziert NSU in diesem Jahr 56.000 Fahrzeuge und damit 60 Prozent mehr als noch 1961

1963: NSU schließt mit den Einbecker Heidemann-Werken einen Lizenzvertrag, die fortan Fahrräder mit NSU-Signet vermarkten. Bei der Rallye Monte Carlo gewinnt ein Prinz 4 die Klasse bis 700 cm³. Auf der IAA debütiert der Prinz 1000 mit einer gegenüber dem Prinz 4 ab der B-Säule nach hinten um 35 Zentimeter verlängerten Karosserie. Außerdem feiert der Wankel Spider als erstes Serienauto mit Kreiskolbenmotor auf der IAA seine Weltpremiere. Die Serienproduktion wird für das kommende Frühjahr angekündigt, die Jahresfertigung soll 3000 bis 5000 Einheiten betragen, eine Prognose, die aber nie erreicht werden kann. Im April Entwicklungsbeginn für die Wankel-Limousine Ro 80

1964: Marktstart für den NSU Wankel Spider. Die Entwicklung des Typs 86, des späteren NSU K 70 beginnt

1965: Auf der IAA präsentiert NSU seinen ersten Zweischeiben-Wankelmotor. Der NSU Prinz 1000 TT mit 55 PS debütiert, Vmax 150 km/h und 14,8 Sekunden von Null auf 100 km/h gelten als sportlich

1966: Klassensieg bei der Rallye Monte Carlo für einen Prinz 1000, ebenso im Folgejahr. NSU beendet die Zweiradherstellung. Siegfried Spiess, amtierender Deutscher GT-Bergmeister auf NSU Prinz 1000, geht mit einem werkspräparierten Wankel Spider an den Start und gewinnt seine Klasse mit Siegen in sechs von sieben Rennen. Karlheinz Pannowitz und Rainer Strunz gewinnen im Wankel-Spider mit Werksunterstützung die Deutsche Rallyemeisterschaft in der GT-Klasse

1967: Der Modellname Prinz entfällt bei der Baureihe NSU 1000, ab März gibt es den NSU 1000 C mit 40 PS. Als Nachfolger des NSU 1000 TT geht im Juni der TT mit 1,2-Liter-Motor an den Start. Die Serienproduktion des TTS mit 70 PS starkem 1,0-Liter-Motor beginnt im Februar. Mit Werkstuning lässt sich die Leistung auf 85 PS steigern. Produktionsende für den Sport Prinz im Sommer. Der NSU Typ 110 wird im September zum NSU 1200 weiterentwickelt. Siegfried Spiess gewinnt auf Wankel Spider alle zwölf Läufe zur Deutschen Bergmeisterschaft der GT-Klasse. Die Pressepremiere des NSU Ro 80 findet am 21. August am Schloss Solitude bei Stuttgart statt. Ihre Publikumspremiere feiert die weltweit erste Limousine mit Zweischeiben-Kreiskolben-Motor im September auf der Frankfurter IAA, und dies direkt neben dem Citroen-Stand und der DS. Zwischen Citroen und NSU läuft das Comotor-Projekt, wonach künftig in einem gemeinsamen Werk Wankelmotoren und Fahrzeuge gebaut werden sollten. Am 6. Oktober beginnt die eigentliche Serienfertigung des Ro 80, die angestrebte Tageszahl von 50 Einheiten wird aber nicht erreicht. Im ersten Verkaufsjahr werden 354 Ro 80 produziert bei 306 Bestellungen laut Geschäftsbericht. Im Dezember endet nach 2.375 Einheiten die Produktion des Wankel Spider. Beim NSU K 70 führen Kapitalmangel und eine Marktstudie zu einer konventionellen Motorisierung

1968: Bei der Rallye Monte Carlo erzielt wie im Vorjahr ein NSU TT einen Klassensieg. Im Herbst 1968 feiert der Flügeltürensportwagen Gepard TT mit NSU-TT-Technik Premiere. Der Münchner Rudolf Thurner präsentiert den Sportwagen Thurner RS mit Bodengruppe des NSU TT, im Folgejahr Umbau auf Bodengruppe des NSU 1200 und Planung einer Kleinserie, zu der NSU die Zustimmung gibt. Noch immer gibt es Wankel-Spider-Neuzulassungen aus Lagerbeständen. Im Februar gewinnt der NSU Ro 80 in Amsterdam die europäische Medienauszeichnung "Auto des Jahres 1967" mit großem Vorsprung vor Fiat 125 und Simca 1100. NSU erzielt einen Rekordumsatz von 565 Millionen Mark. Vom NSU Ro 80 werden 6.066 Einheiten gebaut und 5.333 Einheiten verkauft. Marktstart des Mazda R100 Familia, der als erstes Modell mit Kreiskolbenmotor weltweit vertrieben und in über 100.000 Einheiten verkauft wird

1969: Am 7. Januar verlässt ein Ro 80 als 750.000 Automobil seit der Wiederaufnahme der NSU-PKW-Produktion im Jahr 1958 das Band. Im Juni wechselte die Ro-80-Produktion von Heilbronn nach Neckarsulm. NSU fusioniert mit Audi am 21. August zur VW-Tochter Audi NSU Auto Union AG mit rückwirkender Gültigkeit zum 1. Januar 1969. Der Sitz der AG ist in Neckarsulm, Mehrheitsaktionär ist Volkswagen. Der für den 21. Februar vorgesehene Anlauf der Vorserienproduktion des K 70 und dessen Premiere auf dem Genfer Salon werden abgesagt. Vom NSU Ro 80 werden 7811 Einheiten gebaut. Gesamtauflage der NSU-Kleinwagen in diesem Jahr 73.874 Einheiten, davon 60.186 Prinz (davon nur 3730 deutsche Zulassungen)

1970: Im September läuft in neuem Werk in Salzgitter die Fertigung des K 70 als neues VW-Flaggschiff an. Ab November rollen Audi 100 und NSU Ro 80 von denselben Bändern. Vom NSU Ro 80 werden 7200 Einheiten gebaut

1971: Im Oktober erfolgt das Produktionsende für den NSU TTS. Inzwischen wird bereits jeder zweite verkaufte Mazda von einem Kreiskolbenaggregat angetrieben (also über 150.000 Autos jährlich), vom NSU Ro 80 werden aber nur 2916 Einheiten gebaut

1972: Der 500.000. NSU Prinz 4 läuft im Januar vom Band. Die Fertigung der Modelle NSU 1000 und 1200 wird im Dezember eingestellt. Der NSU TT läuft bereits im August aus. In Neckarsulm ist die Entwicklung des 170 PS starken KKM 871 und des 130 PS starken KKM 887 im Gange. Beide Motoren werden in Versuchs- und Vorstandswagen eingebaut, gehen aber nicht im Ro 80 in Serie. Trotz mehrerer Preiserhöhungen verdient Audi NSU kein Geld mit dem Ro 80. Vom NSU Ro 80 werden 4.203 Einheiten gebaut

1973: Am 27. Juli läuft der letzte NSU Prinz 4 vom Band. Vom NSU Ro 80 werden noch 4074 Einheiten gebaut

1974: Der neue Audi 50 schreibt die von NSU begründete Kleinwagentradition fort. Aus dem Audi 50 geht ein Jahr später das Parallelmodell Volkswagen Polo hervor. Vom NSU Ro 80 werden nur noch 1286 Einheiten gebaut

1975: Im Juni Facelift für den Ro 80, erkennbar an gummibelegten Stoßstangen und neuen, größeren Rückleuchten. Das Kennzeichen ist nun zwischen den Rückleuchten positioniert, außerdem neue Ro-80-Schriftzüge. Auch der Motor erfährt Feinschliff. Vom NSU Ro 80 werden 1311 Einheiten gebaut

1976: Audi NSU erprobt noch einmal den 125 kW/170 PS leistenden KKM-871-Motor, der den Ro 80 mindestens 210 km/h schnell macht. Dennoch wird im September nach Erscheinen des Audi 100 (C2) das Ende für die Ro-80-Produktion beschlossen. Vom NSU Ro 80 werden in diesem Jahr 1795 Einheiten gebaut

1977: Am 19. April läuft der 37.374. und letzte NSU Ro 80 vom Band, ein marsrotes Fahrzeug, das fürs Deutsche Museum bestimmt ist. Damit endet nach 91 Jahren der Fahrzeugbau bei NSU. Vom Ro 80 werden 1977 noch 382 Einheiten gebaut

1978: Der einmillionste Mazda mit Kreiskolbenmotor, ein RX-7 wird ausgeliefert

1979: Audi lässt verlauten, dass es vorerst keine neuen Modelle mit Wankelmotor geben wird

1983: Die Audi Sport GmbH (damals noch quattro GmbH) wird in Neckarsulm gegründet

1985: Am 1. Januar wird aus der Audi NSU Auto Union AG die Audi AG, der Firmensitz ist in Ingolstadt. Die Namensrechte und Historie vertritt die neugegründete NSU GmbH

1993: Der Audi ASF (Space Frame Concept) als Vorbote des in Neckarsulm gebauten Audi A8, der ersten Oberklasselimousine mit Alu-Karosserie, wird vorgestellt

1995: Die Heidemann Werke gehen in den Konkurs, aber es gibt weiterhin Fahrräder mit NSU-Logo, denn nun übernimmt die ZEG, Köln (Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft unabhängiger Fahrradfachhändler) das Warenzeichen

1998: Die Sportwagen Audi TT/TTS zitiert im Namen die legendären Kraftzwerge NSU TT und TTS

2012: Die Ära der NSU-Fahrräder endet endgültig, denn die ZEG verlängert die Lizenznahme des Warenzeichens nicht. Produktionsende für den Mazda RX-8 als vorläufig letztem Großserienmodell mit Kreiskolbenmotor. Insgesamt hat Mazda rund zwei Millionen Wankelmotoren produziert. Ab 2023 produziert Mazda wieder ein Modell mit Wankelmotor, den Typ MX-30 R-EV

2020: Produktionsstart des vollelektrischen Audi e-tron GT in Neckarsulm, und 2021 beginnt der Aufbau eines Kompetenzzentrums für Hochvoltbatterien

2023: Die Sonderausstellung "150 Jahre NSU" von Audi Tradition und Deutschem Zweirad- und NSU-Museum Neckarsulm ist bis Mai 2024 im Audi Forum Neckarsulm sowie im Zweirad- und NSU-Museum zu sehen

Quelle: ntv.de, Wolfram Nickel, sp-x


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