Ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums hatte die mehrfachen Flüge über die "USS Donald Cook" als unprofessionell, aggressiv und gefährlich bezeichnet. Konaschenkow wies dies zurück. "Der Grund einer solch gekränkten Reaktion unserer amerikanischen Kollegen ist uns offen gestanden unverständlich", sagte der Offizier. Die "USS Donald Cook" sei bei dem Vorfall am 13. April etwa 70 Kilometer von einem russischen Marinestützpunkt entfernt gewesen.
Funkstille beim Anflug
Die Amerikaner bestehen darauf, dass sich die USS Donald Cook jederzeit in internationalen Gewässern befand, und dass die russischen Piloten auf Warnungen in englischer und russischer Sprache nicht reagiert hätten. In US-Medienberichten wird die Position des Schiffes mit etwa 70 Seemeilen (rund 130 Kilometer) vor Kaliningrad angegeben. Die Hafenstadt liegt inmitten der gleichnamigen russischen Exklave, die das Baltikum von der polnischen Ostseeküste trennt.
Das Verhalten der russischen Jagdbomber sei "aggressiver" gewesen als "alles, was wir bisher gesehen haben", zitierte der US-Sender CBS einen Pentagon-Sprecher. Die Militärjets sollen bei zwei getrennten Vorfällen Anfang der Woche mehr als zwölf Mal in niedriger Höhe an dem Kriegsschiff vorbeigezogen sein. Die Rede war von "simulierten Angriffsflügen". Zeitweise soll auch ein russischer Marinehubschrauber vom Typ Ka-27 das Schiff in nächster Nähe umkreist haben.
Gefährliche Machtdemonstration
Die Vorbeiflüge in geringer Höhe erinnert an provokative Manöver aus den wildesten Zeiten des Kalten Krieges. Sicher ist bislang nur: Die unangekündigte Annäherung an ein schwer bewaffnetes Kriegsschiff - egal welcher Nation - birgt in jedem Fall erhebliche Risiken. Nach Maßstäben internationaler Gepflogenheiten im Luftraum lässt sich ein solches Vorgehen schwerlich als professionell bezeichnen.
Bei dem von den russischen Jets bedrängten US-Kriegsschiff handelt es sich um einen Lenkwaffenzerstörer der Arleigh-Burke-Klasse. Die schwimmende Waffenplattform verfügt nicht nur über ein Hightech-System zur elektronischen Luftraumüberwachung, sondern auch über ein ganzes Arsenal an Luftabwehrraketen. Für die Nahbereichsverteidigung ist das rund 150 Meter lange und 20 Meter breite Schiff unter anderem auch mit zwei vollautomatischen Schnellfeuerkanonen vom Typ "Phalanx" ausgestattet.
Waffenstarrendes Kriegsschiff
Die gefährliche Annäherung der russischen Jagdbomber im Tiefflug hätte schnell in eine Katastrophe münden können: In ähnlich gelagerten Fällen ist es schon vorgekommen, dass Abwehrspezialisten an Bord ein schnell anfliegendes Radarsignal als akute Bedrohung einstuften.
In einer solchen Situation bleiben den verantwortlichen Offizieren nur Sekunden, um zwischen einem Feuerbefehl oder einer abwartenden Haltung zu entscheiden. Im Sommer 1988 führte eine Verkettung von Missverständnissen in ähnlicher Ausgangslage zum Abschuss des iranischen Passagierflugzeugs von Flug IR655. Alle 290 Menschen an Bord kamen bei dem Zwischenfall über der Straße von Hormus ums Leben.
Die Besatzung der beiden russischen Kampfjets riskierten mit ihren provokanten Flugmanövern in der Ostsee also durchaus ihr Leben. Solche Scheinangriffe sind dabei kein Einzelfall: Ähnliche Vorfälle gab es zuvor bereits im Schwarzen Meer. Politisch brisantes Detail am Rande: Bei den Maschinen, die sich im Tiefflug bis auf wenige Meter an das US-Kriegsschiff in der Ostsee heranwagten, handelt es sich um zweisitzige Jagdbomber vom Typ Suchoi Su-24.
Erst im vergangenen Herbst hatten die russischen Streitkräfte eine Maschine dieses Typ nach einer angeblichen Verletzung des türkischen Luftraums über der türkisch-syrischen Grenze verloren. Eine türkische Jagdmaschine schoss das Flugzeug ab. Zuvor sollen die beiden Piloten nach Darstellung der türkischen Seite mehrfache Warnungen ignoriert haben.
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