Grunge-Nerds lehren Jauch das Fürchten

  19 April 2016    Gelesen: 705
Grunge-Nerds lehren Jauch das Fürchten
Vergessen wir mal smarte Anwältinnen, es ist schließlich das 21. Jahrhundert. Die wahren Wunderwaffen bei "Wer wird Millionär?": Superkluge "Anarchisten" und Grunge-Kenner, die von Jauch abgeschrieben werden und ihm dann eins überbraten. "Er ist unerträglich. Unerträglich!"
Es hätte so schön werden können und wurde noch viel besser. In der vergangenen Sendung ließ die Chemie zwischen Günther Jauch und der überaus smarten Kandidatin Julia Hartwig auf eine tolle Fortsetzung hoffen. Die junge Strafverteidigerin aus Magdeburg brauchte aber bereits bei der ersten Frage für 8.000 Euro einen Joker und der Moderator wollte sich dieses Mal einfach nicht bezirzen lassen. "Gucken ist erlaubt. Fragen und Anfassen ist verboten", grantelte Jauch. Zur Rettung eilten zwei Herren, die den korrekten Anzugträger in dessen eigene Vorurteilsfalle tappen ließen. Was Jauch extra fuchsig machte. "Am Schlimmsten sind die Klugscheißer", meinte er ein wenig aufgebracht zu Kandidat Karl Maniok. Aber sind die nicht den Besserwissern vorzuziehen?, entgegnete der gelassen.

Sagen wir es mal so: Alexander Reinhardt ist kein guter Freund. Er sollte Hartwig als Telefonjoker dienen. Der Bedienstete des Landes Sachsen-Anhalts aber hatte schon Feierabend und so ging allen Ernstes nur seine Mailbox dran. "Ich fürchte, er hilft uns gar nicht weiter", hatte Jauch zuvor bereits geschwant. Das sollte die so ziemlich zutreffendste Charakterisierung durch den Moderator an diesem Abend bleiben. Ganz nach dem ausgegebenen, royalen Motto "L`état, c`est moi" zeigte sich Jauch ach so gnädig und ließ Hartwig dann noch einen Joker anrufen. Michael Meier wurde von ihm sogleich als "Anarchist" ausgemacht – vermutlich wegen des langen Barts. In einer perfekten Welt hätte Jauch in diesem Augenblick ein Stück Sahnetorte hervorzaubern und genüsslich verzehren müssen.

Der "Anarchist" aber zeigte dem Moderator zum ersten Mal am Montagabend, wo die Kuchengabel hängt. Frage für 32.000 Euro: Auf welche Uhrzeit stellt man um 9.10 Uhr seine Parkscheibe? 9 Uhr, 9.10 Uhr, 9.15 Uhr, 9.30 Uhr. "9.30 Uhr" rief der Joker aus dem Baudezernat Magdeburg, ohne eine Sekunde zu zögern. Die etwas wackelige Hartwig traute dem Blitzurteil nicht so recht. "Woher weißt du so was?", fragte sie misstrauisch. "Ich weiß es nicht", entgegnete der Freund unbekümmert. Er habe das mal irgendwo gehört, vielleicht im Radio. Hartwig: "Und wenn nicht?" Meier: "Dann war`s falsch." Zum Glück war es korrekt, daher umso großartiger und sicherte der Anwältin das Endergebnis von 32.000 Euro.

"Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk"

Wir haben uns zwar schon in der vergangenen Woche aus dem Fenster gelehnt und ein spannendes Duell mit dem Überhangskandidaten prognostiziert. Dieses Mal aber wirklich. Fast könnte man meinen, Maniok wurde nach exakten Spezifikationen in einem Labor von Superhirnen gebacken. Ihre Mission: Mache Günther Jauch fertig. Der reagiert nämlich besonders empfindlich auf Mützenträger, Vollbartherren oder allgemein nach Lotter-Studentendasein aussehende Typen. Sobald die ihm dann aber (entgegen seiner Erwartung?) eine korrekte Antwort nach der nächsten geben, gerät Jauchs Nervenkostüm etwas außer Form.

Den ersten Ausfall gab es herrlicherweise beim Thema Grunge. Für 4.000 Euro sollte der 28-jährige Doktorand der Chemiedidaktik die Wiege des Musikstils identifizieren. Ihm half da sein eigener Geschmack. Klar, Seattle, mit Nirvana, Pearl Jam, und da gab es ja noch das Lied "Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk" einer deutschen Band aus den 90er Jahren. Es folgte Jauchs Klugscheißer-Kommentar, dann aber wollte er den Kandidaten doch noch etwas bloßstellen. Und wie hieß denn die eben zitierte Band?, bohrte der Moderator nach. Tocotronic, entgegnete Maniok gelassen und Jauch entfuhr ein überraschend von Herzen kommendes "Scheiße!". "Wie kriegen wir den weg?", fragte der Moderator und in einer perfekten Welt hätte er in diesem Moment gedankenverloren eine weiße Perserkatze gestreichelt.

Es folgte Schlag auf Schlag. Manioks gleichgesinnte Freundin und der Telefonjoker brauchte die Antworten gar nicht alle zu hören, um die korrekte (Top Coat bezeichnet eine Art Nagellack) auszurufen. Es blieb genügend Zeit, um noch die Katze daheim grüßen zu lassen. Der Moderator guckte bedröppelt und fand sich allmählich mit seinem Schicksal ab: "Er ist unerträglich. Unerträglich. Stimmt alles." Jauch konnte es aber einfach nicht gut sein lassen und zückte seinen eigenen Klischee-Joker. "Wohnen Sie denn noch zuhause?", fragte er seinen Kandidaten scheinheilig. "Ja, wo soll ich denn sonst wohnen außer zuhause?", antwortete der Kölner souverän. Das Publikum tobte. Jauch schlug die Hand vors Gesicht. Nächsten Montag geht es mit der 32.000-Euro-Frage weiter. Genug Zeit, um wenigstens einen kleinen Ziegenbart sprießen zu lassen?

Quelle: n-tv.de

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