Gleichberechtigung in Deutschland: Jeder Dritte fühlt sich diskriminiert

  19 April 2016    Gelesen: 725
Gleichberechtigung in Deutschland: Jeder Dritte fühlt sich diskriminiert
Sexismus, Rassismus, Intoleranz in jeder Form: Viele Menschen in Deutschland fühlen sich herabgewürdigt, vor allem im Job. Eine groß angelegte Umfrage hat nun herausgefunden, wer besonders betroffen ist.
Fast jeder Dritte in Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahren Diskriminierung erlebt - besonders häufig wegen des Alters oder des Geschlechts. Das geht aus einer wissenschaftlichen Erhebung hervor, die die Antidiskriminierungsstelle des Bundes nun vorgestellt hat.

31,4 Prozent der Befragten gaben demnach an, benachteiligt worden zu sein. Verbreitet ist dies vor allem bei der Arbeit: Knapp die Hälfte der nach eigenen Angaben Benachteiligten hatten die Diskriminierungen im Job erlebt.

"Diskriminierung ist alles andere als ein Nischenthema", sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders. Benachteiligungen wegen des Alters gaben 14,8 Prozent an, wegen des Geschlechts 9,2 Prozent, aufgrund von Religion oder Weltanschauung 8,8 Prozent. Weitere Gründe waren demnach die ethnische Herkunft (8,4 Prozent), eine Behinderung (7,9 Prozent) und die sexuelle Orientierung (2,4 Prozent).

Die Umfrage hatte das Bielefelder Institut für Sozialforschung und Kommunikation gemeinsam mit dem Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung der Humboldt-Universität durchgeführt. Die Befragung, an der etwa 18.000 Menschen teilnahmen, ist die größte, die es bislang in Deutschland zu diesem Thema gegeben hat.

"Es muss möglich sein, Betroffene effektiv zu unterstützen"

Diskriminierungen im Arbeitsleben erfolgen demnach vergleichsweise häufig aufgrund des Lebensalters sowie des Geschlechts. Wegen ihrer sexuellen Orientierung oder aus rassistischen Gründen werden Menschen hingegen überdurchschnittlich häufig in der Öffentlichkeit und im Freizeitbereich diskriminiert, etwa auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Sportvereinen.

Fast sechs von zehn Betroffenen (59,6 Prozent) haben auf die Diskriminierung reagiert, etwa indem sie versuchten, öffentlich darauf aufmerksam zu machen oder Beratungsangebote zu nutzen. "Die Menschen sind nicht gewillt, Diskriminierung einfach zu erdulden", sagte Lüders. Sie bräuchten aber mehr Unterstützung.

Deshalb müsse der gesetzliche Diskriminierungsschutz verbessert werden, etwa durch ein eigenes Klagerecht für Verbände sowie für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. "Es muss endlich möglich sein, Betroffene vor Gericht effektiv zu unterstützen - wie es in vielen anderen europäischen Ländern längst möglich ist."

Quelle : spiegel.de

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