Kaum Materialkosten: Lehm-Häuser aus dem Drucker
WASP und der Gründer des Projekts, Massimo Moretti wollen mit dem Drucker vor allem die Wohnqualität in der dritten Welt steigern. Im Magazin Techtimes legt Moretti Zahlen vor, nach denen es bis zum Jahr 2030 weltweit über vier Milliarden Menschen geben wird, die von einem Jahreseinkommen von weniger als 3.000 US-Dollar leben und wohnen müssen. Um diesen Bedarf decken zu können, müssen neue Wege gegangen werden, wie mit seinem Riesendrucker.
Big Delta besteht aus einem sechseckigen Grundgerüst, das von drei senkrechten Schienen getragen wird. An diesen Schienen ist auch der Druckerkopf befestigt, der so wie ein Pendel durch das gesamte Gerüst bewegt werden kann. Für den Druck wird ein Gemisch aus Wasser, Lehm und Pflanzenfasern verwendet.
2012 begannen Moretti und sein Team an den Arbeiten für Prototypen. Dabei handelte es sich noch um Modelle mit deutlich geringeren Ausmaßen. Nach den ersten viel versprechenden Tests baute das Team den ersten Drucker in der geplanten Größe. Im September druckten die Entwickler das erste Lehmhaus auf einer Wiese nahe Ravenna, einem Ort an der Mittelmeerküste, etwa 70 Kilometer östlich von Bologna.
Vom Prinzip her unterscheidet sich Big Delta also nicht von anderen 3D-Druckern, die mit Kunststoffen arbeiten. Der Druckkopf schwingt an den Schienen durch das Gerüst und trägt so Schicht für Schicht aufeinander. Nur die verwendeten Materialien und die Größe unterscheidet sich deutlich. Das Gerüst von Big Delta ist aus Leichtmetall gefertigt. Es ist relativ günstig und trotz seiner Größe leicht auf- und abbaubar. Aufgrund des relativ geringen Gewichts lässt es sich auch leicht von einem Ort zum anderen transportieren.
Ist der Lehm erst einmal getrocknet, ist er sehr lange haltbar und sorgt außerdem für ein angenehmes Klima im Inneren. Vorbilder für die Arbeit der italienischen Forscher sind Urvölker in Amerika und Afrika, die ganze Städte aus Lehm bauten, die noch heute erhalten sind. Bei ihren Vorbereitungen besuchten die Italiener auch das marokkanische Aït-Ben-Haddou. Der Ort und seine Lehmbauten wurden zwischen dem 11. und dem 16. Jahrhundert erbaut. Seit 1987 gehört der komplette Ortskern zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Über die Zeit trocknet der Lehm immer mehr aus und wird von Wind und Wetter abgetragen. Deshalb müssten Bewohner der Lehmiglus alle fünf Jahre etwa zwei Zentimeter Lehm auftragen. Angesichts der guten Verfügbarkeit von Lehm und der einfachen Anwendung ist dies ein Garant wie dessen Nachhaltigkeit. Ganz nebenbei ist Lehm völlig umweltverträglich und verfügt über sehr gute Dämmungseigenschaften.
Noch heute bauen viele Stämme Afrikas ihre Hütten aus Lehm und Ton. Und auch in den modernen westlichen Staaten war diese Methode bis in das letzte Jahrhundert noch sehr verbreitet. Allerdings haben das Aufkommen günstiger und moderner Baustoffe wie Beton, Stahl und Glas dafür gesorgt, dass der billige und robuste Baustoff Lehm mehr und mehr aus dem Alltag verschwindet.