US-Präsident Joe Biden hat den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einem zügigen Abkommen über eine Waffenruhe und Freilassung der Geiseln im Gaza-Krieg gedrängt. Biden habe bei dem Treffen im Weißen Haus auf die Notwendigkeit hingewiesen, "die verbleibenden Lücken zu schließen, das Abkommen so schnell wie möglich abzuschließen, die Geiseln nach Hause zu bringen und ein dauerhaftes Ende des Krieges in Gaza zu erreichen", heißt es in einer Mitteilung des Weißen Hauses.
Das Verhältnis zwischen Biden und Netanjahu ist schon lange angespannt. Wegen des Vorgehens der israelischen Führung im Gaza-Krieg hat sich die Stimmung weiter verschlechtert. Bei seinem Treffen mit Netanjahu drängte Biden erneut darauf, die humanitäre Hilfe in Gaza zu verstärken und den Schutz der Zivilbevölkerung zu verbessern. Es sei nötig, "alle Hindernisse für den Fluss von Hilfsgütern zu beseitigen und die Grundversorgung der Bedürftigen wiederherzustellen", heißt es in der Mitteilung weiter.
Biden hatte in einer Fernsehansprache wenige Tage nach seinem Verzicht auf eine erneute Präsidentschaftskandidatur gesagt, er werde sich in den verbleibenden Monaten seiner Amtszeit vorrangig um Anliegen wie die Beendigung des Kriegs im Gazastreifen bemühen.
Die Angehörigen der Geiseln schöpften nach ihrer rund einstündigen Begegnung mit Biden und Netanjahu laut einem Bericht neue Hoffnung, dass ein Deal mit der islamistischen Hamas gelingen könnte. Sie seien nun "optimistischer als zuvor", zitierte das US-Nachrichtenportal "Axios" drei Quellen, die bei dem Treffen dabei waren. Das Treffen habe im Rahmen von Bidens Bemühungen stattgefunden, Druck auf Netanjahu auszuüben, damit dieser ein Abkommen abschließt. Netanjahu habe den Angehörigen im Beisein Bidens zugesagt, Israel werde innerhalb weniger Tage einen aktualisierten Vorschlag für ein Abkommen vorlegen.
Indirekte Verhandlungen gehen weiter
In der kommenden Woche sollen die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten vermitteln, in der katarischen Hauptstadt Doha fortgesetzt werden. Netanjahu hatte zuvor noch bei einer Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses entgegen den Hoffnungen von Angehörigen der 115 noch in Gaza verbliebenen Geiseln keine Vereinbarung angekündigt und stattdessen jegliche Kritik am Vorgehen in Gaza zurückgewiesen.
Auch die demokratische Präsidentschaftsbewerberin und US-Vizepräsidentin Kamala Harris forderte bei ihrem Treffen mit Netanjahu die israelische Führung auf, mehr für den Schutz der notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen zu tun. "Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, und es ist wichtig, wie es das tut", sagte die 59-Jährige. Sie habe ihre "ernste Besorgnis über das Ausmaß des menschlichen Leids im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht". Dazu gehöre der Tod von "zu vielen unschuldigen Zivilisten" und die katastrophale humanitäre Lage. "Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen. Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids gefühllos zu werden, und ich werde nicht schweigen", sagte Harris.
Zugleich bekannten sich Harris und Biden zu Israel. Biden habe "das eiserne Engagement der Vereinigten Staaten für die Sicherheit Israels gegen alle Bedrohungen durch den Iran und seine Stellvertreter" bekräftigt, darunter die Hamas in Gaza, die Hisbollah-Miliz im Libanon und die Huthi-Miliz im Jemen, hieß es weiter.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/AFP
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