Der Absatz elektrisch angetriebener Autos geht gerade etwas zurück. Doch nächstes Jahr können die Autohersteller eine solche Kaufzurückhaltung nicht mehr verkraften. Grund ist die weitere Verschärfung der CO2-Grenzwertgesetzgebung von 95 auf 80 Gramm CO2 zugelassenem Durchschnittsausstoß je Kilometer. Das ist lediglich mit einer massiven Elektrifizierung zu erreichen. Die spannende Frage wird sein, was für die Autohersteller günstiger kommt: das Hochfahren der Eigenzulassungen elektrisch angetriebener Fahrzeuge, die Einstellung von Verbrennermodellen - oder aber einfach mal die Einführung von Modellen, die die Kunden so attraktiv finden, dass sie gar nicht widerstehen können.
Könnte das nun mit dem frisch vorgestellten A6 E-Tron gelingen? Der Erfolg eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs dürfte wesentlich von drei Faktoren abhängen. Blitzschnelles Laden könnte ähnlich entscheidend sein wie eine attraktive Optik. Und obendrein muss es gelingen, gegenüber potenziellen Kunden zu kommunizieren, dass Elektromobilität wirklich funktioniert. Gut - dass der neue A6 E-Tron ins Herz gehen könnte, ist schon gut zu vermitteln, nachdem das Team vor Ort die Tücher zieht, mit denen die ersten Ausstellungsautos verhüllt wurden. Da steht gefühlt ein behutsam weiterentwickelter E-Tron GT, zumindest kommt der jüngste Audi-Stromer nah an dessen Coolness-Faktor heran. Und dann rollt die ganze Angelegenheit auch noch als Kombi an den Start. Genau so etwas braucht Europa, nicht wahr?
Der Audi A6 E-Tron lädt pfeilschnell
Mal auf den Faktor Laden schauen. Da sich unter dem Blech die PPE-Plattform verbirgt, auf der auch der jüngst eingeführte Q6 basiert, gelten die gleichen pfeilschnellen Bedingungen, Strom in den Akku zu bekommen, wie beim neuesten Elektro-SUV. Heißt im Klartext: binnen 21 Minuten lädt die Batterie von 10 auf 80 Prozent (270 kW Spitzenladeleistung). Und das 800-Volt-System ballert wahrlich viel Energie in den Speicher, denn dieser nimmt propere 100 kWh auf. Genug übrigens, um bis zu 750 Kilometer (je nach Konfiguration) an einem Stück fahren zu können laut WLTP.
Die Varianten mit Heckantrieb sind dabei effizienter als die Quattro-Ausführungen. Mit Paarung von Asynchron- und permanenterregter Synchronmaschine bekunden die Oberbayern allerdings das Streben nach hoher Effizienz. Zucken Sie schon, lieber Famiilienvater-Vielfahrer? Wer beim (teuren) Faktor Akku sparen könnte, kann später auch zu einer Version mit knapp über 80 Kilowattstunden greifen.
Der Kombi-Kofferraum sieht übrigens groß aus. Damit könnte man ja glatt auch mal einen größeren Einkauf im Baumarkt starten. Klingt gut, oder?
Und dann appellieren da ja auch noch diverse Lichtspielereien an das Herz potenzieller Kunden. Ein feuerrot beleuchtetes Audi-Logo als Balz-Beschleuniger für Menschen, die schon fast alles haben. Oder die aktive Lichtsignatur mit einstellbaren Grafiken. Unnötig, aber schon cool. Audi selbst würde jetzt protestieren und den Sicherheitswert hervorheben. Immerhin werden auch illuminierte Warndreiecke eingeblendet bei einer Notbremsung oder im Falle einer Car-to-X-Info über eine etwaige Gefahrenstelle.
Viel Display und Platz sind in diesem Segment State of the Art
Dann mal ab in das Innenleben des Ausstellungsfahrzeugs und umfassend begutachten, wenn man schon nicht fahren darf hier und heute. Hat Audi etwa die Kreativität verlassen? Die große Screen-Einheit ist ja durchaus wohlgeformt, aber auch irgendwie eins zu eins übernommen aus Q6 und A5. Schwamm drüber, ist schließlich nicht unbedingt so, als würden andere Hersteller es nicht genauso machen. Hier gehen Kosteneinsparungen ganz klar vor Ideenreichtum.
Immerhin bekommt der Beifahrer auf Wunsch ein eigenes Display und für den Fahrer gibt es als Zückerchen noch ein umfangreiches Head-up-Display mit Augmented-Reality-Einlagen. Hinzu kommt eine Sprachbedienung mit Chat-GPT-Integration. Man kann die Maschine ruhig auch mal nach der Einwohnerzahl von Ingolstadt fragen. Noch einen Hinweis zu den Platzverhältnissen: Dass man im rund fünf Meter langen A6 jetzt nicht beengt sitzt, ist selbstverständlich. Vor allem hinten ist die Freiheit für die Beine schon bemerkenswert üppig.
Ansonsten bleibt vor der irgendwann noch stattfindenden Fahrt bloß das Herunterrattern technischer Daten. Könnte aber ganz spannend sein. Beispielsweise, dass der A6 E-Tron nicht so eng an der Tempoleine hängt mit 240 km/h Topspeed. Aber jetzt bitte nicht zu früh freuen, das gilt nämlich nur für das sicherlich kostspielige S-Modell (550 PS). Der Rest muss bei 210 Sachen verharren. Das ist jetzt natürlich ein speziell deutsches Problem, jedoch nicht ganz unwichtig für manchen Geschmack. Die Basis (Heckantrieb) kommt immerhin schon mit 367 PS um die Ecke, also mangelnde Potenz lässt sich keinem A6-E-Tron-Exemplar vorwerfen. Audi wird aber noch mit einem etwas schwächeren Grundmodell um die Ecke kommen.
Die kurze Sitzprobe lässt denn auch erahnen, dass man in diesem geräuschlos angetriebenen Ingolstädter selbst nach vielen Kilometern am Stück noch halbwegs gut gelaunt aussteigt. Die Polster fühlen sich nämlich fein an. Alles andere wäre in dieser Liga natürlich auch frech. Features wie Luftfederung, Kameras statt Außenspiegel oder ein per Knopfdruck abzudunkelndes Panorama-Glasdach winken auch noch.
Auf den Geschmack gekommen? Im Herbst sollen die Auslieferungen starten.
Quelle: ntv.de
Tags: