Dacia Jogger als Kleincamper im Test

  28 Auqust 2024    Gelesen: 553
  Dacia Jogger als Kleincamper im Test

Mit dem Jogger bietet Dacia ein extrem günstiges Familienauto, das sich mit speziellem Camping-Zubehör von Dacia für wenig Geld sogar zum Camper umbauen lässt. Der hat allerdings einige systembedingte Schwächen.

Für viele ist der Traum vom Wohnmobil, sofern sie keine Dauerbaustelle wollen, schlicht zu teuer. Alternativ gibt es Lösungen für kleines Geld, wie zum Beispiel ein Schlafpaket für den Dacia Jogger. Damit lässt sich das Heck des Kombis bei Bedarf in wenigen Minuten in ein Nachtquartier verwandeln. Die Lösung ist durchdacht und bietet ein spontan verfügbares Bett für zwei Personen. Als Camper ist dieses Provisorium jedoch ein nur mäßig überzeugender Kompromiss, vor allem wenn ein Heckzelt angehängt wird.

Dacia bietet im Zubehörprogramm für den Jogger mehrere Camping-Accessoires an. Das 1650 Euro teure Schlafpaket, bestehend aus einer Holzbox und einer Faltmatratze, macht aus dem Jogger ein bescheidenes Campingmobil. Rund 300 Euro kostet ein Verdunklungspaket, das vor neugierigen Blicken und Sonnenlicht schützt. Ergänzt werden kann dies durch ein 560 Euro teures Heckzelt, das über die geöffnete Heckklappe gehängt wird und dann zusammen mit dem Jogger einen großen Aufenthaltsraum sowie ein zusätzliches Innenzelt für drei Personen bietet. In der Summe lassen sich so bis zu fünf Schlafplätze bereitstellen.

Unser Testfahrzeug war außerdem mit einer großen Dachbox (430 Euro) und einem Aluminium-Dachträger für 237 Euro ausgestattet. Wer dieses Camping- und Freizeitzubehör bestellt, muss rund 3000 Euro zusätzlich investieren. Für ein Campingabenteuer mit Kind und Kegel ist man dann auf jeden Fall gut gerüstet. Als dreiköpfige Familie haben wir uns für ein Campingwochenende ein solches Fahrzeug mit allem oben genannten Zubehör gegönnt. Platzprobleme gab es keine, mit der großen Dachbox und einer nur mit einer Person besetzten Rückbank war mehr als genug Stauraum für das reichlich vorhandene Gepäck vorhanden, auch wenn die Holzbox den Kofferraum deutlich verkleinert.

Vom Holzkasten zum Bettgestell

Auch das auf dem Campingplatz aufgebaute Freiluftcamp ist großzügig dimensioniert. Mit wenigen Handgriffen lässt sich der Holzkasten in ein Bettgestell verwandeln, das über die umgeklappte Rücksitzlehne bis zu den Vordersitzlehnen reicht. Die Konstruktion, die fest mit den Verzurrösen des Kofferraums verbunden wird, ist solide und passgenau. Darauf wird eine dreiteilige Schaumstoffmatratze gelegt - fertig ist die etwa 1,90 x 1,30 Meter große Schlafstätte. In alle Scheiben des Joggers haben wir noch die passgenauen Verdunklungseinsätze aus schwarzem Stoff und flexiblem Metallrahmen eingesetzt, was einige Minuten in Anspruch nahm.

Etwas aufwendiger war der Aufbau des Heckzelts. Steht es, wird das hintere Ende über die geöffnete Heckklappe geworfen und die Zeltplane zusätzlich mit Gurten am Jogger befestigt, was mitunter fummelig sein kann. Schön ist der große zusätzliche Raum unter Zelthaut und Heckklappe. Hier kann man sich zum Beispiel vor Regen geschützt aufhalten oder etwas kochen. Als Koch- und Esstisch dient ein Brett, das aus der hölzernen Schlafbox ausgeklappt wird. Außerdem gibt es einen geschützten Durchgang zwischen dem Bett im Jogger und dem Innenzelt, das in zwei Richtungen geöffnet werden kann.

Zelt groß, aber Qualität mau

Damit ist das Zelt recht großzügig dimensioniert und bietet gleichzeitig ein kleines Packmaß. Allerdings lässt die Qualität der Stoffhütte zu wünschen übrig. Der Außenhaut fühlt sich sehr dünn und synthetisch an. Die Reißverschlüsse und Heringe sind schlichtweg das Gegenteil von stabil. Als nach der ersten Nacht am frühen Morgen die Sonne aufging, wurde es zudem im Zeltinneren sehr schnell unerträglich heiß. Der Luftzug, der durch das Öffnen der beiden Eingänge erzeugt wurde, brachte nur kurzfristig Linderung. Bestes Sommerwetter war angesagt, kein Regen. So konnten wir das Zelt nicht auf Wetterfestigkeit testen.

Auch dem Filius wurde es im Dacia trotz geöffneter Heckklappe schnell zu warm. Außerdem plagten ihn viele Mückenstiche, denn bei geöffneter Heckklappe gibt es im Gegensatz zum Innenzelt mit seinen Moskitonetzen keinen Schutz vor den Plagegeistern. Mit der Qualität der Matratze war er hingegen sehr zufrieden.

Um morgens Brötchen zu holen, musste das Zelt vom Auto getrennt und das Heckbett umgebaut werden. Das ist etwas umständlich. Für die zweite Nacht haben wir deshalb die beiden Schlafkabinen nicht mehr miteinander verbunden. So war es zwar möglich, im Jogger moskitogeschützt zu schlafen, aber das Hitzeproblem verschärfte sich in der Morgensonne. Und am Zelt hing der Stoff vom Verbindungsstück plump herunter.

Geld besser in gute Campingausrüstung investieren

Nach dem Wochenende stand jedenfalls fest, dass das Geld für das Campingzubehör des Joggers besser in eine gute Campingausrüstung investiert werden sollte, die unabhängig vom Fahrzeug aufgebaut werden kann. Mit einem solchen Aufbau kann man das Auto jederzeit spontan und flexibel auch als Auto nutzen.

Der über viereinhalb Meter lange Dacia Jogger ist übrigens mit seinem Platzangebot im Innenraum und dem großen Kofferraum für viele Alltagssituationen und als Urlaubsauto eine gute Wahl. Immerhin passen mehr als 1800 Liter in den Kofferraum, sofern kein Schlafpaket montiert und die Rücksitzlehne umgeklappt ist.

Angetrieben wurde unser Testauto von einem 74 kW/101 PS starken LPG-Ottomotor, der dank zweier Tanks für Autogas und Benzin eine Reichweite von über 1000 Kilometern hat. Wir sind konsequent mit Gas gefahren. Bei einem Verbrauch von rund neun Litern lagen die Spritkosten pro 100 Kilometer bei günstigen neun Euro.

Unschlagbar günstig

Beim Zelten kommt man oft und schnell mit Campingnachbarn ins Gespräch. Viele interessierten sich für unsere etwas spezielle Campingausrüstung und unter anderem auch für die Preise. Für erstaunte Gesichter sorgte jedes Mal der Jogger. Unser durchaus imposantes und modern wirkendes Exemplar kostet in der Topausstattung Extreme+ rund 21.000 Euro. Hier ist der Franko-Rumäne einfach unschlagbar günstig, zumal er mit einigen Nettigkeiten vorfährt. Im Gegensatz zu früheren Dacia wirkt der Jogger nicht mehr durchweg spartanisch und billig.

Ohne Abstriche geht es bei dem niedrigen Preis aber auch nicht. Den Sitzen mangelt es an Langstreckenkomfort, das Fahrwerk ist etwas indifferent, Geräusche und Vibrationen sind auf hohem Niveau. An all das gewöhnt man sich. Einen deutlichen Unterschied stellten wir allerdings fest, als wir nach zweiwöchiger Testfahrt in ein familientaugliches Elektro-SUV mit Luftfederung umstiegen.

Dacia Jogger 5-Sitzer TCe 100 Eco-G - technische Daten

Fünftüriger, fünfsitziger Kombi der Kompaktklasse

Länge: 4,55 Meter, Breite: 1,78 Meter, Höhe: 1,67 Meter, Radstand: 2,90 Meter, Kofferraum: 607-1819 Liter

1,0-Liter-Dreizylinder-Otto, 75 kW/101 PS, maximales Drehmoment: 160/170 Nm bei 2.900 bis 3.500 U/min, 6-Gang-Schaltgetriebe, Frontantrieb

0-100 km/h: 12,3/12,5 s, Vmax: 180 km/h

Durchschnittsverbrauch: 6,0 l (Benzin), 7,7 l (Autogas), CO2-Ausstoß: 135-118 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Testverbrauch: 9,0 Liter Autogas

Preis: ab 17.900 Euro

Testwagenpreis: 21.250 Euro (ohne Camping-Zubehör)

Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x


Tags:


Newsticker