Auch wenn Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato in den letzten Wochen und Monaten häufig Interviews gegeben hat - alles verrät er noch nicht zur Zukunft der Marke. Manche Dinge gibt er wissentlich nicht preis, bei anderen lässt er Luft zur Spekulation. Klar ist wohl, dass die Marke in den nächsten Jahren zumindest im Zwölfmonatsrhythmus ein neues Modell vorstellen wird. Und nachdem dieses Jahr der Junior an der Reihe ist, sollen 2025 und 2026 die ersten Modelle auf der großen STLA-Plattform erscheinen.
Und an dieser Stelle wird es spannend. Elektrische Giulia-Versionen gelten als gesetzt. Versteht man Imparato richtig, soll die Mittelklasse ausschließlich elektrisch kommen. Und zwar in Leistungsstufen von 340 bis 952 PS. Um bisherige Verbrenner-Fahrer mitzunehmen, die schnelles Tanken gewohnt sind, sollen 700 Kilometer WLTP-Reichweite drin sein. Und beim Bordnetz handelt es sich um eine 800-Volt-Variante, bestätigt der Alfa-CEO. Auf die Frage, ob sich Imparato auch einen Sechszylinder-PHEV vorstellen könne, reagierte er im Interview zwar zurückhaltend, betonte allerdings gleichzeitig, dass alles möglich sei.
Alfa Romeo solle jedenfalls globale Premiummarke werden. Und daher denke man sogar darüber nach, künftig auch im sogenannten E-Segment vertreten zu sein. Die Italiener in der automobilen Oberklasse? Klar passt Luxus zu Alfa, doch dann bleibt die Frage, wie man sich von Maserati differenzieren möchte. Andererseits ist es ja die Marke Alfa Romeo und nicht Maserati, die mit dem Stradale 33 einen millionenschweren Supersportler in der Modellpalette führt.
Ein Hecktriebler soll kommen
Und genau dieser wird in der Modellentwicklung auch noch eine Rolle spielen, erklärt Imparato. Wie genau? Das bleibt bislang weitestgehend Betriebsgeheimnis. Unter dem Codenamen "E-Jet" gibt es längst ein Entwicklungsprojekt mit Hinterradantrieb. Mehr verrät der Markenboss nicht. Wenn das Modell komme, dann richte es sich jedenfalls an die großen Märkte China, Europa sowie die USA.
Also keine auf wenige Stückzahlen limitierte Nummer? Dass bisherige Brera- und GTV-Fahrer künftig einen würdigen Ersatz finden, kann man den Ausführungen des Alfa-Chefs durchaus entnehmen.
Einen Spider bestätigt er aktuell jedoch noch nicht, kann sich aber sehr gut auch einen offenen Alfa Romeo vorstellen. Den soll es aber, wenn überhaupt, erst 2029 geben. Als Basis dafür nennt Imparato die mittlere STLA-Plattform. Den Kern der Marke Alfa Romeo beschreibt der CEO übrigens simpel mit "rot, italienisch und sportlich". Wenn es weiter nichts ist.
Junior Veloce stärker als ursprünglich geplant
Kein Wunder jedenfalls, dass Alfa die (elektrische) Topausführung seines Kleinwagenmodells Junior schnell noch ein bisschen stärker gemacht hat. Statt der ursprünglich anvisierten 240 gibt es jetzt 280 PS. Zusammen mit einer deutlich sportlicheren Fahrwerksabstimmung fährt das Mini-SUV in der Tat bissig und lässt spürbar keinen Mangel an Leistung aufkommen. Zwar ist der nominale Output verglichen mit anderen Stromern im Segment eher moderat, aber der Allradler ist mit bloß 1,6 Tonnen Leergewicht fast schon sensationell leicht. Daher beschleunigt er binnen 5,9 Sekunden auf 100 Sachen. Außerdem lässt Alfa den Kleinen 200 km/h rennen, was im Segment anspruchsvoll ist.
Klar, am Ende muss man auch wissen, dass der Junior nicht die Art Alfa ist, wie sie hartgesottene Alfisti erwarten. Daran ist aber auch gut zu erkennen, dass Alfa Romeo neue Zielgruppen erschließen möchte. Und wenn man bereits ab 29.500 Euro einen schönen Italiener mit dem klangvollen Markennamen bekommen kann, lockt das vielleicht Kunden an, die das Label Alfa Romeo früher einfach nicht auf der Shoppinglist hatten.
Übrigens muss man mit dem Junior nicht zwingend elektrisch fahren. Wer Verbrenner mag, bekommt das auf der sogenannten Common Modular Platform basierende Fahrzeug auch mit dem Konzern bekannten Hybridantrieb. Dieser besteht aus einer Kombination mit 1,2 Liter großem Dreizylinder-Benziner (136 PS) sowie 28 PS starkem Elektroaggregat. Darüber hinaus steht auch noch ein Basisstromer mit 156 PS zur Verfügung. Er ist mit 10.000 Euro Aufpreis gegenüber der Verbrenner-Basis übrigens ungleich teurer. Die Topvariante schlägt gar mit 48.500 Euro zu Buche.
Für die glühenden Alfisti hingegen soll die Marke dann ab dem nächsten Jahr so richtig interessant werden. Und zwar wenn die großen Baureihen starten. Ob rein elektrische Antriebe bei solch emotionalen Fahrzeugen indes Anklang finden werden, wird sich aber noch zeigen. Zur Not müssen dann eben doch wieder Verbrenner her. Gut, dass die STLA-Plattformen flexibel sind. Und dann könnte der Sechszylinder den Fans doch noch länger erhalten bleiben als vermutet.
Was am Ende wirklich realisiert wird, bleibt sowieso abzuwarten. So viel haben Alfa-Manager in der Vergangenheit schon versprochen, was nicht eingetreten ist. Dennoch halten die Fans zu ihrer Marke. Wenn das keine Leidenschaft ist.
Quelle: ntv.de
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