Nach dem Fund von sechs getöteten Geiseln der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen hat der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu um "Vergebung" gebeten. "Ich bitte Sie um Vergebung, dass ich sie nicht lebend zurückgebracht habe", sagte Netanjahu bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. "Wir waren nah dran, aber es ist uns nicht gelungen."
Die Hamas werde einen "sehr hohen Preis" für den Tod von sechs israelischen Geiseln zahlen, deren Leichen in einem unterirdischen Tunnel im Süden des Gazastreifens entdeckt worden waren. Das israelische Gesundheitsministerium teilte Medienberichten zufolge mit, die Geiseln seien etwa 48 bis 72 Stunden vor der Autopsie aus nächster Nähe erschossen worden. "Israel wird dieses Massaker nicht durchgehen lassen", sagte Netanjahu. Er habe sich bei den Familien der Toten entschuldigt.
Auf Demonstrationen in mehreren Teilen Israels hatten zuvor Tausende Menschen ein Abkommen über die Freilassung der noch immer von der islamistischen Hamas im Gazastreifen gefangen gehaltenen israelischen Geiseln gefordert.
Auch in der Nähe von Netanjahus Wohnhaus kam es wenige Stunden nach der Beerdigung einer getöteten Geisel zu Protesten mit Hunderten Teilnehmern. "Eure Entscheidungen führen zu ihrem Tod", zitierten israelische Medien aus der Rede eines Mannes, dessen Bruder noch immer im Gazastreifen festgehalten wird.
"Jeder Tag könnte ihr letzter sein"
Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden Netanjahus Bemühungen um ein Abkommen zur Befreiung als nicht ausreichend bezeichnet. Angehörige der Geiseln würdigten in einer am Abend veröffentlichten Stellungnahme Bidens Bemühungen um ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln und forderte von Netanjahu ähnliche Entschlossenheit. "Die Menschen in Israel werden nicht zulassen, dass die fast elf Monate andauernde Vernachlässigung der Geiseln andauert", hieß es darin. "Jeder Tag könnte ihr letzter sein, wie die Tötung der sechs Geiseln in den vergangenen Tagen gezeigt hat."
Auf seiner Pressekonferenz beharrte Netanjahu auf der Kontrolle des sogenannten Philadelphi-Korridors, einem etwa 14 Kilometer langen Streifen an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. "Wir werden den Philadelphi-Korridor nicht aufgeben", sagte er. Dies sei eine strategische und politische Notwendigkeit für Israel. Doch ein Verbleib des israelischen Militärs in dem Gebiet dürfte ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln, die sich noch in der Gewalt der islamistischen Hamas befinden, äußerst schwierig machen. Sowohl die Hamas als auch Ägypten verlangen, dass Israel seine Truppen zurückzieht.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP
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