Russland meldet Tote nach Granatenangriffen auf Belgorod

  03 Oktober 2024    Gelesen: 63
  Russland meldet Tote nach Granatenangriffen auf Belgorod

Nach russischen Angaben sterben bei einem ukrainischen Angriff auf russisches Gebiet drei Menschen. Im eigenen Land gerät die Ukraine militärisch immer stärker unter Druck. Selenskyj fordert mehr Hilfe aus dem Westen - eine Koalition wie für Israel.

Bei ukrainischen Granatenangriffen auf das grenznahe russische Gebiet Belgorod sind Behördenangaben zufolge drei Zivilisten getötet und vierundzwanzig weitere verletzt worden. Unter den Verletzten waren laut dem regionalen Gesundheitsminister Andrej Ikonnikow auch zwei Kinder. Der Angriff am Mittwoch habe auf Wohngebiete gezielt, teilte der Minister laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass bei Telegram mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine klagen grenznahe Regionen in Russland über zunehmenden Beschuss aus dem Nachbarland. Die Zahl der Opfer und das Ausmaß der Schäden stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den von Moskau angerichteten Zerstörungen in der Ukraine.

Nach ukrainischen Angaben wurden unterdessen bei einem russischen Bombenangriff auf das Wohnviertel Saltiwka im Norden der ostukrainischen Großstadt Charkiw mindestens zehn Menschen verletzt, darunter ein drei Jahre altes Kind. Die Bombe habe ein fünfstöckiges Wohngebäude getroffen, teilte der ukrainische Rettungsdienst in der Nacht bei Telegram mit. Dabei wurden den Angaben zufolge die Fassade und mehrere Wohnungen in den oberen Stockwerken schwer beschädigt. Es brach ein Brand aus. Auch mehrere Autos fingen demnach Feuer.

Selenskyj: Schwierige Lage im Gebiet Donezk

Rettungskräfte seien im Einsatz, um nach möglichen weiteren Betroffenen zu suchen, hieß es. "Damit solche russischen Angriffe aufhören, muss die Ukraine die erforderliche und vor allem ausreichende Unterstützung aus der Welt, von Partnern, erhalten", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr. Die Staatenführer wüssten genau, was zu tun ist und müssten noch entschlossener handeln, meinte er.

Der Präsident räumte nach Gesprächen mit dem Oberkommandierenden der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, erneut ein, dass die Lage besonders im Gebiet Donezk schwierig sei für das Militär. Zuvor hatte die ukrainische Armee den Verlust der strategisch wichtigen und seit Langem umkämpften Stadt Wuhledar bestätigt.

In seiner abendlichen Videoansprache forderte Selenskyj angesichts der schwierigen militärischen Lage eine entschlossenere Hilfe wie im Fall Israels. "Jedes Mal im Nahen Osten während der brutalen iranischen Angriffe sehen wir die Zusammenarbeit der internationalen Koalition", sagte er. Er dankte allen Staaten, die dabei helfen, die ukrainische Flugabwehr zu stärken. Aber es sei mehr möglich.

Selenskyj pocht auf Langstreckenwaffen für russisches Hinterland
"Und wir können eine noch größere Wirksamkeit erreichen. Wir können dem russischen Terror ein Ende setzen, indem wir Shahed-Drohnen abschießen, indem wir in Zusammenarbeit Raketen abschießen", sagte Selenskyj mit Blick auf russische Angriffe auch nahe der Grenze von NATO-Mitglied Rumänien. Dort hätten die russischen Drohnen zivile Infrastruktur, einen Fährhafen, Lastwagen und eine Lagerhalle mit Getreide im Visier gehabt.

Es sei nötig, die Partner im Westen von jenen Schritten zu überzeugen, die die militärische Lage radikal und strategisch ändern können. Dafür brauche es Waffen mit großer Reichweite, sagte Selenskyj. Er fordert bereits seit Monaten vom Westen die Freigabe der Waffen für Angriffe auf Ziele weit im russischen Hinterland, um Moskau in dem Krieg zu schwächen. "Wir brauchen wirklich diese Entschlossenheit von unseren Partnern", betonte er.

Der Präsident betonte in Kiew, dass nun auf allen Ebenen und in jedem Bereich Vorbereitungen getroffen würden, um in diesem Herbst noch maximale Ergebnisse zu erreichen. Am 12. Oktober ist ein großes Treffen der Ukraine-Unterstützergruppe im rheinland-pfälzischen Ramstein geplant. Die Ukraine will laut Selenskyj dort erklären, welche Chancen es noch gebe. Zudem informierte er über personelle Veränderungen beim Auslandsgeheimdienst, um diesen weiter zu stärken.

Neue Schutzbunker für Schulkinder

Selenskyj traf in Kiew erneut die Leiterin der Behörde für internationale Entwicklung USAID, Samantha Power, mit der er erst Ende September in den USA Gespräche über den Wiederaufbau des Landes geführt hatte. Bei dem jetzigen Treffen sei es um die Stärkung des Energiesystems der Ukraine und um den Bau von Schutzbunkern für Schulkinder gegangen, teilte er auch auf X mit.

Viele Kinder lernen in Schulräumen unter der Erde wegen der russischen Bombardierungen. Die Ukraine braucht nach eigenen Angaben vor allem auch zur Vorbereitung auf den Winter Hilfe bei der Instandsetzung der nach russischen Angriffen zerstörten Energie-Infrastruktur.

"Wir wissen die gesamte Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Ukraine - militärisch, politisch, wirtschaftlich und humanitär - sehr zu schätzen", sagte Selenskyj bei dem Treffen mit Power. "Gemeinsam verteidigen wir nicht nur die Ukraine, sondern jede Nation, die in Freiheit, Demokratie und Frieden leben möchte."

Internationales Forum der Verteidigungsindustrie in Kiew

Nach einem Treffen mit Spitzenvertretern von Rüstungskonzernen in Kiew kündigte Selenskyj weitere Kooperationen mit den Unternehmen zur Stärkung des ukrainischen Verteidigungssektors an. Schon seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als zweieinhalb Jahren habe die Waffenproduktion ein beachtliches Wachstum gezeigt, sagte er.

"Wir brauchen ausländisches Fachwissen, Zugang zu Lieferketten und Technologie, um dieses Wachstum fortzusetzen", sagte Selenskyj. Er hatte immer wieder angekündigt, das Land zu einem der führenden Waffenproduzenten der Welt machen zu wollen. Dagegen hat Russland das Kriegsziel genannt, das in die NATO strebende Nachbarland auch "entmilitarisieren" zu wollen.

Nach Selenskyjs Angaben waren Vertreter aus mehr als 30 Ländern und von fast 300 Unternehmen nach Kiew gekommen, um am zweiten internationalen Forum der Verteidigungsindustrie teilzunehmen. Die Ukraine hatte zuletzt vor allem ihre Drohnenproduktion deutlich ausgebaut, um auch Ziele auf russischem Staatsgebiet zu treffen. Dabei waren zuletzt immer wieder große russische Munitions- und Treibstoffdepots zerstört worden.

Quelle: ntv.de, chl/dpa


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